Review:

Mareridt

(Myrkur)

MYRKUR sind KEINE Black-Metal-Band. MYRKUR waren NIE eine Black-Metal-Band und MYRKUR haben auch nie behauptet Black Metal zu spielen. So überrascht es kaum, dass MYRKUR mit ihrem zweiten Album „Mareridt“ (erneut) kein Black-Metal-Album vorlegen.



Während das Debüt der blonden Dänin hauptsächlich von düster-atmosphärischem Folk Metal mit heftig fiesen Black Metal-Ausbrüchen getragen wurde, geht es auf „Mareridt“ noch einmal deutlich breitgefächerter, aber auch gemäßigter zu. Hauptsächlich wandeln MYRKUR zwar auch hier auf sehr folkloristischen Pfaden, doch scheuen auch nicht psychedelisch anmutende, gothische oder gar indie-rockige Parts in ihre Musik einzubauen.
Da seien zum einen „The Serpent“ oder „Crown“ zu nennen, die eine gothische Düsternis versprühen und sich teils mit doomiger Langsamkeit durchaus eingängig vorwärts schieben. „Funeral“, bei dem CHELSEA WOLFE mitgewirkt hat, setzt diesen eher ruhigen, düsteren Weg fort und lenkt ein Stück weit in Richtung Indie Rock.


„De Tre Piker“ hingegen ist ein klassischer, nordischer Folk-Song mit etwas spärlicher Instrumentierung und Fokus auf Amalie Bruuns engelhaften Klar-Gesang. Die heiß ersehnten Black Metal-Parts gibt es auf „Mareridt“ aber auch: Schon gleich der zweite Song namens „Maneblôt“ prescht nach den etwas zaghaft folkloristischen Klängen des Openers kraftvoll in diese Richtung um das Tempo im Refrain wieder gekonnt zu drosseln und in Richtung Folk Metal zu lenken, was durchaus an ARKONA erinnert. Auch „Maneblôt“ ist sehr eingängig, mit gerade einmal der Minuten dreiunddreißig aber viel zu kurz.
In „Elleskudt“, „Gladiatrix“ und „Ulvinde“ gibt es ebenfalls prägnantere Black Metal-Parts, die in Kombination mit düsterem Folk eine wunderbare Stimmung aufbauen.



Unterm Strich ist „Mareridt“ ein facettenreiches Gesamtkunstwerk fernab aller (Genre-)Grenzen geworden. MYRKUR bieten mit hier mit einem großartigen, wie auch persönlichem Konzept, einer unfassbaren musikalischen Bandbreite und Gesang in drei Sprachen aus künstlerischer Sicht noch mehr als auf dem Vorgänger „M“.
Doch man hätte sich von einem Album, dass sich mit den Albträumen der Amalie Brunn auseinander setzt vielleicht mehr Finsternis gewünscht. Nun, das wurde hier anders gelöst. Der wortwörtliche, spacige Rausschmeißer „Boernehjem“ wirft nur Fragen auf. Ein weiterer Kritikpunkt ist leider der Klang: Gerade bei den hier reichlich vorhandenen Clean-Gesangparts ist der Gesang viel zu sehr in den Vordergrund gemischt, so dass er die teils mächtige Instrumentierung dahinter fast voll und ganz überschattet. Auch die auf dem Debüt noch etwas räudigeren (und daher leider auch überzeugenderen) Black Metal Parts und insbesondere die Screams von Frau Bruun waren auf dem Debüt leider ein Stück weit überzeugender.
Wer den Vorgänger mochte, sollte hier trotzdem unbedingt reinhören. Außerdem ist „Mareridt“ für alle Hörer, die sich an den heftige(ren) Black Metal-Passagen auf dem Debüt gestört haben vielleicht interessanter. Eine Affinität für folkloristische Klänge, Klargesang, einen Hauch Pop und Genreübergreifendes sind allerdings vorausgesetzt.
Anspieltipps: „Maneblôt“, „The Serpent“ und „Ulvinde“.

 

Mareridt


Cover - Mareridt Band:

Myrkur


Genre: Unbekannt
Tracks: 11
Länge: 38:19 (CD)
Label: Relapse Records
Vertrieb: Relapse Records