Bei KTU (ausgesprochen wie englisch K2) handelt es sich um ein wirklich spezielles Projekt. Hierfür hat sich nämlich der finnische Akkordeon-Spieler Kimmo Pohjonen mit dem KING CRIMSON-Schlagzeuger Pat Mastelotto und dem Ex-KING CRIMSON-Gitarristen Trey Gunn zusammengetan, was ja schon an sich eine außergewöhnliche Kombination ist. Aus der Zusammenarbeit entstand zunächst das Live-Album „8 Armed Monkeys“, das 2005 veröffentlicht wurde, „Quiver“ ist somit das erste Studio-Album des Trios. Dieses verlangt dem Hörer einiges ab: Die ausschließlich instrumentalen Songs sind musikalisch kaum einzuordnen und bewegen sich irgendwo zwischen Progressive, New Jazz und Ambient. Das Album beginnt jedoch geradezu meditativ: Das Intro-mässige „Fragile Sun“ könnte man sich auch auf dem letzten Solo-Album von PINK FLOYD-Gitarrist David Gilmour vorstellen. Im zweiten Stück „Kataklasm“ dominieren dagegen rockige und progressive Klänge, worauf Pohjonen in „Nano“ dann das Akkordeon auspackt. Hier wird es wirklich abgefahren, und über schräge Rhythmen werden psychedelische Melodien und Sounds gelegt. In der Art geht es dann auch weiter, so bewegt sich der Rest des Albums innerhalb dieser durch die drei ersten Songs vorgegebenen Extreme. Abgesehen von einigen sphärischen Erholungsphasen, ist dabei nur das wunderschön fließende „Wasabi Fields“ wirklich eingängig, mit seinem Tango-Thema dürfte es aber eher Fans von GOTAN PROJECT ansprechen. KTU haben hier ein spannendes und intensives Werk geschaffen, das auf Dauer allerdings auch recht anstrengend ist, und man muss sich erst einmal eine Weile mit dieser Musik befassen, bis man überhaupt Zugang dazu findet. Wer das jedoch tut, wird immer wieder an faszinierenden Passagen hängen bleiben.
METSATÖLL und der Nationale, 54-stimmige Männerchor Estlands machen gemeinsame Sache. Die Rocker haben sich von der traditionellen Heavy-Metal-Band zu einer so genannten Ethno-Metal-Band entwickelt, verbinden folkloristische Elemente mit gutem, altem Metall. Harte Gitarren treffen also auf den Dudelsack (Turopill) oder die in Estland typische Kanell (ähnelt der finnischen Kantele), rauer estnischer Gesang der Folk-Rocker auf den voluminösen, vielkehligen Chor. Das Ganze steigt in einer stimmungsvollen Kirchenruine im Rahmen des Maailmaküla Festival im Juni 2006 und besticht audioseitig mit Bombensound und videomäßig durch enorm professionelle Bildqualität. Was dem größtenteils im Hellen ausgetragenen Event ein wenig fehlt, ist die mitreissende Performance. Band, Chor und Publikum sind aus den verschiedensten, zum Teil natürlich verständlichen Gründen sehr statisch. Das entspricht nun so gar nicht der Qualität der Musik, denn die Symbiose zwischen Folk, Klassik und Metal wirkt hier als totale Einheit, die Elemente wirken gleichberechtigt und damit nicht so Baukasten-mäßig zusammengesetzt wie bei ähnlichen Crossover-Versuchen einiger Metall-Facharbeiter auf Abwegen. Das Paket enthält übrigens eine CD mit 15 Live-Stücken und eine DVD mit 18. Fans von mittelalterlichen Metal-Klängen und Folk-Metal-Verbindungen wie Subway To Sally oder reineren Formationen wie Corvus Corax. Aber auch Therion drängeln sich angesichts der pompösen Atmosphäre (die hier allerdings ohne Keyboards zustande kommt) immer wieder in den Sinn. Ein weiterer Beweis, dass verschiedene Gernres durchaus miteinander harmonieren, wenn die Bands mit Herz und nicht nur mit der Brieftasche dabei sind.
Es gibt einige Leute in der so genannten "Metal-Szene", die stehen Folk in seiner etwas traditionelleren Spielart ein wenig skeptisch gegenüber. Da gibt es Mädels, die halten so was wie die OYSTERBAND für eine Rentnerband, da gibt es Jungs, die tun Folk-Fans als körnerfressende Schwuchteln ab. Das tut aber tatsächlich alles nicht zur Sache. Klar kommt einem das absolut gemischte Publikum ein wenig merkwürdig vor, weil Metaller ja eher nietengespickte Krawalleure gewohnt ist und klar scheint einem das Stageacting ein wenig langweilig, weil die Band eben nicht wie wild propeller-bangt. Aber: Dafür sind die Fans mit einer unglaublichen Freude bei der Sache (was diese DVD auch anschaulich transportiert) und die Band spielt sympathisch-entspannt wesentlich länger als die bei Metal-Gigs üblichen 30 bis 80 Minuten. Den Mittelpunkt der dieser versatilen Scheibe bildet die "25th Anniversary Show" im Londoner Forum, bei dem Chumbawamba, June Tabor und James O’Grady die Brit-Folker unterstützten: 90 Minuten, 18 Songs voller Melancholie und doch auch gespickt mit Lebensfreude. Dazu gibt’s nette Extras vom 89er-Video "New York Girls" über interessantes Backstage-Material bis hin zu witzigen Interviews. Eine sehr angenehme DVD, die genau dann passt, wenn der harte Metaller mal ein wenig wirklich ruhige Entspannung braucht. Oder eine DVD für eben all die, die ihren Blick im Alter über den Tellerrand bis auf die grüne Folk-Wiese schweifen lassen und dazu Sonnenblumenkerne futtern.
The 25th Anniversary Concert
Band:
Genre:Nicht angegeben Tracks:18 plus Extras Länge:122:0 () Label: Vertrieb:
DEBRECEN, oh DEBRECEN, DEBRECEN oh DEBRECEN…. Fußball-Fans dieser ungarischen Mittelstadt könnten hier ihr neues Vereinslied finden. HUNGARIAN SPEEDFOLK nennen diese Herrschaften ihren Stil, "Igen" ihre neueste Heim- und Handarbeit. Soweit so gut. Nun betreiben die Damen und Herren ein wenig Etikettenschwindel. Zwar kommt Tiborcz Andras ohne Zweifel aus dem schönen Ungarn - und davon gehörte wohl ooch was mal zu Transsylvanien, aber an sich residieren die Herrschaften mit Vampirblut in den Adern nunmehr in unser aller ollen Hauptstadt. Und Angst muss man vor den Blutsaugern schon lange nicht haben. Außer man disgusted absolutely Folk-Mucke und allzu viel Fröhlichkeit. Die nämlich versprühen die lustige Gesellen und Gesellinnen nur allzu häufig. Vor allem der Titelsong macht Bock auf Fruchtwein und Bier. Aber Titel wie "KiKiKI" lassen vermuten, dass hier nicht Draculas Soundtrack geschrieben wurde. Die Transen zitieren natürlich auch einheimische Koyphäen wie Bela Bartok, warum auch nicht? Müssen ja Ungarn-Touris auch andauernd hören. Letztlich sollten hier alle hinhören, die sich gerne mal auf Märkten rumtreiben, alle die, die anstatt einer elektrifizierten Gitarre auch mal eine Geige vertragen und die überhaupt für Folk offen sind. Aber Vorsicht: Ganz so einfach zu verkonsumieren wie HISS oder andere Folker sind THE TRANSYLVANIANS nicht. Da wird das Geiglein schon mal orgiastiasch ver-soliert, da wird das Saxophon geblasen bis zum Platzen. Zudem lassen die Berlino-Ugrischen auch gediegene Punk-Einflüsse und fremder Leute Zunge nicht außen vor. Offene Menschen vor, ditte fetzt auf seine Art… Volker zum Beispiel muss ran, Folksgruppen, Forzknoten, Volkswagen und so. Die drei großen F bekommen ein viertes dazu… Und jetzt alle: Kikiki - de ki volt itt! Allet klar? Nix wie hin nach Debrecen oder einfach nach Berlin, live geht da einiges. Leilalaleilalalala ….
Äußerst kreativ ein Folk Album „Folka“ zu nennen, aber der Name soll hier mal nicht stören, davon bekommt man ja beim Hören einer CD bekanntlich nur selten etwas mit. Die Schweden KALABRA begegnen mir mit ihrem Album „Folka“ hier zum ersten Mal und vom Hocker haut mich ihre Musik wahrlich nicht. Keine Frage, grade Ulrika Boden, verantwortlich für Gesang und Flöte (nacheinander, nicht auf einmal versteht sich) kann voll und ganz überzeugen, ihre Stimme wird unbeschwert und leicht und erinnert mich an die Frontfrau ihrer Landsleute GARMANA, die Texte in schwedisch tun ein übriges den Gesang interessant zu machen. Ansonsten sind die spannenden Momente auf der CD rar gesäht, und ich tue mich auch schwer einen Song besonders hervorzuheben. Melodien die im Ohr bleiben sucht man vergebens und dass obwohl die Musik ansonsten nicht wirklich schwere Kost ist. Ziemlich traditionell wirkende Folk Melodien mit leichtem Jazzeinfluss, ein bisschen poppigen Parts und vereinzelten leisen E Gitarren und Drums – so in etwa könnte man die Musik KALABRA´s umreißen. Und auch wenn sich das jetzt vielleicht so anhört als wäre die Mischung recht moderner Natur so muss ich auch diese Hoffnung im Keim ersticken, denn die altertümlichen Instrumente und Folk Melodien nehmen sicherlich 80% der Musik ein und bilden nicht wie bei zum Beispiel bei GARMANA eine gleichberechtigte Einheit aus alt und neu. Mag sein dass die CD nach etlichen Hördurchläufen an Tiefe gewinnt, mag sein dass die Band im Folk Bereich eine Kapazität ist, dafür kenne ich mir hier zu wenig aus, ich würde den einzelnen Musikern und KALABRA im Allgemeinen aber keine außergewöhnliche Leistung mit „Folka“ attestieren.
HOVEN DROVEN sind Schweden. Wenn ich’s nicht besser wüsste, hätte ich ja gesagt das müssen Finnen sein, weil dort oben eh 95% der Bands mindestens ein Rad ab haben. Folk Metal soll es sein was sie machen, Volksmusik trifft meiner Meinung den Kern ihrer Musik aber eigentlich besser. Und nur weil das eben schwedische Volksmusik ist wird das auch nicht sehr viel kultiger als deutsche Humpahumpatätärä Volksmusik. So beginnt also die CD, zwei sehr ruhige Songs, alle Songs mit rein akustischer Instrumentierung, auf der ganzen CD findet sich übrigens auch kein Gesang. Und auch wenn beim dritten Song etwas mehr Drive in die ganze Sache kommt und ihre Musik jetzt einen leichten Country Einschlag abkriegt so nervt die Musik doch mehr als sie mir Begeisterungsstürme abringen kann. In gewisser Weise auf eine ganz eigene Weise in Maßen faszinierend weil man solche Musik eben nicht alle Tage hört, von Folk Metal ist „Hippa“ aber so weit entfernt wie Slayer von Volksmusik. Wer auf langsame akustische Mucke mit Geigen, Flöten, Percussions, Saxophon etc. steht kann mal ein Ohr riskieren. Aber sagt nicht ich hätte euch nicht gewarnt. Die 5 beherrschen ihre Instrumente allerdings zweifellos und vor einem Kaminfeuer im verschneiten Schweden würde ich mir das vielleicht sogar auch reinziehen.
Fast 1000 Jahre ist sie alt, die Titelfigur in der es bei GARMARNA´s Album geht, eine Predigerin namens Hildegard Von Bingen gab der CD den Namen und liefert den Stoff für Texte. Doch auch wenn es sich nicht so anhört als ob sich Texte des allerfrühesten Mittelalters mit moderner größtenteils elektronischer Ethnomusik vertragen, sich gegenseitig ergänzen und sogar bereichern können, so beweisen die 5 Musiker von GARMARNA eindrucksvoll Gegenteil. Fragt mich nicht, in welcher Sprache die Sängerin die Texte nun rezitiert, die Titel lassen auf Latein schließen, doch wirkt ihre Stimme vielmehr durch die Art wie sie singt bezaubert als durch das was sie singt. Mit Ethnoeinschlag sehr ruhig und souverän lässt sie ihre Worte auf dem musikalischen Fundament tanzen, und hier wird GARAMARNA erst richtig interessant. Die Band arbeitet zum großen Teil mit Break Beat und Drum´n Bass Elementen, manchmal werden die Beats treibend und eingängig ohne allzu technoid und simpel zu wirken, alles in allem ist die Mischung sehr gut bekömmlich, lädt zum entspannen ein und überrascht doch immer wieder. Elektronik und die Stimme wirken vielleicht manchmal etwas fremd, doch dieser Eindruck schwindet nach und nach. Denn Akustikgitarren, Sreicher und anderen mittelalterliche Instrumentierung klingt doch vertraut in den meisten Ohren und verhindert, dass die Lieder allzu abgehoben wirken. Eine tolle CD zum Entspannen, die genug Tiefe besitzt um zu fesseln, genug neue Ideen um zu begeistern und einfach zu schön ist um an ihr vorbeizuhören. Jedoch werden sich die Geschmäcker an GARMARNA sehr scheiden, also vor dem blinden Kauf unbedingt reinhören.