Review:

Nibelung

(Siegfried)

Hin und wieder liest man in Bandbeschreibungen den Begriff „Trash Metal“, der jenen Stil umschreiben soll, den einst Bands wie METALLICA oder SLAYER auf den Weg brachten, der aber von Unkundigen gängiger Anglizismen dahingekleistert wird. Hin und wieder stößt man aber auf Ergüsse, auf die genau dieser unbewusste Verschreiber passt wie Popo auf Eimer. SIEGFRIED aus Österreich, die der Szene bereits seit gut zehn Jahren und zwei Alben das kollektive Fürchten lehren, sind mit einem neuen „Meisterwerk“ zurück und legen die Trash-Latte wieder unerreichbar hoch. Oder anders: was SLAYER für den Thrash sind, sind SIEGFRIED für die Variante ohne „h“. Legt man schon leicht bierbeschwipst auf einem Festivalcampingplatz oder in der „Metal-Disco“ notorisch Flaches wie J.B.O. auf den Plattenteller, lacht kein Schwein, wechselt man jedoch zu SIEGFRIED, ist die Stimmung auf dem Siedepunkt. Was Hauptsongwriter Daniel Bachmaier und Co. auf „Nibelung“ verbrechen, ist – auf gut Deutsch – so dermaßen schlecht, dass es schon wieder geil ist! Gleich drei Sänger(innen) dürfen sich hier wieder austoben, darunter die an sich echt gute, neue ELIS-Frontdame Sandra Schleret und Festival-Glückshase Bruder Cle. In Realsatiren wie „Die Eisenfaust (Alberich)“, „Brunhild“, „Sachsensturm“ oder „Die Götterdämmerung“ dürfen sie zu schwülstigsten Keyboard-Orgasmen grenzdebile Texte daherschmettern, die durchweg so unfreiwillig komisch sind, dass nach dem endgültigen „Genuss“ der Platte die Oberschenkel wund geklopft sind. Mal ernsthaft: würde man SIEGFRIED mal stecken, dass es auch sehr gelungene Metal-Opern gibt, die sowohl originell als auch musikalisch hochwertig sind (Namen wie SAVATAGE oder AVANTASIA sollten hier reichen…), und würden sie das einsehen, müsste man glatt auf eine Granate wie „Nibelung“ verzichten. Schon oft wurde diese alte deutsche Sage in Metallerkreisen verwurstet, jedoch noch niemals so witzig!

Nibelung


Cover - Nibelung Band:

Siegfried


Genre: Melodic Metal
Tracks: 9
Länge: 43:22 (CD)
Label: Napalm Records
Vertrieb: Edel