Review:

Tears On Tape

(HIM)

Nach dreijähriger Abstinenz, in der man irgendwann schon kaum noch zu hoffen wagte, sind HIM endlich mit neuem Material wieder da. Um potentielle Missverständnisse im Keim zu ersticken, sei folgende Erklärung vorausgeschickt: die Verfasserin hat diese Platte lange herbeigesehnt. Der Loyalitätsbekundung folgt nun zunächst die Schelte: muss es wirklich sein, dass man ein Album offiziell mit 13 Tracks versieht, von denen sich dann aber sage und schreibe vier als Intro, Interludes und ähnliches Füllmaterial entpuppen? Die ehrliche Antwort lautet: nein, das muss nicht sein. Ein Intro zum Stimmungsaufbau in Ehren, meinetwegen auch noch ein Interlude dazu – aber ganz sicher nicht vier. Da spürt selbst der größte Fan allmählich eine wachsende Gereiztheit in sich aufsteigen und man beginnt, sich zu fragen, ob das, was da vermittelt werden sollte, wirklich Stimmung ist (wobei die Urheber sicherlich keine Genervtheit im Sinn hatten) oder nicht vielleicht doch eher eine Aussage á la „[…] und dann ist uns leider nichts mehr eingefallen“. So, das musste mal gesagt werden. Hat man sich erst einmal bis zum eigentlichen Album vorgekämpft, sieht die Sache schon besser aus - „All Lips Go Blue“ eignet sich gut zum Lautaufdrehen und „Love Without Tears“ vereint die klassischen HIM-Tugenden in sich: wunderbare Melodie, schöner, einschmeichelnder Gesang, eingängiges Gesamtarrangement. Ein glückliches Lächeln kriecht über das Gesicht des geneigten Hörers: Gott sei Dank, es geht doch! So muss das klingen, bitte mehr davon! Auch der Titeltrack ist ein typischer, klassischer HIM-Song, lediglich das Keyboard ist etwas arg süßlich ausgefallen und erinnert ein wenig an „Dark Light“ (das Lied, nicht das gleichnamige Album). „No Love“ klingt mit seinem Chor im Refrain schön rund und verbreitet auf angenehme Art und Weise fast schon eine Art leichtes Retro-Flair; das mit angezogener Handbremse fahrende, etwas schwachbrüstige „Drawn & Quartered“ dagegen hätte man gut auf die Hälfte seiner Länge eindampfen können, da nicht viel passiert und der gute Herr Valo arg ins Jammern verfällt. Mit „W.L.S.T.D“, dessen Gitarrenriffs an BLACK SABBATH erinnern, steigt der Sänger und Songwriter dann schließlich doch noch in tiefe stimmliche Gefilde herab, die auf „Tears On Tape“ sonst weitestgehend fehlen- was schade ist, war die beeindruckende stimmliche Bandbreite von Samtstimmchen Ville Valo doch immer etwas, das die Band auszeichnete. Fazit: trotz Schelte- schön, dass sie wieder da sind! Etwas mehr hätte es nach drei langen Jahren des Wartens allerdings schon sein dürfen.

Tears On Tape


Cover - Tears On Tape Band:

HIM


Genre: Gothic Rock
Tracks: 13
Länge: 41:0 (CD)
Label: We Love Music
Vertrieb: Universal