Review:

Mirrorneuron

(SYRINX CALL)

Der Blockflöten-Virtuose Volker Kuinke präsentiert sein drittes Album und wird mit seinem Bandprojekt eventuell nicht den gestanden Metal-Fan ansprechen, obwohl manche Kuttenträger ja stolz einen Patch von JETHRO TULL auf ihrer Kutte tragen. Und für genau diese sollte SYRINX CALL eine Offenbarung sein. Volker Kuinke nutzt sein Instrument nicht als dominante Waffe wie sein Kollege von JETHRO TULL, sondern ist eher für die beiläufigen und harmonischen Töne zuständig. Dies harmoniert perfekt mit dem Sound des Projekts, welches eine gesunde Mischung aus alten GENESIS, JETHRO TULL und MIKE OLDFIELD darstellt. Tja, und dann kommt noch eine ganz gesunde Prise der Altmeister ELOY hinzu. Kein Wunder, Volker Kuinke war an verschiedenen Alben von ELOY beteiligt und konnte gleich drei Mitglieder der Allstars für sein Konzeptalbum gewinnen.

Auf „Mirrorneuron“ begegnen wir der künstlichen Intelligenz „Kai“, welche den Auftrag hat, in der Arktis nach Öl zu bohren. Seine Programmierung wird durch Widersprüche von Praxis und theoretischen Berechnungen durcheinandergeworfen. Kompliziert wird die Story durch „Mara“, welche eine Art Psychotherapeutin für humanoide Roboter darstellt, und in die sich „Kai“ durch seine Spiegelneuronen hineinversetzen und somit Gefühle spiegeln kann. Weiter möchte ich in die Storyline nicht vordringen, da meine Neuronen sich weigern, die ganze Geschichte zu kapieren.

Musikalisch können SYRINX CALL absolut überzeugen. „Mirrorneuron“ ist ein melancholisches Album geworden, welches zwar männliche und weibliche Vocals bietet, die aber durch die grandiose instrumentale Umsetzung in den Hintergrund rücken. Zu präsent sind die schmeichelnden Blockflöten, die teilweise von opulenten PINK FLOYD-Parts untermalt werden. Man darf auf „Mirrorneuron“ keine abgefahrenen oder schrägen Töne erwarten. Nein, die Musik ist perfekt arrangiert, hochmelodisch gestaltet, und so mancher Folk-Part belebt das progressive Treiben zusätzlich. Wer also Töne à la KING CRIMSON erwartet, die teilweise entarten, der wird enttäuscht sein. Der Anspruch von Volker Kuinke bewegt sich in eine ganz anderen Richtung und ist leichter verdaulich und hörbar.

Grundsätzlich ist „Mirrorneuron“ ein wirklich gutes Album geworden, welches aber seine Zeit zum Reifen braucht. Am Besten konsumiert man die Texte und die Musik gleichzeitig und lässt daraus ein großes Ganzes entstehen. Musik für Genießer und Denker.

 

Mirrorneuron


Cover - Mirrorneuron Band:

SYRINX CALL


Genre: Progressive
Tracks: 14
Länge: 62:19 (CD)
Label: Timezone Music
Vertrieb: Timezone Distribution