Trotz Corona und einiger personeller Umbesetzungen (am Bass ist nun Steven Wussow, Nils Löffler bedient die Gitarre, und für den pausierenden Tobi ist Patrick Sperling zu hören, während sich Mastermind Seeb Levermann nur noch auf seinen Gesang konzentriert), sind ORDEN OGAN auf einem Höhenflug, der sich auch mit „Final Days“ unweigerlich fortsetzen wird.
Mit ihrem neuen Werk bringen sich ORDEN OGAN hinter POWERWOLF und SABATON in Lauerstellung und blasen zum Angriff auf den Thron des modernen und eingängigen Power Metals.
Passend zum Sc-Fi-Konzept brutzelt „Final Days“ sehr fett und wuchtig aus den Boxen. Kleinere elektronische Soundspielereien werden stimmig in den klassischen Power Metal eingefügt und bilden eine harmonische Symbiose. Auch wenn es im Vorfeld Stimmen gab, die einen „Autotune-Effekt“ auf Seeb’s Stimme bemängelten, so muss man sagen, dass dieser sehr homöopathisch eingesetzt wird und zur Untermalung der Story beiträgt. Androiden klingen nun mal mechanisch. Neben aller technoider Kälte, versprüht das Werk in seiner Gesamtheit durch die vielen gelungen Melodien auch genug menschliche Emotionen, um die Fanscharen bei zukünftigen Live-Auftritten mitzureißen. Exemplarisch sei hier der etwas an BRAINSTORM erinnernde Chorus von „Absolution For Our Final Days“ genannt.
Weitere Highlights sind der bereits genannte Opener „Heart Of The Android“, welcher perfekt in das Album einleitet, und der mit einem für ORDEN OGAN typischen „larger-than-life-Chorus“ glänzt. Sowie das ebenso im Vorfeld ausgekoppelte „Inferno“. Der Chorus schreit geradezu nach meterhohen Feuersäulen und sollte live zum absoluten Brecher werden. Aber auch das mit leichten RUNNING WILD-Zitaten liebäugelnde „Interstellar“ (mit Gus G.) ist äußerst gelungen, und außerdem ist der Weg von Piraten- zu Raumschiffen ja gar nicht so weit.
Bei „Hollow“ zeigen ORDEN OGAN, dass sie auch noch garstig können, ziehen das Tempo ziemlich an, und trotzdem kommen auch hier die von mir bereits mehrfach erwähnten großen Melodien nicht zu kurz.
Mein persönlicher Favorit jedoch kommt ganz zum Schluss: Das epische „It Is Over“. Seeb’s fast schon verzweifelte Gesangsmelodien in den Strophen, der bombastische Chorus, welcher wieder einen melancholischen Unterton hat sowie der an alte Melo-Death gemahnende instrumentale Part… das passt alles zusammen und ist in seiner Gesamtheit richtig großes Kino.
Mit „Final Days“ machen ORDEN OGAN den nächsten logischen Schritt und haben sich weiterentwickelt, ohne sich zu sehr von ihrer Basis zu entfernen. Wer wissen will, wie melodischer Power Metal auf der Höhe der Zeit klingt, der kommt am Orden einfach nicht mehr vorbei. Mission accomplished.
Final Days
Band:
ORDEN OGAN
Genre: Power Metal
Tracks: 10
Länge: 50:37 (CD)
Label: AFM Records
Vertrieb: Soulfood