Ich habe keine Ahnung, ob sich eine Band von ihrem ersten zu ihrem zweiten Werk so dermaßen verändern kann, dass man von der Champions League direkt in die Kreisklasse hüpft, oder ob mein Kollege Goofy beim Hören des Debüts "Hearts & Bones" der Hamburger Schmalzrocker KICKHUNTER ein gehöriges Pfund Bohnen in den Ohren hatte. Ich kenne zwar das Debüt nicht, aber das nach vier Jahren erscheinende zweite Album der Band, "Little Monsters", ist von einem "Tipp" soweit entfernt wie wahlweise St. Pauli vom deutschen Meister, Ralf Schumacher von der Pole Position oder Dolly Buster von der Jungfräulichkeit. Meine Fresse, was für eine gequirlte Scheiße! Das Album fährt die banalsten und schlechtesten Songs in der Schnittmenge aus Hard- und Blues Rock auf, die ich je gehört habe. Kein Klischee wird ausgelassen, die Texte ("…ain´t got nothin´ better than my girl and my guitar…", "…I love you more than words can say…” oder der Höhepunkt: "…uhuhu…gimme some water…”) sind nicht mal mehr unterste Schublade, sondern bereits in den Fußboden integriert, und dazu kommt nicht nur der quakende Gesang von Jörg Wesenberg, sondern auch noch das völlig gruselige Gequietsche einer Gast-Trällerine names Ela. Dass hinter dieser Band verdiente Namen wie Markus Großkopf (Bass) oder Dennis Ward (Produktion) stehen, erscheint dabei fast schon irreal. "Little Monsters" ist eines der miesesten Stücke deutschen Rocks, die ich je gehört habe. Hier passt nix, gar nix, und es ist mir ein Rätsel, was daran vier Jahre gedauert hat. Darüber hinaus fällt mir zum Cover-Artwork auch nichts mehr ein. Furchtbar, einfach nur noch furchtbar!
Ganze neun Jahre haben sich die US-Rocker für den Nachfolger ihres sehr guten ´98er-Werkes "Seven" Zeit gelassen - in der Musikszene eine Ewigkeit, will man nicht in Vergessenheit geraten. Glaubt man aber der Biografie der Band, dann wechselten bereits 16 Millionen Platten den Besitzer, wobei NIGHT RANGER in europäischen Breitengraden ein eher untergeordnetes Dasein fristen, während sie in Bushland ein sehr erfolgreicher Radio-Act sind. "Hole In The Sun" klingt demnach entsprechend genau so, wie man sich ein knackiges Blues/Hard Rock-Album einer erfahrenen und erfolgreichen Band vorstellt. Das Album knüpft nahtlos an den Vorgänger an und punktet mit durchweg gelungenen Kompositionen, die aber leider manchmal leicht in den Bereich des Banalen abdriften. Trotz fetter mehrstimmiger Gesänge klingt die Scheibe im Ganzen etwas dröge und nicht so mitreißend wie etwa die sehr ähnlich gearteten Scheiben der Kollegen THUNDER von der Insel. Trotzdem befinden sich mit dem superben Opener "Tell Your Vision" (Groovemonster!), dem flotten "Drama Queen", der bluesigen Hymne "Whatever Happened", dem atmosphärischen "Rockstar" oder dem harten Rocker "Wrap It Up" einige sehr hörenswerte Stücke auf dem Album, die es deutlich aus dem Durchschnitt hervorheben, aber auch nicht ganz verhindern können, dass "Hole In The Sun" nicht der Knaller geworden ist, den sich sicher viele Fans nach der langen Wartezeit erhofft hatten.
LANE kommen aus Hersfeld (Hessen), sind bisher eigentlich als reine Coverband unterwegs gewesen wollen es jetzt aber mal wissen und haben daher ihr Debüt "Diced" mit acht ausschließlich eigenen Tracks produziert. Für die professionelle Umsetzung hat man sich Olli K. (ex-KINGDOM COME) sowie Ralf Z. (Background-Vocals bei EDGUY) als Unterstützung für’s Studio mit ins Boot geholt. Am Sound gibt es so auch nicht groß was zu mäkeln, die Band wirkt eingespielt Dirk Licht (Gesang), Teo Todorov (Gitarre), Andy Sauer (Bass) sowie Ralf Niebert (Schlagzeug) zeigen eine reife Leistung an ihren Instrumenten. Man hat sich dem traditionellem Hardrock bzw. Melodic Rock verschrieben, natürlich dürfen da auch entsprechende Balladen nicht fehlen. Am Songwriting hingegen ist noch einiges zu tun, denn viele der Songs klingen mir schlichtweg zu standardisiert und vor allem etwas altbacken, da hilft dem Quartett auch das solide technische Potential nicht viel weiter. Der recht griffige Opener "Nighttalk" hört sich leider nur wie eine mittelmäßige BONFIRE Adaption an (als Pianoversion am Schluß des Albums ist der Track um Längen besser und kommt auch vom Klangbild her deutlich stärker rüber), auch das nachfolgende etwas schleppende "Faith" zeigt nicht nur titelmäßig deutliche Anleihen von BON JOVI auch DEF LEPPARD standen da soundmäßig als deutliche Vorbilder Pate. Deem Song hilft’s trotzdem eher nicht, es klingt zu gewollt und man kommt nie auf den Punkt. Auch die große Gefühle Kiste mit "When Love Comes Around" gelingt nur in Ansätzen, da fehlt trotz viel POISON Anklängen einfach der letzte Kick bei der Hook. Was bei allen Songs egal wie klein die Solis oder feinen Details in den Arrangements ausgeprägt sind, gelobt werden muß ist die sehr gelungene Gitarrenarbeit, sowohl akustisch oder auch mal etwas härter der Junge hat was drauf. Song Nummer vier "Spirit In The Night" (nein ist kein MANFRED MANN Cover) zeigt dann LANE, die 2004 als reine Funband gegründet wurden, dass sie doch einiges mehr könn(t)en als althergebrachten Melodic Rock aus den 80er Jahren nochmal aufzubereiten. Der Song hat richtig starkes Classic Rock Feeling mit einem gewissen epischen Touch sowie den gelungenen instrumentellen Parts und einem megastarken Keyboard sowie coolen Solos ist hier der erste absolut eigenständig klingenden Song des Albums zu hören. Dann wieder "All For Life", nee Jungs das klingt mit total aufgesetzt auf Stimmung machend, trotz tollem Mehrfachgesang und dann noch diese Klappsounds bei den Drums und insgesamt dieser tausendmal gehörte Countryeinschlag, das geht leider gar nicht. Mit "Heaven" folgt eine diesmal voll überzeugende Ballade ehe dann der zweite eher etwas untypische Song auf ""Diced" folgt. Die Rede ist von "Turn Me On". Ehr etwas unspektakulär beginnend mit viel Tempo gibt es ab der Mitte eine überraschende Wende mit ruhigerem Zwischenteil, einigen Breaks sowie fast schon progressiven Gitarrenparts gegen Schluss - klasse gemacht. Hier hat mich die Band voll überzeugt. Wenn man sich zukünftig aus der breiten Masse der vielen (guten) Melodicrock Kapellen herauslösen möchte, dann sollte man mehr solche hochklassigeren Stücke wie dieser oder "Spirit In The Night" schrieben, denn dann klingen LANE nicht so beliebig wie vieles andere auf der CD.
Darf man Songs von einer der Kultformationen in der Rockgeschichte, die Rede ist hier von LED ZEPPELIN, einfach so covern? Nun eigentlich eher nicht, denn erstens kann man da nur verlieren und zweitens wer tut sich dies an und drittens wer braucht dies überhaupt?! Letztere Frage lassen wir mal lieber ganz außen vor, darüber kann man sich grundsätzlich immer bei solchen Covergeschichten streiten und wird nie zu einem Ergebnis kommen. Bei dieser Geschichte haben sich VANILLA FUDGE (dies ist tatsächlich eine Band und kein neuer Cocktail) also die Songs dieser englischen Supergroup vorgenommen. Diese "Oldie"-Formation hat ja zumindestens historisch bedingt eine gewisse Affinität zu den Led’s. Robert Plant & Co. (damals noch ziemlich unbekannt in den USA) haben 1969 tatsächlich auf einer Headliner Tournee von VANILLA FUDGE den Support übernehmen dürfen. Die New Yorker selbst wurden bereits 1967 gegründet, ihre erste Single war ein Cover des bekannten Hits von den Supremes "You Keep Me Hanging On" und diese Single kletterte bis auf Platz 6 der Billboard Charts. Nach nur drei Alben war aber schon Schluss und VANILLA FUDGE lösten sich Anfang 1970 auf. Erst 1982 kamen die Jungs wieder zusammen. Nun kommt nach 23 Jahren wieder ein neues Studioalbum "Out Through The In Door" mit gänzlich fremden Songs. Die gängigen Gassenhauer von LED ZEPPELIN wurden dabei erfreulicherweise nicht verwurstelt d.h. "Stairway To Heaven", "Communication Breakdown" oder "Whole Lotta Love" sucht man unter den 12 Tracks vergeblich. VANILLA FUGE sind zwar im weitesten Sinne eine Hardrock Kapelle haben aber vor allem eine sehr stark psychedelische Seite mit coolen manchmal etwas schrägen Hammonds und dadurch auch einen ganz eigenwilligen Stil. Selbst der Sänger Mark Stein hat irgendwie was besonderes, auch wenn man ihn ständig mit Plant vergleicht und er öfters etwas mehr aus sich herausgehen sollte wie diese sein Gitarren-Kollege Vince bei "Rock And Roll" an den Leads macht und dabei eine sehr gute Figur ab gibt. Und tatsächlich bei den meisten Songs funktionieren die neuen Arrangements überraschend gut, mal wurden die Originale verlangsamt, dann wieder etwas schneller gemacht und dann überall diese Orgelsounds - das hat schon was. Es paßt außerdem recht gut zu den bluesigen Sachen von LZ. Manchmal bekommen die Songs sogar etwas mehr Groove verpaßt, so dass die meisten Tracks gefallen können. Lediglich zwei Tracks gehen total in die Hose "Moby Dick" fast ein einziges, superlangweiligen Drumsolo (gefällt mir im Original schon nicht besonders) sowie das Halbgare "Dancing Days" mit stark verfremdeter Stimme. Aber wie dieses Quartet um Drumer-Urgestein sowie Producer Carmine Appice (Bruder von Vinnie) den Rest umgesetzt hat verdient schon Respekt. Insbesondere einer meiner Alltime Faves "Dazed And Confused" klingt oberlässig, auch das folkige Instrumental "Black Mountain Side" sowie der "Immigrant Song" sind git gemacht. Mein heimlicher Liebling ist aber ganz klar das relaxte "Babe, I'm Gonna Leave You" sowie dass wunderbar im Classic Rock Stil gehaltene "All Of My Love". Letztlich bleibt die Frage aber offen, wer "Out Through The In Door" bei aller Liebe zur Nostalgie letztlich wirklich kaufen soll und dann nicht doch lieber die Originale vorzieht.