Review:

El Dorado Hotel

(Lana Lane)

TIPP
Wenn ich mir diese aktuelle Scheibe „El Dorado Hotel" der Queen of Symphonic Rock LANA LANE so anhöre, dann weiß ich wieder, was mir die letzten vier Jahre gefehlt hat: die Lady hat einfach eine Hammerstimme wobei diese Sängerin aus Santa Rosa (Kalifornien) mit ihrem wunderbar hell-klaren Organ, dass locker über mehrere Oktaven geht, unheimlich viele Facetten und Emotionen abdecken kann.

Die letzte offizielle Studioscheibe „Red Planet Boulevard“ (2007) war sicher nicht die beste CD dieser ungewöhnlichen Dame, was aber damals weniger an ihrem Gesang als vielmehr an zu vielen mittelmäßigen Songs, etwas lustlosen Songwriting, zu vielen Keyboardspielereien sowie einer sehr drucklosen Produktion lag. Nachdem die stimmgewaltige Diva bis dahin geradezu fließbandartig jedes Jahr Album um Album auf die Menschheit losgelassen hatte, nahm sie sich eine schöpferische Auszeit.

Und diese Pause scheint ihr jedenfalls absolut gut getan zu haben und auch ihr musikalischer (Haupt)Partner, Ehemann & Keyboardvirtuose Erik Norlander hat sich in Punkto Kreativität wieder gefangen. Mit viel neuem Schwung, sehr frisch und vor allem relativ gitarrenbetont wird das ansonsten typische Soundgewand aus Symphonic (Folk)/Rock und etwas Metal recht überzeugend mit neuem Leben versehen. Bereits der klasse Opener „A Dream full of Fire“ bietet trotz über acht Minuten zu keiner Minute Längen, der Mix aus virtuosen Gitarren und packenden Riffing, intensiven Vocals mit guter Hookline so wie wirklich gelungenen Tastenelementen, egal ob fanfarenartig oder mit Flächen. Die echten progressiven Momente sind diesmal zwar eher etwas rar gesät, verteilen sich auf ein paar längere Epicnummern, das stört aber nicht weiter, da viele tolle Melodien und etwas straightere Rocktracks für Abwechslung sorgen und das ganze im Fluß halten. Für dieses Werk wurden die Musiker Mark McCrite, Neil Citron und Don Schiff, die alle schon mal bei Vorgängeralben dabei waren, sowie John Payne und Jay Schellen (ex -ASIA) oder Bruce Bouillet (Racer X) mit ins Boot genommen. Dass Ganze kommt aber trotzdem absolut als Einheit daher, klingt außerdem sehr kompakt vom Soundgewand her (nicht zu flach wie mitunter bei vorherigen Werken) und die Songs wirken nie zu konstruiert.

Die Mischung aus stellenweise recht energiegeladenen Rocknummern, mal etwas popiger ("Maybe we'll meet again" mit den spacigen Keys, klingt nach „alten“ ASIA mit JOHN PAYNE und Geff Downes) und eher sanften Momenten wie bei dem etwas verschrobenen Titelsong mit luftigen Akustikgitarren sowie Sägeriffs im Hintergrund und den chillig-verträumten Vocals von Lana Lane über allem, das hat schon was spezielles. Im Gegensatz dazu gibt es auch Sachen wie „Gone are the Days" in einem eher geradlinig eher schlichten Rockgewand, ein tighter Stampfer mit sehr überzeugender Gitarrenarbeit. Eher etwa düster-mystisch mit fetten Mönchschören in bester AYREON-Tradition beginnt "Darkness falls" ehe ein etwas luftiges psychedelischer Gitarrenpart ehe dann fette Metalriffs dagegen auflaufen, sehr Spannungsgeladen mit tollen Stimmungswechseln. Natürlich gibt es auch wieder diese typischen, recht einfachen Klavierballaden wie "Hotels" - hier wir der Song beinahe nur durch die Stimme der Sängerin mit ihrem zerbrechlich-emotionalen Timbre getragen, klasse unkitschig. Mein Favorit ist aber das kraftvolle "Believe" mit toller Hookline sowie dieser gewissen Leichtigkeit und der immer etwas unterkühlten Ausstrahlung von Frau Lane.

Auf „El Dorado Hotel“ gelingt der sichere Spagat zwischen Rock/Metal, Härte und Ausdruck, mit nur soviel Bombast wie nötig die Gitarren haben genügend Freiraum, trotz aller Keyboardspielereien und auch mal einen Schenker Prog vertrögt sich wie bei dem 11-minuten Epos "In Exile". In ganzer Breite wird hier zielsicher großes Symphonic Rockkino geboten unterstützt durch üppige Keyboardwände, vielschichtige Chöre, viele Breaks, wechselnde Atmosphären und klasse Instrumentalteile mit schönen Gitarrenduellen sorgen für eine mehr als würdigen Schluss eines gelungenen Albums. LANA LANE ist zurück wie zu besten Zeiten - mehr als nur ein Comeback, die „QUEEN“ in absoluter Bestform.

El Dorado Hotel


Cover - El Dorado Hotel Band:

Lana Lane


Genre: Rock
Tracks: 10
Länge: 62:29 (CD)
Label: Think Tank Media
Vertrieb: Music Buy Mail