Review:

Live At Rockpalast

(Meat Loaf)

Schlappe 31 Jahre haben die Aufnahmen dieser DVD von MEAT LOAF „Live At Rockpalast“ schon hinter sich und man sieht und hört die Zeit mit jeder Sekunde. Trotzdem ist diese Sache äußerst unterhaltsam geworden. Dies liegt zunächst in erster Linie am kultigen Hauptprotagonisten selbst, hier mit schickem rüschen Hemd, formschönen Hosenträgern sowie meist ein rotes Tuch (dass er ja für viele seiner Kritiker nach wie vor darstellt) bedeutungsschwanger schwenkend, aber auch an der technischen „Qualität“ der Aufnahmen, die soundlich gerade noch so gehen. Was die recht konfuse Lichtshow betrifft, die ist natürlich dunkelste siebziger Jahre Niveau mit viel Rotstich, viel unausgeleuchteter Raum – halt so ne Art Discobeleuchtung mit allen gängigen Farbschemen. Trotz aller dieser kleinen „Beeinträchtigungen“ dieses ca. 90-minütigen Konzertmitschnittes aus der Offenbacher Stadthalle vom Juni 1978 – die DVD hat einfach dieses gewisse Etwas und stellt ein absolutes cooles Musikzeitdokument dar.

Inhaltlich geht es natürlich um Meat Loafs legendärstes Werk "Bat Out Of Hell“, es kam im Oktober 1977 raus und wurde bis heute weltweit ca. 40 Millionen Mal verkauft. Das ist Pomprock pur mit viel Theatralik und leichtem Pathos, das Songwriting ist fast schon musicalartig aber mit wirklich schönen Melodien und trotzdem noch Rockriffs.
Wie gesagt hier geht es nicht um ein technisches Referenzwerk oder gar Perfektion von Bild und Sound in Sachen DVD, wie das heutzutage vielfach erwartet wird. Nein, hier spielen Authentizität sowie das Durchleben und präsentieren von Musik und diesen Eindruck verströmt dieser Silberling fast zu jeder Sekunde. Zu verdanken haben wir dieses Livedokument der „WDR-Rockpalast"-Reihe für diese Fernsehsendung wurde das Material damals nämlich ursprünglich mal aufgenommen. Ähnlich wie zuletzt aus dieser Serie als man u.a. die sehenswerten BAP Konzerte aus den Anfangstagen bewundern konnte, besitzen diese Aufnahmen rein neben der Musik ein tolles dokumentarisches Flair und so ne Art Zeitreise.

Tja und Fleischklops Meat Loaf gibt auf der Bühne das erwartete „Tier“ was man auch heute noch von ihm kennt, durchgeknallt war er schon immer ein bisschen - damals war dies natürlich noch völlig neu. Der Texaner agiert dabei dank seiner Fülle zwar wie auch heute ähnlich hüftsteif, dennoch relativ dynamisch aber halt etwas eckiger, kantiger und auch etwas frischer als etwa bei seinen aktuellen Konzerten. Dies war sein erster Gig in Deutschland, äußerlich wie gesagt noch etwas beleibter stand er damals wohl auf seinem (ersten) künstlerischen und gesanglichen Höhepunkt, trotz auch einiger schiefer Töne. Der Schweiß fließt in Strömen, die Langhaarfrisur klebt das ist Rock pur und auch die Aufführung ist nicht nur ein einfaches Rockkonzert, sondern eine richtige Show mit Erzählzwischenstellen von u.a. dem Komponisten des Albums Jim Steinman der am Klavier sitzend, stehts die musikalischen Zügel in der Hand hält. Es wird mit einfachen Mitteln und ohne große sonstigen Effekte eine Story erzählt.

Alle Songs (bis auf zwei) des Albums wie die Titelnummer "Bat Out Of Hell", "Paradise By The Dashboard Light", "You Took The Words Right Out Of My Mouth" und "Two Out Of Three Ain't Bad" sind verteten, außerdem sind noch zwei Coverversionen "Johnny B Goode" (CHUCK BERRY) und "River Deep, Mountain High" dabei.

Die Rest-Band ist ebenfalls sehr gut drauf, darf manchmal recht freizügig improvisieren oder sich instrumental ausleben wie etwas beim etwas zu langen „Bolero“-Opener. Die beiden Brüder Kulick, Bob und sein drei Jahre jüngerer Bruder Bruce (war später bei KISS), geben an den Gitarren ebenfalls eine coole Show. Meat Loaf kommt hier sein schauspielerisches Talent natürlich bestens zu gute, er kämpft und leidet sich quasi durchs seine Songs mit vielen dramatischen Gesten. Insbesondere die intensiven Duette mit Sängerin Karla De Vito u.a. bei "Paradise By The Dashboard Light" sowie dem TINA TURNER Kracher "River Deep, Mountain High" sind klasse und bieten ekstatische Momente nicht knisternde Erotik Marke 70er Jahre noch ohne jedes Silikon sowie „Ich zeig gleich alles“-Ambiente unserer heutigen Zeit.

Am Ende der DVD ist noch ein witziges Interview mit Jim und Meat zu sehen, beide wirken sehr sympathisch und natürlich, der Sänger gibt dabei auch ehrlich zu in Punkto Songwriting nichts drauf zu haben. Außer ein paar nette Rockpalast Linernotes gibt es zwar keine Extras aber die Scheibe ist auch recht günstig zu haben.

Für alle Nostalgiker ist diese gelungene Liverumsetzung eines genialen Albums natürlich ein absolute Pflichtveranstaltung.

Live At Rockpalast


Cover - Live At Rockpalast Band:

Meat Loaf


Genre: Rock
Tracks: 11
Länge: 91:12 (DVD)
Label: Edel Records
Vertrieb: Edel Vision