Außer dem leidlich originellen (weil DIE STERNE Cover) aber in Clubs nicht gänzlich unbeachteten "Was Hat Dich Bloß So Ruiniert" blieb außer dem Bandnamen nicht viel der schweizer METALLSPÜRHUNDE bei mir hängen. Das neue Album des Vierers nennt sich "Böse Wetter" und eröffnet mit dem Titeltrack ebendieses schnarchlangweilig. Electro und Rockgitarren sind schnell als Hauptzutaten ausgemacht, dem Song fehlt aber jeder Höhepunkt - da verpufft auch leider der an sich schön gemachte Spannungsaufbau des Openers. Die Band zeichnet sich nur durch stets mitschwingende Melancholie aus, auch die manchmal durchaus tanzbaren Tracks werden mit ihr garniert: "Aus Dem Schatten" ist mit einfach rhythmisierten Strophen schnell mitzusingen oder zumindest mitzunicken, im Chorus werden simple Rockgitarren ausgepackt, das Konzept geht auf. Die durchweg deutschen Texte sind bis auf einen Fehltritt ("Heuchler") erträglich, dabei bisweilen etwas platt (wie das im Chorus sehr einfach geschusterte "Mach Es Wieder Gut") - so wie die Musik stets damit ringt zugleich eingänglich zu sein und doch nicht ganz ohne kleine Überaschungen auszukommen (wie der kurze Metal-Ausbruch beim ansonsten akustisch-folkigen "Sie Will Fliegen") sind auch die Texte darauf getrimmt nicht zu abstrakt oder zu plump zu sein. Die METALLSPÜRHUNDE haben ein druchweg nettes Album abgeliefert, dessen Vermeidung echter Komplexität zwar etwas die Langzeitwirkung reduziert, im deutschsprachigen Electrorock-Goten-Bereich aber eine echte, etwas unverkrampftere und deutlich pathosärmere Alternative zwischen ASP und UNHEILIG darstellt.
Portraitfotos auf dem Booklet sind nicht sicher nicht jedermanns und auch nicht mein Geschmack. Und WERTSTAHL ist ein komischer Bandname und schreit nach martialischer Brachialität - und die Musik klingt auch so wie die beiden Typen auf dem Cover aussehen. Akkuratat frisiert, schwarze Stiefel, hautenge Shirts und auf der Tanzfläche wird marschiert: WERTSTAHL bedienen in gewisser Weie oldschooligen EBM wie er vor zehn bis zwanzig Jahren populär war. Und doch tun sie es anders. Denn "Kontrol" ist bei weitem nicht so stumpf und gradlinig wie ihn die Urväter so charmant machten. Ob dies Fluch oder Segen ist mag im Auge des Betrachters liegen. An einigen Stellen blitzt moderner tanzbarer Industrial durch, dann wiederum geben sich WERTSTAHL ideenreich und experimentiertfreudig - "Identity First Pass" blubbert elektronisch um dann bei "Identity Second Pass" sich in breakig-hippen Gefilden zu tummeln die auch schon bei neueren SKINNY PUPPY doof klangen. Absolut klassisch clubtauglich sind dabei etwa "Kontrol" oder das pumpende und mit bösen Vocals versehene "Sudden Death". Verspielter und beinahe in STROMKERNschem Territorium siedelt sich "XP" an während "Der Mechanische Soldat" mit deutschem Text, teils sehr klaren, vorgelesen wirkenden Vocals und simpel treibendem Beats sehr authentisch Deutsch-EBMisch und balastbefreit auftritt. Für diese Art von Musik ist "Kontrol" ein erstaunlich und überraschend abwechslungsreiches Album geworden, das aber darunter leiden könnte, den Puristen zu verspielt und den jungen Geballersoldaten nicht hart genug zu sein.