Erst gegen Ende des vergangenen Jahres beschenkten uns die beiden verbleibenden BEATLES, Paul McCartney und Ringo Starr mit dem mutmaßlich letzten Song der Fab Four “Now And Then“, da kredenzt uns Sir Paul erneut ein Sahnestückchen aus der musikalischen Feen- und Zwergenwelt und das erst 50 Jahre nach dessen Entstehung.
Es handelt sich um nichts Geringeres als das mit Legenden und Mythen belegte Studio-Livealbum zur gleichnamigen Filmdokumentation “One Hand Clapping“. Ursprünglich aufgenommen wurde das Album im August 1974, natürlich in den Abbey Road Studios und nun von Steve Orchard in McCartneys Hog Hill Mill Studio neu abgemischt . Bisher gab es dieses Werk entweder nur auszugsweise als Bonus auf diversen Platten von Mecca oder als sündhaft teure Bootlegs mit bescheidenem Sound. Seit 14.06.2024 ist das Stück Musikgeschichte nun endlich in perfektem Soundgewand frei erhältlich.
Damals war es im Übrigen eine ausgezeichnete Gelegenheit die neuen Mitglieder der WINGS zu integrieren. Den Vorgänger “Band On The Run“ spielten die (Kern-)WINGS bekanntermaßen ja nur zu dritt ein. Außer Paul und Linda McCartney war es lediglich Multiintrumentalist Denny Laine (verstarb erst im Dezember 2023 – R.I.P.), der die beiden unterstützte. Nun gesellten sich Gitarristen Jimmy McCulloch und der Schlagzeuger Geoff Britton hinzu. Vervollständigt wurde das Line-Up obendrein noch mit dem Orchesterarrangeur Del Newman und dem Saxophonist Howie Casey, mit dem Paul zuvor bereits in Hamburg gespielt hatte.
Als Einstig in die Platte fungiert ein instrumentaler Jam, der übrigens zum Titeltrack der Doku werden sollte, was dann allerdings folgt ist einfach nur großartig. Es sind herrliche Interpretationen von WINGS-Klassikern vertreten wie z.B. “Live And Let Die“, “Jet“, “My Love“, “Hi, Hi ,Hi“ sowie das alles überstrahlende “Band On The Run“, bei dem man sich am Ende euphorische Publikumsreaktionen wünschen würde. Ansonsten ist noch die ein oder andere Nummer aus fremder Feder zu hören, die Mr. McCartney stimmig mit eingeflochten hat. Auf der CD findet man u.a. den Bluegrasstrack “Blue Moon of Kentucky“ (Bill Monroe), der etwas ausgesprochen Lebendiges inne hat.. Aus der Filmsequenz mit dem Titel „Paul's Cabaret Sequence“, die ohne Mitwirkung der Band gedreht wurde, spielte McCartney am Klavier die Lieder “Suicide“, “Let's Love“, “All Of You“, das nahtlos in “I'll Give You A Ring“ übergeht, sowie das bezaubernd swingende - mit Bläsern unterstützte “Baby Face“ (Harry Akst / Benny Davis). Gerade in dieser Session vermag es der Beatle, den Zuhörer mit seiner weichen unverkennbaren Stimme um den Finger zu wickeln, so daß sich der Kauf der Scheibe alleine deswegen schon lohnt.
Selbstverständlich werden fernerhin BEATLES Songs rezitiert. “Let It Be“, “The Long And Winding Road“ und “Lady Madonna“ werden jedoch nur kurz – zu kurz angespielt.
Ich persönlich hatte nach dem Split der Pilzköpfe so meine Last, den Zugang zu den WINGS zu finden, da ich Paul's musikalische Fortsetzung näher an den BEATLES erwartet hatte, aber gerade in den letzten Jahren habe ich sowohl die Solowerke von ihm als auch die WINGS mehr und mehr schätzen und lieben gelernt.
“One Hand Clapping“ unterstreicht das musikalische Vermächtnis der WINGS und dokumentiert den wunderbaren Moment, in dem sie ihre Einzigartigkeit durch ihren charakteristischen Sound definiert haben.
One Hand Clapping

PAUL MCCARTNEY & WINGS
Genre: Rock
Tracks: 26
Länge: 84:2 (2-CD)
Label: Capitol Records
Vertrieb: Universal Music