Review:

Spineless

(PEQUOD)

Keine ganz unbekannten Musiker haben sich dem rasanten Death/Thrash von PEQUOD verschrieben. Bei den Bayern tummeln sich Musiker von Bands wie HAGGARD und DARKSEED (Letztere könnten auch mal wieder was machen – das „Sharing The Grave“-Demo ist genial und gut in meinem Regal gealtert). Die Mittelaltereinflüsse von HAGGARD wurden nicht in den Sound von PEQUOD einbezogen, und man konzentriert sich auf das Wesentliche – extrem kraftvolle Musik, welche nie in technischen Wahnsinn ausartet. Ein Vorzeigesong auf „Spineless“ ist definitiv „Of Rise And Ruin“, welches wunderbare Gitarrenmelodien, dominantes Bassspiel und schön angekotzte Vocals abliefert. Vocaltechnisch kommt Sänger Roland hier tatsächlich an die Marke DISBELIEF ran, was man definitiv als Auszeichnung werten sollte. Wunderbarer Song! „Born Insane“ kommt extrem abwechslungsreich durch die Boxen und bietet von ordentlichen Blastbeats bis zum höllischem Groove alles, was ein gut abgehangenes Stück Death Metal bieten soll. „Extincition Of Souls“ bleibt eher im Midtempo und präsentiert sich Riff-betont. Besonders Drummer Maurizio kann hier schöne Nadelstiche setzen und zeigt sein ganzes musikalisches Können. Die restlichen Songs reihen sich nahtlos ein, und es zeigen sich an keiner Stelle echte Ermüdungserscheinungen.

Insgesamt ist „Spinless“ eine rasante Platte geworden, aber die Bayern schaffen es immer wieder, nicht in totale Raserei zu verfallen und überraschen mit interessanten Melodien, welche konsequent in die Midtempo-Parts eingebaut werden. Gerne wird auch dem Schweden-Death gehuldigt, der sich mit dem Bay Area-Thrash gut vermengt und das Album sehr kompakt und durchdacht erscheinen lässt. Die sehr gute Produktion rundet ein mehr als ordentliches Album ab, welches hoffentlich nicht nur in Underground-Kreisen für Aufsehen sorgen wird. Natürlich hat „Spineless“ auch seine Längen, diese werden aber geschickt mit kleinen technischen Spielereien abgefangen. Wenn die Band konsequent Songs der Marke „Of Rise And Ruins“ aus den Ärmeln schüttelt, dann ist der Weg aus dem Underground eh geebnet. Hier kann definitiv etwas ziemlich Großes entstehen, und „Spinless“ ist ein gelungener Output, der alle Stärken der Band gut aufzeigt. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und prophezeie, dass beim nächsten Album alle Dämme brechen werden. „Spineless“ ist erst der Anfang…

 

HAGGARD und DARKSEED sind zwar (Ex-) Bands der hier versammelten Münchener Musiker, aber das führt unweigerlich auf den falschen Dampfer. Denn PEQUOD heißt nicht nur das Schiff aus dem „Moby Dick“-Roman, sondern auch eine Band, die auf einen schweren Thrash-Death-Tanker setzt. Der schippert in der Tat mit einer schwedisch-kalifornisch karierten Flagge über die Weltmeere. Denn die Bayern mischen Bay Area Thrash und Swedish Death Metal. Und zwar in einer Art und Weise, die weit vom liberianischen Lohn-Dumping der Seeleute entfernt ist. Hier muszieren gut ausgebildete, erfahrene Künstler zusammen, die acht heftige Songs im Lagerraum haben. Hier hat niemand Skorbut, hier ist niemand zahnlos, die Jungs können viel mehr als Zwieback beißen. Dabei wirken die Songs kompakt, abwechslungsreich und anspruchsvoll – aber nie anmaßend. „Spineless“ nahmen PEQUOD im bandeigenen Studio auf und ließen Lawrence Mackrory (Obey Mastering -  Uppsala, Schweden) mischen und meistern. Darauf einen Klaren! Denn so klingt das Album, ohne kalt und künstlich zu werden. Was noch fehlt, ist der absolute Killer-Titel, ein Hit, ein Ohrenschmeichler, der Klebstoff der Erinnerung, der Eindringling ins Hirn, der nie wieder weggehen mag. Nah dran ist die Neuauflage des bereits 2014 als Videoclip veröffentlichten „Hell Within“, der wesentlich oldschooliger klingt als der Rest. Oder das anschließende, hymnische „Again We Fail“. Eine schwedische Hommage, zweifelsohne. Eine gute. Dieses Prädikat verdient auch „Spineless“ insgesamt. MS PEQUOD? Volle Kraft voraus! (Meisenkaiser)

 

Spineless


Cover - Spineless Band:

PEQUOD


Genre: Death Metal
Tracks: 8
Länge: 41:6 (CD)
Label: Blood Blast Distribution
Vertrieb: Blood Blast Distribution