Review:

Octane

(Spock's Beard)

"Octane" - SPOCK’S BEARD Album Nummer 2 nach der Ära Neal Morse. Wohin mag die Reise wohl gehen? War "Euphoria" (meist sträflich unterbewertet) noch sehr angelehnt an den unter Meister N.M. erschaffenen Klangcollagen so ist "Octane" ein mutig zu nennender Schritt zu einem eigenständigeren Sound ohne Neal Morse. Überlange, oft hypermäßig vertrackte Parts sucht man auf "Octane" vergebens. Die neuen SPOCK’S BEARD versuchen bei ihren Songs recht schnell auf den Punkt zu kommen. Das gelingt ihnen überzeugend gut - instrumentale und soundtechnische Kabinettstückchen inklusive. Denn die handwerklichen Fertigkeiten von Bassist Dave Meros, Gitarrist Alan Morse und natürlich Keyboarder Ryo Okumoto sind wie eh und je über jegliche Zweifel erhaben und Drummer Nick D’Vergilio ist in vielen Belangen sogar der bessere, da variablere Sänger als der ausgestiegene Altmeister; auch auf die gewohnten Chöre muss man nicht verzichten. SPOCK’S BEARD gehen auf "Octane" ganz deutlich den Weg hin zu mehr Eingängigkeit; ja, man könnte fast sagen zu einer gewissen zeitlosen Hardrock-orientierten Radiotauglichkeit. Das mag manche Prog-Puristen (bis hin zur Ablehnung) verstören - aber für jene gibt es ja noch immer die Soloscheiben von Neal Morse. Seine ehemaligen Kollegen haben sich mit "Octane" erst mal emanzipiert und ihr eigenes Ding geschaffen. Man sollte sich die Zeit nehmen "Octane" zu ergründen. Nicht so spektakulär wie die SPOCK’S BEARD vergangener Tage offenbart sich hier vieles erst bei genauem hinhören. Zentrales Stück ist das in sieben Teile gegliederte, über 30-minütige "A Flash Before My Eyes" das eine ungewohnt melancholische Grundstimmung verbreitet und vor allem durch immer wieder auftauchende gelungenen Keyboardpassagen ein wohliges Gefühl verbreitet. Allerdings können nicht alle sieben Parts das Hohe Niveau des abwechslungsreichen symphonisch progressiven Einsteigers "The Ballet Of Impact" oder des gefühlvollen "She Is Everything" halten. Dem folgen mit dem überirdischen Instrumentalstück "NWC" (Riff-orientiert mit super Keyboards) und "There Was A Time" (wunderschöner Ohrwurm welcher die SB-Tradition einbindet) die beiden Album-Highlights. Richtig gut dann noch der abschließende Rocker "As Long As We Ride" der SPOCK’S BEARD mal von einer recht neuen Seite zeigt. "Octane" gehört für Fans gut gemachter Rockmusik mit progressivem Touch und instrumental hochwertiger Kost ohne Zweifel in die Kategorie Pflichterwerb - auch wenn es nicht der ganz große Wurf geworden ist und man es getrost als das zweite Album einer Übergangphase bezeichnen könnte. Denn messen lassen müssen sich die vier Herren nun mal an der Geschichte ihrer Band. Und das sind gerade Überalben wie "The Light", "The Kindness Of Strangers" oder "V". Neueinsteiger in Sachen SPOCK’S BEARD sollten also lieber erst mal mit einer der älteren Scheiben der Prog-Genies starten.
Das Teil gibt es auch noch als Special Edition im Digibook und kommt mit einem um acht Seiten erweiterten Booklet sowie einer zweiten CD mit acht Bonustracks sowie Multimediasektion daher.

Octane


Cover - Octane Band:

Spock's Beard


Genre: Progressive
Tracks: 12
Länge: 55:55 (CD)
Label: InsideOut
Vertrieb: SPV