WARWOLF beglückt im jungen 2025 die Metal-Gemeinde, um nicht zu sagen die Maiden-Gemeinde, mit ihrem dritten Longplayer "Final Battle". Dass die Band, neu geformt aus den früheren WOLFEN, sich die britischen eisernen Fräuleins als Haupteinfluss an den Pelz geheftet haben, hat sich sicher schon herumgesprochen. Und so ist auch beim dritten Streich jeder IRON MAIDEN-Anhänger bei dem rheinländischen Lupus gut aufgehoben. Auch diesmal hat GRAVE DIGGER-Urgestein Chris Boltendahl das Album mit einem kräftigen und transparenten Sound ausgestattet. Dazu gesellt sich noch das starke Artwork von Götz Morgenschweiß und rundet so eine wertige und typische Metal-Veröffentlichung ab.
Ich hoffe, der Titel soll nicht implizieren, dass es sich hier um den letzte Output der Wölfe handelt. Denn der Kölner WARWOLF kommt zusehends in Form. Die Ausrichtung der Band ist pur und heavy, hier wird nichts technisch geschönt oder abgerundet. What You see is what you get. Der Metal der Band ist nach wie vor hart, roh und passend zum Titel kämpferisch. Sänger und Bandchef Andreas Lipinski zeigt sich musikalisch nahbarer als bei WOLFEN, seine Melodien sind griffiger, geschmeidig und simpel. Das Timbre des Kölners ist rauh, kraftvoll, nicht einschmeichelnd, eher traditionell. Das Gitarren-Duo aus Frank J. Noras und Peter Müller macht einen tollen Job, beim schnellen Opener "Eye Of The Storm" zeigt es sich dynamisch, variabel und auf Albumlänge immer spielfreudig. Dass manche Nummer, wie z.B. "The Lycan Empire", förmlich nach Maiden schreit, sei der Kölner Band vergeben. Nie haben sie daraus ein Geheimnis gemacht, doch insgesamt gesehen ist genug eigener Input zu erkennen. Allen voran verdienen die brodelnde Leidenschaft und handwerkliche Finesse aller Beteiligten Anerkennung. Das groovende und intensive "Flight The Invaders" erscheint bei seinen fast 9 Minuten auf dem ersten Blick sperrig, dennoch gelingt es dem Kollektiv, sich mit einem starken Refrain gerade hier überraschend anschmiegsam und verträglich zu zeigen. WARWOLF ist mit "Final Battle" sicher ein weiterer großer Schritt raus aus dem Underground gelungen. Mehr Kompatibilität, mehr Handlichkeit und wenn man so will, auch mehr Anhänglichkeit. Gleichwohl bleibt der Wolf ein Wildtier und ich würde nach wie davon abraten, das Ding zu streicheln.
Uns liegt das Album als Picture Vinyl vor - was natürlich das starke und detaillierte Artwork ausgesprochen gut zur Geltung bringt. Das Feine und ein echter Mehrwert an dieser Veröffentlichung ist, dass zusätzlich auch die CD im Gatefold Cover steckt. Der Klang des Vinyls ist sauber und störungsfrei; selbstredend fehlen ein wenig die Höhen, die der Bildfolie zum Opfer gefallen sind.
WARWOLF ist zur Zeit mit GRAVE DIGGER und VICTORY auf Tour. Wir werden uns am Donnerstag im Aschaffenburger Colos-Saal (Tickets) einfinden, um uns die Band auch live anzuschauen.
Das Picture Vinyl wird über metalloscope-music verlegt und u.a. vertrieben.
Auf dem Unter-Label „Yellow Muffin Records“ von „Metalapolis Records“ erschien am 18. November 2022 das Debütalbum „Illusions“ des Quintetts VIOLET aus Stuttgart. Die Band besteht seit 2020, hat dieses Jahr erst ihr erstes Konzert gespielt und nun kommt schon eine CD, die gleich richtig fett durchproduziert ist.
Laut Bandinfo lassen sich VIOLET im Genre „AOR“ einordnen. Das musste ich erst mal googlen: Adult Oriented Rock. Die Haupteinflüsse der Gruppe sind Bands wie Heart, Starship, TOTO und Vixen und laut Wikipedia zählen z. B. auch Journey zu dieser Kategorie. Es erwartet die Zuhörer pure 80er-Jahre-Attitüde mit viel Synthesizer und auch mal der Einsatz eines Gast-Saxophons, das den Sound abrundet (ich lieb's).
Songwriter und Gitarrist Manuel sorgt mit seinen Kompositionen für das Grundgerüst des 80er-Feelings, in den Liedtexten geht es meistens um die Liebe und eventuell Mädchen-lastige Themen, die natürlich bestens zu Sängerin Jamie passen. Hier sollte man eventuell erwähnen, dass sie mit ihren 20 Jahren das jüngste Mitglied dieser sehr jungen Band ist, die auf allen Ebenen sehr professionell klingt. Wenn man es nicht besser wüsste, würde man denken, das Album hat bereits knapp 35-40 Jahre auf dem Buckel – die Gruppe lebt die 80er. Während der Aufnahmen war ein Drummer übrigens noch nicht gefunden und der Schlagzeuger der Popband PUR sorgte für die Beats. Inzwischen ist das Linup aber vollständig.
Der Opener „The Looks Of A Winner“ legt einen Mid-Tempo-Start hin, das darauf folgende „Blame It On The Night“ wartet mit einem der wenigen Gitarren-Soli auf. Danach kommen die „Hits“ und Vorab-Veröffentlichungen der Band „Sophie“ und „Do Ya Do Ya (Wanna Please Me)“, ein Cover der Sex-Bombe SAMANTHA FOX, in dem Jamie mit einer etwas rauchigeren Stimme singt. Chor- und Solo-Männer-Gesang ist auch vorhanden, u. a. im rockigen „Cover Model“. Insgesamt ist das Album sehr poppig und auch radio-tauglich, die Keyboard-Sounds aber teilweise etwas zu vordergründig eingesetzt, weshalb die Scheibe vielleicht doch etwas speziell ist und nicht jeder damit etwas anfangen kann. Ich feiere es trotzdem ab und vergebe 4 von 5 Haarspray-Dosen, denn ein wenig gitarren-lastiger könnte es schon sein. Mehr 80er geht nicht, Fans des Genres/Jahrzehnts kommen hier voll auf ihre Kosten, oder wie man früher gesagt hätte: „Oberaffengeil!“
Wenn das Eröffnungsriff von „Ella’s Song“ aus den Boxen brutzelt, reibt man sich erstmal verwundert die Ohren, ob man auch die richtige Platte erwischt hat. Das ist schon um einiges heavier, als die ersten beiden Outputs des finnischen Multitalents Jessica Wolff. Aber sobald ihre prägnante Stimme ertönt weiß man, dass man richtig gelandet ist. Das folgende „Perfect Kind Of Wrong” ist nicht weniger hart, weist aber zugleich die typischen Wolffschen Melodien auf und funktioniert ebenso prächtig.
Danach wird es etwas beschaulicher: „All The Right Things“ wurde nicht ohne Grund als erste Single ausgewählt. Hitpotential noch und nöcher. Mit „The Sunny Side Of Yesterday” zeigt uns Frau Wolff auf diesem Album zum ersten Mal ihre balladeske Seite. Aber auch diese durchzieht eine melancholische Note und ist weit davon entfernt kitschig zu sein. Im sich bis zum Chorus steigernden „Kill Switch“ lässt sich schön nachverfolgen was ein Mensch gewillt ist zu ertragen, bis er irgendwann zurückschlägt. „Fight Forever“ ist eine dieser „Jetzt-Erst-Recht-Hymnen“, die Martial Arts Künstlerin und Stuntfrau Jessica Wolff so authentisch wie keine zweite zu intonieren weiß. Verpackt in einen melodischen, poppigen Hard Rock Sound sollte diese Nummer live eine sichere Bank sein.
Bei „Superhero“ wird es partiell sogar metallisch mit dezenten Doublebass-Einsätzen. Aber auch hier gibt es wieder einen absolut massenkompatiblen Chorus, ohne anbiedernd zu klingen. Das ist gemacht für die großen Bühnen dieser Welt. Das düstere „Demons“ beschreibt eine toxische Beziehung und dass man nicht die inneren Kämpfe des Partners für ihn ausfechten kann. Eindringlich und intensiv. „Take Me Away“ klingt dann genauso, wie es der Titel suggeriert: entspannt, laid back und träumerisch. Mit dem äußerst melodischen „Strangers“ klingt eine starke Platte eher ruhig aus.
Mit „Para Dice“ nehmen Jessica Wolff und ihre Hintermannschaft die Erfahrungen ihrer Tourneen für das letzte Album „Grounded“ auf und bündeln ihre Stärken in 36 Minuten knackigem, modernen Hard Rock.
Seit rund zwölf Jahren existiert diese Truppe aus Vaihingen An Der Enz bereits, hat jedoch erst vor vier Jahren ihre erste EP ("The Blind Legion") von der Leine gelassen. "Endtime Poetry" ist somit das Debütalbum des Quartetts, dessen Einflüsse hörbar bei früheren IN FLAMES (die Phase von "Whoracle" bis "Clayman"), mittleren DARK TRANQUILLITY ("Projector", "Haven", "Damage Done") oder frühen NIGHTRAGE ("Descent Into Chaos", "A New Disease Is Born") liegt. Es gibt also melodischen Death Metal stark schwedischer Prägung zu vernehmen, der allerdings weniger eingängig denn ein Stückweit progressiv ausgefallen ist. Echte "Hits" zaubern HALLS OF OBLIVION nicht aus dem Hut, dafür komplexe Songstrukturen, die zugegebenermaßen nicht sofort hängenbleiben und mehrere Hördurchläufe erfordern. Dann jedoch gewinnen Songs wie das überlange "Under The Weeping Willow" (direkt nach dem sehr flotten, aber sperrigen Opener "Vanishing Woods"), das coole, treibende "Last Glance Of The Sun", der schnelle Stampfer "The Servant", das schleppende "Walking Dead" oder das epische "A World Falling Apart" zunehmend und überzeugen nicht nur mit der sehr guten Gitarrenarbeit von Marcel Welte und Sebastian Ruf, sondern auch mit relativ viel Abwechslung beim gelungenen, wenn auch noch nicht immer ganz treffsicheren Songwriting. Hier gibt es noch Luft nach oben wie auch beim "Gesang" von Herrn Ruf, der etwas ausdruckslos daherkommt, was auch für die klar dargebotenen Parts gilt. "Endtime Poetry" ist unterm Strich zwar kein Meisterwerk und nicht leicht konsumierbar, zeigt aber sehr viel Potential auf, das in dieser Band steckt, und das sie auf zukünftigen Veröffentlichungen hoffentlich noch weiter ausbauen kann. Dann kann ich mir problemlos auch einen "Tipp" vorstellen.
Bei BLASTED TO STATIC heißt das Motto „neue Band, alte Bekannte“. Denn hinter dem Namen verbergen sich u.a. der Sixstringer von DEATH DEALER und EMPIRES OF EDEN Stu Marshall, Wahnsinnsbassist Rev Johnes (MICHAEL SCHENKER, FORTÉ, BLACK SYMPHONY und STEELHEART) sowie der RACER X Frontmann und Halford Freund Jeff Martin. Und selbiger ist es auch, der diesem Projekt seinen unverwechselbaren Stempel aufdrückt. Seine Stimme hat in den Jahren nichts an Prägnanz verloren und auch stilistisch macht man in etwa da weiter, wo RACER X mit „Superheroes“ aufgehört haben. (Das bis dato letzte RACER X Werk „Getting Heavier“ fiel ja stilistisch etwas aus dem Rahmen.) Stu Marshall lässt in bester Paul Gilbert-Manier die Axt qualmen (auch wenn ihm dessen einzigartige Brillianz natürlich etwas abgeht) und Martin screamt sich schon beim flotten Opener „Suicide King“ die Lunge aus dem Hals. „Repossession Of Nothing“ ist ein weiterer Knaller, der mit effektivem Shredding, gekonnten Rhythmuswechseln und feinen Gesangslinien glänzt. An die Genialität von RACER X kommt man über die gesamte Albumdistanz zwar nicht ganz heran („Dance Devil Dance“ z.B. ist mit seinem Sprechgesang in den Strophen eher stressig, das hat Martin früher bei „Evil Joe“ von RACER X schon mal cooler und zwingender gebracht), man liefert aber eine stimmige Ersatzdroge ab, die die Zeit, bis (hoffentlich) ein weiteres RACER X Album erscheint, etwas erträglicher werden lässt.
PHALLAX sind wieder so eine Sache: Das typische Beispiel für eine Metal Band und zwar nur und einfach Metal ohne weitere stilistische Eingrenzung. Das mag den Künstler zwar freuen und stolz machen, der geneigte Hörer hingegen bleibt mitunter etwas ratlos zurück, da eine Identifikationsfläche fehlt. Zwar ist das Grundgerüst melodischer Metal welcher mitunter mit geilen Gitarrenharmonien („Little Things“)glänzt, oft aber auch etwas zerfahren wirkt, da modernere Elemente eingeflochten werden, deren Hinzufügen nicht immer homogen ist. Zur weiteren Verwirrung trägt, die -sagen wir mal- sehr individuelle lyrische Gestaltung bei. So heißt es zum Beispiel im traubensaftig betitelten „Trollinger“: „This is how we do it take your guitar and tune it after 3 a.m. we're drunk and ruined but the song is ready“. Und das ist noch eine der am wenigsten verschwurbelten Textzeilen. Ähnlich verhält es sich eben auch mit der Musik. Trotz musikalischer Klasse und gutem Gesang von Jogi Shure werden es PHALLAX schwer haben sich zu etablieren, denn ich weiß immer noch nicht was die Herren eigentlich von einem wollen.
Mit "From Dusk Till Dawn" bringen die vier Jungspunde von MYSTERY ihr zweites Album auf den Markt. Noch nicht richtig trocken hinter den Ohren teilten sie sich schon die Bühnen mit den ganz Großen wie z.B. IRON MAIDEN oder MOTÖRHEAD. Das darf man als Erfolg verbuchen, viel mehr wird aber nicht herausspringen.
Der Langspieler der Australier ist relativ dünn produziert, und der musikalische Inhalt bewegt sich auf gehobenen Schülerband Niveau. Ich kann mir gut vorstellen auf einer Abschluss- oder Semesterparty rocken die das pubertierende Haus. Auch als Vorgruppe oder Anheizer funktioniert vielleicht der sleazige Hardrock der Band, beim ersten Bier in der Hand. Nur für mehr sehe ich da kein Potenzial. Zu abgelutscht, zu holbrig, zu durchschnittlich, tönt ihr "Good Time Girls Rock`n´Roll".
Sorry Jungs, aber da gibt es Tonnen an Bands die das länger, professioneller, und viel besser machen.
Bei 20 DARK SEVEN handelt es sich um das neue Projekt des Ex-PUMP-Sängers Marcus Jürgens, das dieser zusammen mit einer Reihe anderer einschlägig bekannter Kollegen aus der Taufe gehoben hat. Das passend zum Titel „Roar“ mit der Abbildung eines brüllenden Löwen versehen Cover ist Programm: das Album haut ordentlich auf den Putz, und zwar direkt von der ersten Sekunde an. Der Opener „Do You Like The Dark“ gibt von Anfang ordentlich Gas und zeigt, wo der Hammer im Hause 20 DARK SEVEN hängt – und in diese Kerbe schlägt denn auch alles was folgt. Da wird druckvoll und rau gerockt, was die Instrumente hergeben. „Killing With Kindness“ beginnt ruhiger, legt aber schnell zu und geht gut ins Ohr, „Stand Your Ground“ drosselt das Tempo etwas zugunsten noch größerer Heaviness. Mit dem letzten Song „Hard Times Coming“ wird das Gaspedal dann noch mal bis zum Anschlag durchgetreten, um nur ja keine Müdigkeit aufkommen zu lassen. Fazit: Freunde des dröhnenden, Metal-lastigen Heavy Rocks, werden sich bei 20 DARK SEVEN wie zuhause fühlen.