Band:

Gamma Ray

BiografieRückblick in die Neunziger - von Andreas Schöwe, Hammer


Es geschah im Jahre des Herrn 1988, als ein ungläubiges Raunen durch die Metal-Szene Deutschlands ging: Sänger/Gitarrist Kai Hansen hatte gerade seinen Abschied von der von ihm mitbegründeten Melodic Speed Metal-Formation Helloween verkündet. "Ich war einfach nicht mehr glücklich", erläutert der Mann mit der pinkfarbenen Randy-Rhoads-Gitarre seine damaligen Beweggründe, die zum Verlassen "seines Babys" führten. Das war um so überraschender, weil das Hamburger Quintett gerade zum zweiten Mal eine Goldene Schallplatte (für 250.000 verkaufte Einheiten von THE KEEPER OF THE SEVEN KEYS - Part II) einheimste und als DER Hoffnungsträger in Sachen harter Klänge mit dem Gütesiegel "Made in Germany" galt.


Doch ein Jahr später lösten sich die Irritationen der Fachwelt in Wohlgefallen auf: Der Hanseat präsentierte sich mit neuer Mannschaft - unter anderem mit von der Partie: Bassist Uwe Wessel und Schlagwerker Matthias Burchardt - sowie seinem neuen, nach einem Song der deutschen Rock-Band Birth Control benannten Unternehmen Gamma Ray. Das Debüt HEADING FOR TOMORROW bestach wieder mit der von frühen Helloween her gewohnten Mischung aus Hansens messerscharfen Leads und hymnischen, sofort ins Ohr gehenden Melodien respektive prägnanten, klaren Metal-Shoutings, für die Ex-Tyran Pace-Sänger Ralf Scheepers verantwortlich zeichnete. Folgerichtig zählen noch heute Gassenhauer wie "Heaven Can Wait", "Space Eater" und vor allem der monumentale Titeltrack zu den immer wieder gerne gehörten frühen Standards im Gamma Ray-Programm.


Mit dem 1991 erschienenen Album SIGH NO MORE feierte Bassist Dirk Schlächter, der bereits zu den Aufnahmen des Debüts zu Gamma Ray stieß, seinen amtlichen Einstand und sollte sich in der Folgezeit und bis in die heutigen Tage zu einem unverzichtbaren Partner Hansens respektive Toningenieur/Co-Produzenten mausern.


Da die Position des Tieftöners jedoch immer noch von Wessel besetzt wurde, entlastete Schlächter Hansen kurzerhand als zweiter Gitarrist und sorgte so live für noch mehr Druck an der Saiten-Front. Der von Uli Kusch (u.a. Ex-Holy Moses) eingetrommelte Zweitlings trug zwar entschieden experimentelleren Charakter als sein Vorgänger, doch mit dieser differenzierten musikalischen Konzeption sprachen sich Hansen & Co. endgültig frei vom gelegentlich von Kritikern geäußerten versteckten Vorwurf, sie würden lediglich die erfolgreiche Marschroute der Ex-Kapelle des Gitarristen weiter verfolgen. Nichtsdestotrotz überzeugten Gamma Ray auch mit SIGH NO MORE ihr Publikum vollauf: Die Hymne "One With The World" und "Dream Healer" stellen bis in die Gegenwart Höhepunkte aus dem songwriterischem Schaffen des Hamburgers und seiner Mannen dar.


Keine 24 Monate später und nach einer Umbesetzung der Rhythmusgruppe (Kusch nahm eine Offerte von Helloween an und wurde durch den späteren Iron Savior-Trommler Thomas Nack ersetzt; Jan Rubach löste Wessel am Bass ab) etablierte sich der Fünfer endgültig in der nationalen wie internationalen Metal-Szene als kompromissloser Verfechter des Melodic Metal teutonischer Prägung: INSANITY AND GENIUS - und da wiederum Tracks wie "Tribute To The Past" oder "Last Before The Storm" - unterstrichen einmal mehr Hansens sicheres Gespür für tolle Melodiebögen mit Ohrwurmgarantie, kombiniert mit urwüchsiger Power respektive brachialer Heavyness. Ausgedehnte Tourneen, unter anderem mit Manowar, belegten die gewachsene Zugkraft des Quintetts und seine unablässlich steigende Akzeptanz in der weltweiten Gemeinde der Headbangerschaft.


Die 95-er Veröffentlichung LAND OF THE FREE markierte einen Wendepunkt in der Bandgeschichte: Hansen zeichnete ab sofort - wie zu guten alten Helloween-Zeiten - wieder allein verantwortlich für die Leadvocals und Gitarren. Allerdings mit einigen dezenten Ausnahmen: Für den Titeltrack und das programmatische "Time To Break Free" konnte Hansen seinen Ex-Kollegen aus späten Helloween-Tagen, Sänger Michael Kiske, gewinnen, während sich Blind Guardian-Frontmann Hansi Kürsch gleich zu drei Gastbeiträgen in Form der Chöre zu "Rebellion In Dreamland", "Farewell" und ebenfalls "Land Of The Free" überreden ließ. Und trotz des für traditionelle Metal-Combos mieserablen Umfeldes (Stichwort: Grunge-Boom) gelang dem Mann von der Elbe & Co. das schier Unmögliche: Die Verkaufszahlen legten nach wie vor zu. Führt man sich allerdings solche Evergreens wie das epische "Rebellion In Dreamland", das eingängige "Man On A Mission" oder den ebenfalls monumentalen Namensgeber des Albums zu Gemüte, verwundert es nicht, dass sich die Band so vital und mit einem derart ungeheuren Durchsetzungsvermögen präsentierte.


Mit dem 97-er Prachtwerk SOMEWHERE OUT IN SPACE festigte sich darüber hinaus das Line-up in seiner bis heutige gültigen Form: Da Rubach den Gamma Ray-Bass aus den Händen legte, sah Schlächter endlich die Chance, wieder zu seinem angestammten Instrument zu wechseln. Neben Drummer Dan Zimmermann konnte darüber hinaus mit Henjo Richter ein zweiter Gitarrist gewonnen werden, der sich exzellent mit Hansens feinzisiliertem Spiel ergänzt. Das beweist auch das homogene wie kompakte Songmaterial der fünften Scheibe aus der Feder von Hansen & Co.: Die stetig angewachsene Fanschar würde es ihren Heroen übel nehmen, wenn sie in ihren Konzerten nicht wenigstens einen der Höhepunkte des Albums in Form vom schnellen "Beyond The Black Hole", der Bombast-Hymne "Somewhere Out In Space" oder dem sofort zum Headbanging animierenden Rocker "Valley Of The Kings" darbieten würden. Darüber hinaus geriet die gemeinsame herbstliche Tournee mit den Genre-Genossen Hammerfall und Jag Panzer zum Fanal, mit dem auch in Deutschland endgültig das Comeback schwermetallischer Klänge traditioneller Machart eingeläutet wurde.


POWERPLANT beendete 1999 den Reigen der Neunziger-Jahre-Veröffentlichungen. Und zwar noch einmal mit einem gewaltigen Rums: Vor allem das flotte "Anywhere In The Galaxy", die ebenso geschmeidigen Rocker "Heavy Metal Universe" und "Send Me A Sign" und insbesondere die kraftstrotzende Double Bass-Version des Petshop Boys-Klassikers "It"S A Sin" gelten in der Metal-Szene als zeitloser Maßstab für effektive Kompositionsarbeit in Tateinheit mit cleveren Arrangements. Kein Wunder, dass sich der Siegeszug der "Strahlemänner" nahtlos und mit ungebrochener Dynamik fortsetze: Ob etablierte Fan-Bastionen wie Japan - hier werden Hansens Kompositionskünste seit seinen Helloween-Tagen förmlich angebetet - oder neu eroberte Hochburgen wie Südamerika und Mexiko: Überall, wo Gamma Ray ihre Visitenkarten abgeben, herrscht Euphorie in höchster Potenz.


Kein Wunder also, dass wir die Chance erhalten, die letzte Dekade des vergangenen Millenniums noch einmal zünftig Revue passieren zu lassen - und zwar mit den Neuauflagen bewusster Album-Klassiker. Alle sechs Veröffentlichungen gibt es jetzt in einer remasterten und digital überarbeiteten Fassung. Nicht zu vergessen sind die jeweils drei Bonus Tracks, die diese Gamma Ray-Klassiker nunmehr zieren - als da wären:


Mit "Mr. Outlaw", "Lonesome Stranger" und "Sail On" drei Übrigbleibsel aus den Heading For Tomorrow -Sessions, die später jedoch auf der Heaven Can Wait - EP veröffentlicht wurden (HEADING FOR TOMORROW), "Heroes", die Demo-Version von "Dream Healer" sowie "Who Do You Think You Are" (SIGH NO MORE), die lange Version des Birth Control-Remakes von "Gamma Ray", das noch von Scheepers eingesungene Judas Priest-Cover "Exciter" und eine Live-Version von "Save Us" aus dem "Heading For The East" - Video (INSANITY AND GENIUS), das Holocaust-Remake von "Heavy Metal Mania", die von Kai Hansen eingesungene Demo-Version von "As Times Go By" sowie die ebenfalls von Kai Hansen eingesungene 95-er Version von "The Silence" (LAND OF THE FREE), die Neuinterpretation der Uriah Heep- beziehungsweise Judas Priest-Klassikers "Return To Fantasy" und "Victim Of Changes" sowie mit "Miracle" die balladeske Version des Land Of The Free -Tracks "Man On A Mission" (SOMEWHERE OUT IN SPACE), das Stück "A While In A Dreamland" von der Silent Miracles - EP, die Neueinspielung des als Japan-Bonus Track für Blast From The Past genutzten Gassenhauers "Rich And Famous" plus schlussendlich das Rainbow-Cover "Long Live Rock"n"Roll" (POWERPLANT).


Meine Damen und Herren: Nutzen auch Sie die einmalige Gelegenheit, sich nun mit dem historischen Kulturgut eines der exponiertesten Vertreter des deutschen Melodic Metal näher bekannt zu machen!Quelle: http://www.noiserecords.com/de/Discografie1989 Heading For Tomorrow

1990 Heaven Can Wait MCD

1991 Sigh No More

1993 Insanity & Genius

1995 Land Of The Free

1996 Alive ´95 (live)

1996 Silent Miracles MCD

1997 Somewhere Out in Space

1999 Powerplant

2000 Blast From The Past

2001 No World Order

2003 Skeletons In The Closet (live)

2005 Majestic www

Reviews

Skeletons & Majesties Live - Cover
GAMMA RAY gehören mittlerweile zum Inventar der deutschen Metal-Szene (und nicht nur der) und haben dementsprechend einges an Veröffentlichungen vorzuweisen; nach 10 regulären Studioalben und der letz
Skeletons In The Closet - Cover
Na da schau her! Erst ziehen GAMMA RAY wohl eines ihrer besten Livekonzerte überhaupt in Wacken runter,

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