Band:

Spock's Beard

Biografie

Ted Leonard - Gesang, Gitarre

Alan Morse - Gitarren, Gesang

Ryo Okumoto - Keyboards, Gesang

Dave Meros - Bass, Gesang

Jimmy Keegan - Drums, Gesang



Bei all dem in der Band steckenden Talent in punkto Songwriter und Multiinstrumentalisten, gab es kaum mehr als eine kleine Pause, als Neal Morse, Leadsänger und Keyboarder von Spock's Beard, ankündigte, er wolle die Band verlassen. Der Grund dafür war, dass sich Morse stärker auf sein Leben als gläubiger Christ konzentrieren wolle. Neal war zweifellos ein großes Teil des Puzzles. Und selbst wenn Skeptiker den Fortbestand der Band bezweifelten, so wussten doch Fans und Anhänger von Amerikas wichtigstem Aushängeschild in Sachen Progressive Rock, dass Al, Ryo, Dave und Nick wie ein Phönix aus der Asche wiederauferstehen könnten.

Das Ergebnis ist das siebte Studiowerk der Band namens "Feel Euphoria", eine Platte, bei der Drummer Nick D'Virgilio vom Schlagzeug aufsteht und dafür die größte, abwechslungsreichste und vielfältigste stimmliche Tour de Force in der gesamten Laufbahn der Band abliefert. PROBLEM GELÖST. In einer vielleicht überzeugenderen Art als die Lehrmeister dieser Idee, Phil Collins und Dave Grohl, und unter der Voraussetzung, dass Nick sich bereits als fähiger Co-Sänger für Spock's Beard erwiesen hat, er sich bereits als Solo-Künstler etabliert hat und dass er beinahe jedes Instrument zu meistern versteht, welches man ihm in die Hand drückt, wird man ihn während der Spock's Beard Konzerte größtenteils singen und Rhythmusgitarre spielen hören.

"Der Verlust von Neal war zunächst eine Überraschung", erklärt Nick, "etwas, das ganz klar niemand von uns wirklich erwartet hatte. Dann, als wir begriffen, dass es ihm Ernst war, war ich es, der eine grundlegende Entscheidung traf: Ich wollte die Band noch nicht aufgeben und bemühte mich irgendwie darum. Ich nahm die Zügel in die Hand und sorgte dafür, dass die Jungs mit aufsprangen."

Nick beschreibt "Feel Euphoria" als "experimentellen and härteren Rock. Es ist anders, weil jeder in der Band komponiert. Es ist ausdrucksstärker und dunkler." Was nicht heißt, dass das Album sich von den eleganten Markenzeichen Spock's Beard entfernt. Zu den unzähligen Soli gesellen sich verblüffende Melodien und eine Wahnsinnsproduktion, und es gibt tatsächlich einen Longsong in sechs Teilen namens "Sid".

"Das war das erste Stück, das ich für die neue Platte schrieb", erzählt Nick. "Im Grunde wollte ich etwas im Stil der alten Beard schreiben und damit den Jungs beweisen, dass wir die Band weiterführen sollten. Und den Fans wollte ich zeigen, dass wir nach wie vor eine Prog-Rock-Band sind. Also zog ich das durch. Das Lied handelt von einem Typen, der zu einem Fiesling heranwächst und sich den Weg zur Spitze eines Unternehmens mit miesen und gemeinen Methoden freikämpft; im Wesentlichen ist er ein Intrigant. Er kommt ganz nach oben und erkennt dann, dass er ganz allein ist und keine Freunde hat. Er sieht sich selber an, und gegen Ende des Songs begreift er, dass er sein Leben so nicht leben kann, weil er einsam ist."

Der Track ist ein Mahlstrom brillanter, für Spock's Beard typischer Musikalität und hemmungsloser kreativer Freiheit. Diese Freiheit ist praktisch auf dem gesamten Album und bei der Besetzung zu spüren. Keyboarder Ryo Okumoto beeindruckt besonders, stürmisch mit der Purple-esken Hammond B3 und C3 agierend, aber auch mit vielen anderen Sounds, die unmissverständlich progressiv sind - und doch auch modern.

D'Virgilio meint, nach seinem eigenen Rollenwechsel sei die größte Veränderung der Positionen innerhalb der Band jene von Ryo, danach die von Al. "Ryo hat nun fast alle Keyboards übernommen, er spielt alles. Zuvor spielte Neal das Piano und die Synthie-Melodien, wogegen Ryo hauptsächlich Orgel und Mellotron zum Einsatz brachte. Bei den Keybaords ist Ryo jetzt "Mädchen für alles". Und die Veränderung bei Al betrifft das Songwriting. Er schreibt nun viel mehr. Er hat nicht Neal um sich, um irgendwie... Er konnte im Studio selbst über seine Gitarrenparts entscheiden, was für ihn sehr befreiend war. In der Hinsicht fiel im Studio eine große Last von ihm ab. Für ihn war entscheidend, was ihm in Gedanken vorschwebte. Er spielte sich wirklich den Arsch ab [lacht]. Alle Gitarrensoli sind großartig. Die Art, wie er im dritten Teil bei "Sid", "You Don't Know", spielte, haut mich wirklich um, so ähnlich wie Stevie Ray Vaughn trifft auf ich weiß nicht wen, na ja, wer eben gute Gitarrensoli spielt [lacht]. Wirklich feinsinniges Zeug. Und nicht zu vergessen die Queen-artigen Momente. Außerdem, wieder in "Sid", im dem Abschnitt namens "Judge", gibt es einen tollen Part im Stile von Ted Nugent. Also, es ist einfach eine wahnsinnige Rockband, durch und durch. Er hat für die Platte ganz sicherlich ein cooles Rockelement beigesteuert. Aber auch Ryo, wie er auf "Ghost Of Autumn" Klavier spielt, ist ganz große Klasse. Ich hatte noch nie die Gelegenheit, Ryo auf diese Weise spielen zu hören. Es ist geradlinig, nicht sehr kunstvoll, sondern hier ist schlicht lässiges Pop-Keyboard zu hören. Und natürlich spielt er großartige Orgelsoli, wie er es immer tut."

Noch eine Veränderung macht dieses Album so kraftvoll und geschlossen und das ist der neue Geist der Zusammenarbeit, oder präziser ausgedrückt, der "Konsolidierung". Nicht nur hat die Band den inneren Zusammenhalt durch den Beitrag des langjährigen "Ehrenmitglieds" John Boegehold gestärkt (Co-Autor bei vier Stücken, zumeist Textdichter), sondern auch Toningenieur und Mischer Rich Mouser machte einen Schritt nach vorn und brachte die Band dazu, geschlossener zu arbeiten.

"Insgesamt ging alles recht schnell", meint Nick, "es dauerte ungefähr genauso lange wie bei unseren anderen Platten. Aber ich persönlich war sehr viel öfters im Studio als je zuvor, was eben vor allem mit dem Gesang zusammenhängt. Auf diese Weise haben wir früher nie aufgenommen. Jeder nahm seine Spuren bei sich zu Hause auf. Wir heuerten Rich an, unseren Tonmeister und Mischer und machten alles bei ihm zu Hause, und er unterstützte uns bei allen Belangen. In dieser Hinsicht war es also anders. Was den Gesang anging, so wollte ich auf diesem Album einfach wie ein Rocksänger singen, alles mögliche ausprobieren, damit meine Stimme kraftvoller klang und ich ihr ein wenig mehr Persönlichkeit verleihen konnte. Und ich studierte verschiedene Sänger, David Sylvian, Chris Cornell von Soundgarden und Audioslave, Stone Temple Pilots und Beatles, ich wollte einfach diese Spielarten üben und sehen, ob ich das mit meiner Stimme bewerkstelligen könnte."

"Zudem glaube ich, dass die Gitarren definitiv besser aufgenommen sind als früher, denn Rich leistete erstklassige Arbeit beim Aufnehmen der Gitarren. Mit ihm im Studio, beim Abmikrophonieren der Instrumente mit seinen Mikros... Jetzt hatten wir einen richtigen Toningenieur, der sich darum kümmerte, und das war besser, als dass Al es bei sich zu Hause machte. Das ist definitiv ein Unterschied zu früher. Damit meine ich nicht, dass die Gitarren früher mies klangen, jedoch ist es so eine Nummer größer, genauso wie die Gesangsaufnahmen in Richs Studio, wenn man jemand hat, der den Sound einstellt und einem wirklich zuhört, wie man singt, als dass man probiert, sich selbst zu produzieren. Es so zu machen, ist einfach viel besser."

"Wir wollten einfach eine gute Rockplatte machen", schlussfolgert D'Virgilio. "Wir wollten es schwerer haben, ein wenig direkter, vielleicht kein solcher Schönklang wie vieles, was wir in der Vergangenheit geschaffen haben. Und ich weiß nicht, ob es so ist, denn wir waren alle recht verrückt. Ich will die Analyse nicht überstrapazieren. Auf eigenartige Weise hatten wir als Band nie zuvor die Möglichkeit, so etwas aufzunehmen, diese Vorstellung, einen gemeinen und dreckigen Sound zu kreieren, die Gitarren aufzudrehen und loszulegen!"

"Ich werde vorn auf der Bühne stehen und singen", bestätigt ein zurecht zuversichtlicher Nick mit seinen Schlussworten und bezieht sich auf die gespannt erwarteten Live-Konzerte in Europa, dann in Amerika und nochmals in Europa.

Quelle: http://www.insideout.deDiscografie

1995 The Light

1996 Beware of Darkness

1996 The Official Live Bootleg (Live)

1997 The Kindness Of Strangers

1998 The Beard Is Out There (LIVE)

1998 From the Vault (Rarieties)

1999 Skin (EP)

1999 Day For Night

1999 Live at The Whisky and Nearfest (Live 2CD)

2000 Don't Try This At Home (Live)

2000 V

2000 Don't Try This @ Home Either! (Live)

2001 There And Here (Live CD)

2001 All On A Sunday (EP)

2002 Snow

2003 Feel Euphoria

2004 The Light - Re-Release

2004 Beware of Darkness - Re-Release

2004 The Kindness Of Strangers - Re-Release

2005 Octane

2005 Gluttons For Punishmen - Live in '05

2006 Spock's Beard

2007 Live (DVD)

2010 X

2013 Brief Nocturnes and Dreamless Sleep

2015 The Oblivion Particle

www

Reviews

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