Review:

Extinct

(Moonspell)

Zu den Bands mit schwarzer Vergangenheit gehören die portugiesischen MOONSPELL: Was in den 90’ern und „Wolfheart“ als Black Metal begann, wurde zusehends atmosphärischer, gothischer und schließlich anno 2015 fast poppig. Dröhnte der Vorgänger „Alpha Noir“ mit Brechern wie „Axis Mundi“ oder auch „Opera Carne“ noch sehr stählern aus den Boxen, driftet die Band mit ihrer mittlerweile elften Full-Length „Extinct“ leider ziemlich in die Dark-/Gothic-Rock-Schiene ab. Das die Reise hier mehr als je zuvor in Richtung FIELDS OF NEPHILIM, SISTERS OF MERCY und TYPE O NEGATIVE geht, zeigt schon der recht poppige Opener „Breathe (Until We Are No More)“: Gothic Pop-Rock vom Feinsten, schön melancholisch, mit düsterem, eingängigen Refrain – Aber wo ist der Metal?

Mit „Extinct“ beschreiten die Portogiesen neue Wege – und doch nicht ganz. Teile dessen, was die letzten Alben ausmachte sind geblieben. So lebt auch „Extinct“ durch eine ausgesprochen gute Gitarrenarbeit und hervorragendes orchestrales Arrangement, welches wirklich dezent und bereichernd (und nicht kitschig! Eine Kunst!) daherkommt. Die Songs wirken in sich sehr stimmig und glasklar produziert und Ribeiro’s rauchig dunkle Stimme harmoniert sehr gut damit. Doch leider kommt da auch nicht mehr. Auf Screams und Growls wurde hier nämlich mit einigen Ausnahmen (zum Beispiel im Titeltrack, „Malignia“, „A Dying Breed“) komplett verzichtet, was MOONSPELL einiges ihrer einstigen Härte nimmt. Bei mehrmaligem Hören kann man jedoch (zumindest als offener Hörer) erkennen, dass MOONSPELL hier keine Grütze fabriziert haben: Viele gute und auch sehr gute Songs sind auf dem Album, angefangen bei dem leicht exotischen „Medusalem“, dem härteren, mit prägnantem Refrain ausgestatteten „Extinct“ und dem leicht an PARADISE LOST erinnernden „Domina“. In „Malignia“ und „A Dying Breed“ gibt es dann wieder kurze, härtere Ausbrüche. „The Last Of Us“, „Funeral Bloom“ und “The Future Is Dark” hingegen sind purer Gothic-Rock. Fans von HIM oder TYPE O NEGATIVE werden MOONSPELL hier ganz neu entdecken. Mit „La Baphomette“ gibt es ein recht düster, gotisch und zur Scheibe passendes, französischsprachiges Outro. Klavier, Chor und Bläser schaffen hier Stimmung.

Somit ist „Extinct“ eher für Gothic-Metaller und schwarze Seelen denn je bestimmt. Wer düsteren Gothic Rock mit einem Fitzelchen (Schwarz-)Metall-Anteil mag, wird mit dieser Scheibe sicher Freude haben! Wem MOONSPELL auf den letzten Alben schon zu ruhig wurden, der sollte hier die Finger von lassen.

Extinct


Cover - Extinct Band:

Moonspell


Genre: Gothic Metal
Tracks: 10
Länge: 45:38 (CD&DVD)
Label: Napalm
Vertrieb: Universal