Review:

The Human Condition

(SAGA)

SAGA ohne die charismatische Stimme von Michael Sadler, eigentlich kaum vorstellbar aber dennoch ist dies jetzt endgültig Realität geworden. Nach dem letzten Gig Ende 2007 in München starteten die Kanadier sofort durch um in einer weltweite Suche nach einem neuen Mann am Mikro einen Nachfolger zu finden. Der war auch relativ schnell gefunden und sogar fast vor der eigenen Haustüre, denn Rob Moratti (ex-FINAL FRONTIER) kommt ebenfalls aus Toronto. Als ich dies bereits vor längerem erfahren hatte, war ich ehrlich gesagt nochmal eine ganze Ecke skeptischer als ohnehin schon, denn die beiden Alben mit seiner Band waren so eine Art mittelmäßiger JOURNEY Aufguss und sein Gesang war zwar nicht schlecht aber nix besonderes. Jetzt habe ich „The Human Condition“ mit seinem klasse Artwork und den neun Tracks bereits zig mal durchgehört und muss sagen: Alle Befürchtungen wurden absolut Lügen gestraft. SAGA klingen zu 100 Prozent immer noch nach SAGA was die instrumentelle Ausrichtung betrifft, ja man geht inhaltlich sogar nochmal eine Ecke stärker in die Richtung früherer Tage zurück - will sagen es geht wieder verstärkt progressiver zu, nicht nur mal ein Song sondern über das ganze Album hinweg wird fast durchgehend richtig gerockt. Das ganze klingt absolut frisch, mit großer Spielfreude vorgetragen und alles wie immer im bombastischen Soundkleid verpackt, wobei die neue Stimme wie eine Art Jungbrunnen gewirkt zu haben scheint. Die Band klingt äußerst homogen, voller Tatendrang und diese neue Klangfarbe im Gesang verleiht dem Ganzen wieder neue Spannungsfelder. Den ein oder anderen AOR Einschlag oder die klasse mehrstimmigen Einsätze („Now Is Now“) bei den Refrains als neue Variante sind sehr gelungen und mitreißend gemacht. Wären da nur nicht der etwas bescheidene Anfang mit dem fast siebenminütigen Titelsong, der als Intro auf die Hälfte der Zeit getrimmt vielleicht noch gepasst hätte. Aber so kommt dies mit diesen schon zig mal von SAGA so gehörten nervigen Frickelparts und Läufen einfach nur nervig rüber und auch Moratti darf nur einsilbig die Titelzeile einträllern. Ein Song der Marke "überflüssig" wie schon auf dem Vorgänger mit "Corkentellis". Auch der Schluss des Albums reißt mich dann nicht vom Hocker: „Step Inside“ ist relativ simpel, etwas dünn und leicht trällerich. Das hat den Herren auch knapp den Tipp gekostet, denn der Rest dazwischen ist wirklich klasse geworden. Das hammermäßige, und eingängigste Stück der CD, „Avalon“, ist eine Art AOR Progrock mit leichtem AYREON Einschlag, „Crown Of Thorns“ der Song mit dem meisten Heavy-Appeal, „You Look Good To me“ versprüht eine Art 70er Jahre Feeling mit fettem Anfangsriff und einem gewissen YES Schlagseite, das hat was. Ud auch das wunderbar gefühlvolle “Hands Of Time” ist gelungen. Insbesondere bei Krachern wie dem energetischen “Let It go” oder „A Number And A Name“ (komischerweiser scheint hier mal ganz leicht die Stimme Sadlers durchzuschimmern) kommen die ganz alten Zeiten wieder durch. Die typischen SAGA Erkennungsmerkmale mit viel Stakkato-Gitarren, sehr variantenreichen Keyboards und den gelungenen Duellen gegeneinander sowie einer markanten Rhythmusfraktion im Rücken sorgen für eine tollen Sound. SAGA haben sich erfolgreich neu erfunden, klingen erstaunlich abwechslungsreich, ja beinahe befreit irgendwie und auch die neue Stimme, wenn auch nicht so charismatisch, hat mich absolut überzeugt.

Jetzt interessiert wohl nicht nur mich, wie der gute Rob die Klassiker live rüberbringt.

The Human Condition


Cover - The Human Condition Band:

SAGA


Genre: Progressive
Tracks: 9
Länge: 47:3 (CD)
Label: InsideOut Music
Vertrieb: SPV