Band:

Despairation

BiografieNeue Wege fernab der gängigen Schemata zu beschreiten, erfordert neben einer gehörigen Portion künstlerischen Selbstverständnisses auch eine Menge Mut. Despairation aus dem südlichen Deutschland waren seit jeher eine Band, der der authentische Ausdruck eigener Vorlieben und Emotionen vor die Erwartungen des schnelllebigen Musikmarktes ging. Despairation wurden 1994 gegründet und nahmen zwei Jahre später das erste 8-Track-Demo "Another Spritworld" auf, gefolgt vom ersten selbstfinanzierten Longplayer "Winter 1945" im Jahre 1998. Während die beiden Erstwerke noch verstärkt dem Metal zuzurechnen waren, gewährte man auf dem Label-Debüt "Scenes From A Poetical Playground", das im Juni 2000 über das Berliner Label Moonstorm Records veröffentlicht wurde auch verstärkt Einflüssen aus dem Gothic und Dark Wave Genre Einlass. Sicherlich hatte auch Produzent Bruno Kramm (Das Ich) einen gewissen Anteil an der düster-elektronischen Ausrichtung des Longplayers. In der Presse wurde Despairation damit häufig der Ruf als legitime Dreadful Shadows Nachfolger zu teil. Doch da man sich nicht darauf beschränken wollte, enthielt der von Hardy Fieting (Scream Silence) produzierte Nachfolger "Songs Of Love And Redemption" (2002) erstmals auch Einflüsse aus Trip Hop, Drum´n´Bass, Jazz und Pop-Musik, die das düster-rockige Fundament auflockerten und Despairations Status als Innovatoren untermauerten.

Mit diesen vier Veröffentlichungen und diversen erfolgreichen Auftritten, u.a. zwei Mal auf dem Wave Gotik Treffen in Leipzig, dem Zillo-Festival 2002 (wo man sich einen erfolgreichen 3. Platz beim Newcomer-Contest erspielen konnte!!!), den Adlunam-Herbstnächten oder als Headliner beim ersten TranceForm-Festival konnten sich Despairation eine große Fanschar erspielen. Und auch die Presse bedeckte Despairation ein ums andere Mal mit überschäumendem Lob und sah in der Band, die mittlerweile über ganz Deutschland verteilt lebt, einen der talentiertesten Newcomer überhaupt. Ende 2002 trennte man sich im gegenseitigen Einvernehmen von Moonstorm Records und unterschrieb einen Vertrag beim holländischen Label DVS Records.

Der mittlerweile vierte Longplayer "Music For The Night", ein knapp 80minütiges Konzeptalbum, bricht erneut mit der Vergangenheit und stellt einmal mehr eine musikalische Runderneuerung dar. Die Gothic-Elemente, die die beiden Vorgänger weitgehend bestimmten, wurden ebenso wie die bereits in der Vergangenheit nur noch sekundär durchscheinenden Metal-Elemente einer breiten stilistischen Vielfalt geopfert, die sich entgültig jeglicher Schubladen und Vergleiche entzieht. Despairation scheuen sich nicht davor, ihre eigenen musikalischen Vorlieben in der vollen Bandbreite zu verarbeiten und ohne Rücksicht auf die Erwartungen von Fans und Presse zu experimentieren. Dabei heraus gekommen ist ein Stück moderne Rockmusik, das vor allem durch das Zusammenspiel von teils progressiven, komplexen Arrangements und den überaus eingängigen Melodien und Hooklines lebt. Im Vergleich zu den Vorgängern steht die Gitarre wieder deutlicher im Vordergrund, was vor allem daran liegt, dass Gitarrist und Hauptsongwriter Martin F. Jungkunz das Album erstmals selbst in den bandeigenen Winter Solitude Studios produziert hat. "Dass die Keyboards in der Vergangenheit dominanter waren, liegt vor allem daran, dass die jeweiligen Produzenten Bruno Kramm und Hardy Fieting selbst Keyboarder sind, während ich als Gitarrist natürlich darauf achte, dass die Gitarren nicht zu kurz kommen," erläutert Martin diesen Umstand. Über weite Strecken sind die Songs relativ ruhig und atmosphärisch gehalten, allerdings lassen es sich die Musiker auch nicht nehmen, den Hörer immer wieder mit ungewohnten Elementen zu überraschen, denn die Musik folgt dem Lauf der Handlung und agiert als Begleiter auf einer Reise durch die Psyche. Zusätzlich aufgewertet wurden die 18 Songs auf "Music For The Night" von diversen Gastmusikern, die den Einsatz solcher Instrumente wie Geige, Cello, Flöte, Fagott, Digeridoo und Trompete beisteuerten. Darüber hinaus sind auch die abgefahrenen Sounds eines Scratchers und einige zusätzliche Loops zu vernehmen, für die man extra einen Programmierer aus der Drum´n´Bass Szene engagiert hat. "Da ich selbst Musiktherapie studiert habe, kannte ich für so ziemlich jedes Instrument jemanden, der es beherrschte. Was lag da näher als die Leute zu fragen, ob sie nicht Lust haben ein paar Songs mit einzuspielen," verrät Martin zur Entstehungsgeschichte dieses massiven Aufgebots an Gastmusikern. Alles in allem ist "Music For The Night" also ein überaus individuelles, vielfältiges Album das in keine gängige Schublade passt und sich bewusst zwischen alle Stühle setzt. "Wir machen eben keine einfache Musik für dumme Menschen," scherzt Sänger Sascha Blach. "Vielmehr lieben wir es die Leute und uns selbst immer wieder zu überraschen."

"If the doors of perception were cleansed, every thing would appear to man as it is, infinite," schrieb einst der britische Romantiker William Blake und es scheint als wäre dieser Gedanke geradezu prädestiniert um das Konzept von "Music Of The Night" auf den Punkt zu bringen. Im Rahmen dessen zeichnen Despairation die Eckpunkte einer Reise durch die eigene Gedanken- und Vorstellungswelt nach an dessen Ende die Läuterung steht. "Es geht darum sich von traditionellen Denkformen zu lösen, die Augen zu öffnen und in die Tiefen des Geistes einzudringen", erklärt Sänger und Texter Sascha Blach den Hintergrund. Der Protagonist der Geschichte Elias verliert seine Geliebte Melissa (der Ausgangspunkt findet sich in dem Song ´Melissa Kissed The Sky´ auf dem Despairation Album "Songs Of Love And Redemption") und weint tagelang in tiefer Verzweiflung an ihrem Grab; getrieben von dem Wunsch ihr nachzufolgen. "Music For The Night" ist der Soundtrack zu einer Nacht der Erkenntnis in der Elias beginnt die materielle Welt loszulassen und zu entdecken, dass sich in den Tiefen seiner Psyche das Tor zu einer Welt von ungeahnter Größe und Schönheit findet. Despairation werfen mit dieser Thematik eine Reihe philosophischer Fragen auf, die das Sein des Menschen betreffen und entfernen sich dabei bewusst von den gängigen Anschauungen der Religion und Wissenschaft. "Im Mittelpunkt steht der Gedanke, dass der Geist Ursprung aller Materie ist und jede Wesenheit ein wichtiger Teil des niemals endenden Seins ist in dem das materielle Leben nur einen winziger Bruchteil darstellt," so Sascha weiter. "Jede Daseinsform ist darin sein eigener Schöpfer und bestimmt selbst den Lauf seines Lebens." Beeinflusst wurde der Sänger dabei neben Büchern wie Herman Hesses "Siddharta" und "Ulysses" von James Joyce, das sozusagen der Auslöser dieses Konzeptes war, vor allem von dem Material das die physikalisch nicht zentrierte Wesenheit Seth dem Medium Jane Roberts in jahrelangen Sitzungen in den 70er und 80er Jahren übermittelte. "In der heutigen Zeit ist es ja üblich alles als Blödsinn abzutun, was nicht wissenschaftlich erklärt werden kann und dabei verliert der Mensch immer mehr den Bezug zu seinem geistigen Ursprung, denn dieser Bereich wird bei aller Vernunft stets außen vor gelassen. Wir wollen mit diesem Album neue Gedanken aufwerfen und die Leute dazu bringen, über den häufig allzu engen Tellerrand zu blicken," erklärt der Texter weiter.
Somit setzen Despairation den von Hoffnungslosigkeit und Sinnlosigkeit nur so durchtriebenen Texten allzu vieler anderer Bands mit "Music For The Night" ein Album voller Sinn und geistiger Fülle entgegen, das - so bleibt zu hoffen - auf fruchtbaren Boden fallen wird.



Dreieinhalb Jahre nach ihrem ambitionierten 18-Track-Konzeptalbum "Music For The Night" meldet sich die deutsche Formation DESPAIRATION mit "A Requiem In Winter's Hue" zurück, einem optisch wie musikalisch etwas schlichteren Werk. Die breite stilistische Vielfalt und inhaltliche Tiefe sind einer neuen Gradlinigkeit gewichen. Zum Ausdruck kommt diese anno 2008 in elf überwiegend ruhigen Songs und Texten, die rund um das Thema Abschied kreisen. Doch DESPAIRATION wären nicht sie selbst, wenn es nicht auch auf "A Requiem In Winter's Hue" wieder allerlei verspielte Momente gäbe und die Musik ohne jene kunstvolle Aura auskommen müsste, die schon die Vorgängeralben prägte.

Gegründet wurde die Band 1994 von Gitarrist Martin Jungkunz, dem einzig verbliebenen Ur-Mitglied im heutigen Line-Up. Es folgte 1996 die Aufnahme des ersten räudigen Demos "Another Spiritworld", sowie das selbst veröffentlichte Debüt "Winter 1945" im Jahre 1998. In der Folge schloss man sich mit Bruno Kramm (Das Ich) zusammen, um das Zweitwerk "Scenes From A Poetical Playground" (2000) zu produzieren, das vor allem in der Gothic-Szene großen Anklang fand. Veröffentlicht wurde die Platte ebenso wie das nachfolgende "Songs Of Love And Redemption" (2002) über Moonstorm Records/EFA. Diesmal fungierte Scream Silence-Sänger Hardy Fieting als Produzent. In der Folge nahm die Band diese Aufgabe jedoch selbst in die Hand und produzierte das groß angelegte Konzeptalbum "Music For The Night" (2004) im eigenen Winter Solitude-Studio. Veröffentlicht wurde die Platte über das italienische Avantgarde-Label My Kingdom Music, das dieser Tage auch "A Requiem In Winter's Hue" heraus bringt - eine Platte, die von der mittlerweile über ganz Deutschland verteilt lebenden Band mit Hilfe von E-Mail-Kommunikation, verschickten CD-Rs und moderner Computer-Technik über mehrere Hundert Kilometer Entfernung hinweg kreiert wurde.

Seit ihrer Gründung im frühen Teenageralter haben DESPAIRATION bereits die unterschiedlichsten Stilistiken durchschwommen und sich auch vor Experimenten nie gescheut. So wundert es nicht, dass auch auf "A Requiem In Winter's Hue" unterschiedlichste Einflüsse von Alternative, Gothic und Metal über Psychedelic und 70s-Rock bis hin zu Funk und Jazz in den Band-Sound eingeflochten werden. Die Basis indes ist progressive Rock-Musik in diversen Schattierungen, dominiert von Gitarre und Piano. Und eine musikalische Reise ist auch das fünfte Album der Formation geworden, denn während bei "Farewell In Blue", "The One Who Ceased To Breathe", "Letters From A Coffin", "Inner Peace" oder der Neuaufnahme des bandeigenen Klassikers "The Shallow Sea" (im Original auf dem Debüt "Winter 1945" zu finden) ruhige, entspannte Klänge den Ton angeben, lässt man im psychedelischen "A Lovelorn Requiem" (inkl. Gastbeiträgen von Janne Lounatvuori, dem Keyboarder der finnischen Psychedelic-Rock-Band Hydria Spacefolk), "Humanity As A Gun" oder dem poppig-eingängigen "Kiss Of Ashes" auch harte Gitarren die Oberhand gewinnen. Etwas aus dem Rahmen fallen indes das jazzig inspirierte "Cathartic Revelation" sowie das ausladende "Lucid Lullaby", welches mit seinen acht Minuten Spielzeit ein richtiger kleiner Epos geworden ist. Jeder der 11 Songs offenbart viel Liebe zum Detail und besitzt einen eigenen Charakter, den auch die beiden Gastmusikerinnen Victoria Trunova und Judith Meyer mit Stimme und Cello angemessen unterstreichen. DESPAIRATION geben dem Hörer viel Platz für eigene Assoziationen mit auf den Weg, sofern dieser nur die nötige Offenheit mitbringt. Doch wer Bands wie Marillion, Porcupine Tree, David Bowie oder neuere Anathema mag, dürfte auch mit dem eigenständigen Sound der deutschen Combo leicht warm werden. So bleibt nur zu hoffen, dass DESPAIRATION das Thema Abschied selbst nicht gar so ernst nehmen und uns noch etwas erhalten bleiben.



Quelle: http://www.despairation.comDiscografieA Requiem In Winter's Hue CD 2008


Music For The Night CD 2005



CD 2004 (My Kingdom Music)

"Songs Of Love And Redemption"

CD 2002 (Moonstorm / EFA)

"Scenes From A Poetical Playground"

CD 2000 (Moonstorm / EFA)





www

Reviews

A Requiem In Winter's Hue - Cover
Die Band um Sascha Blach (bekannt von Eden weint im Grab und Transit Poetry) taucht zwar immer wieder in Metal-Magazinen auf, hat dort aber eigentlich wenig bis nichts verloren.
Music For The Night - Cover
Die CD unter ihrem eigenen Namen abzulegen, wäre ein schwacher Kalauer und täte dem ambitionierten Werk unrecht.
Songs Of Love And Redemption - Cover
Als "Trip Rock" bezeichnet die Band ihre Musik, eine Mischung aus Gothic/Wave, Klassik, Metal, Trip Hop, Drum'n'Bass, Electro und Jazz.