Mit „See The Enemy“ legt das Trio aus Baltimore sein zweites Album vor. Grundsätzlich hat sich am Sound nicht viel geändert. Die acht Stücke zwischen dreieinhalb und knapp neun Minuten bieten drückenden, doomigen Stoner Rock mit Noise-Kante, die sägenden, teilweise auch ungeraden Riffs grooven unerbittlich voran, meist im schleppenden, aber nie verschleppten Mid-Tempo. Der Psychedelic-Anteil ist allerdings etwas größer geworden und äußert sich vor allem in instrumentalen Jam-Parts, wie z. B. direkt im Opener „Behemoth“ oder dem ansonsten brutal walzenden „Nerve“.
Sänger Dave Cavalier setzt seine Stimme sparsam ein, und wenn er es tut, befindet sie sich im Hintergrund und wirkt eher wie ein weiteres Instrument. Dabei erinnert er immer wieder an einen leicht tiefer gelegten Ozzy Osbourne, und auch diverse Riffs klingen wie durch den Wolf gedrehte BLACK SABBATH-Riffs. BLACK LUNG können aber auch dreckigen Voodoo-Blues, wie in „Ichor“ und „Priestess“, und lassen dann an eine noisige Variante von BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB denken, wobei letztgenannter Song am Ende gar ein bisschen PINK FLOYD atmet.
Die beiden Gitarren klingen auf „See The Enemy“ so tief und mächtig, dass man stellenweise vergisst, dass BLACK LUNG immer noch keinen Bassisten haben. Aber das geht nicht immer gut: Immer wieder gibt es Passagen, bei denen im Tieftonbereich etwas fehlt. Keine Frage, „See The Enemy“ ist ein starkes Album, auf dem sich die Band im Vergleich zum Vorgänger musikalisch weiter geöffnet hat, dabei aber gleichzeitig auch die Intensität und die düstere Atmosphäre ihrer Musik gesteigert hat. Aber mit Bass würde die Band noch mehr Druck machen.
ROTOR nehmen sich nicht nur bei ihrer Musik viel Zeit, sondern auch für ihre Veröffentlichungen. Seit 1998 existiert die Berliner Band bereits, und ihr neues Album ist gerade mal das fünfte. Ähnlich konsequent, wie KARMA TO BURN mit ihren Songs umgehen, werden die Alben einfach durchgezählt, nur dass die „Fünf“ zum ersten Mal ausgeschrieben wurde. Mit eben genannten verbindet sie auch die grundsätzliche Ausrichtung ihrer Musik. ROTOR spielen instrumentalen Stoner Rock mit einem Schuss Psychedelic, wobei sie sich von KARMA TO BURN dadurch unterscheiden, dass sie deutlich vielseitiger zu Werke gehen.
Der psychedelische Opener „Echolot“ (Die Songs sind bei ROTOR durchgehend deutsch betitelt.) atmet etwas „Riders On The Storm“-Atmosphäre, „Scheusal“ zeichnet sich durch komplexe Rhythmik aus, die am Progressive Rock kratzt, und das ruhige, melodische „Rabensol“ geht gar in Richtung Americana. Im leicht swingenden „Oktagon“ wiederum klingt Krautrock an, das durige, verspielte „Herrengedeck“ erinnert an AND SO I WATCH YOU FROM AFAR, und mit „Weltall Erde Rotor“ wird es am Ende sogar ein bisschen episch. Aber dazwischen gibt es auch immer wieder die gewohnten dreckigen Stoner-Riffs, wie im treibenden, perfekt betitelten „Fette Kette“ oder dem düsteren, drückenden „Vollast“.
Mit „Fünf“ legen ROTOR ihr bislang abwechslungsreichstes Album vor, das verschiedenste Spielarten ihres ursprünglichen Stils zulässt, ohne diesen jedoch zu verleugnen. Filigranen Parts stehen wuchtige Kopfnicker-Parts gegenüber, so dass die Scheibe gleichermaßen beim bloßen Zuhören fasziniert als auch zum Abgehen auf den anstehenden Konzerten taugen dürfte. A pro pos: Ab Ende Oktober kommen die Jungs auf Deutschland- und Österreich-Tour. Wer auf diesen Sound steht, sollte sich das nicht entgehen lassen.