Review:

Culture Of Ascent

(Glass Hammer)

"Culture Of Ascent" nennt sich das mit einem unglaublich guten Artwork versehene neuste Werk der Progger GLASS HAMMER. Und so wie die immer noch unverständlicherweise als Geheimtipp fungierenden Amis sich thematisch der Kultur der Bergbesteigung und damit des Aufstieges widmen, so sollte es auch mit der 2007er-Scheibe nach oben gehen. (Das es bei dem Konzept um eine gescheiterte Mount Everest Expedition geht lassen wir mal nicht als schlechtes Zeichen gelten.) Warum man zum Jubiläum (immerhin schon Album-Nummer 10 in der GH-Historie) gerade mit "South Side Of The Sky" ein YES-Cover (das Original hat gerade mal 26 Jahre auf dem Buckel) als Opener nimmt? Könnte wohl eine Hommage an die Wurzeln des Prog und von GLASS HAMMER selbst sein. Egal, genügend eigenes Hochwertiges folgt schon noch - wobei hier weniger die Anzahl der Songs von Bedeutung ist - da kommen eh’ "nur noch" fünf - sondern deren Überlänge, welche den Protagonisten genügend Raum zur Entfaltung lässt. Also startet das Album, welches als Ganzes bereits sehr an YES erinnert, ganz besonders YES-mäßig. Die dargebotene Version bleibt dabei leicht variiert am Original und als beim Gesang auch noch Mr. Jon Anderson himself Sängerin Susie Bogdanowicz unterstützt ist die Vermengung von alt und neu perfekt. Das nachfolgende "Sun Song" bietet etwas lauter frickelnde Gitarren im Kontext zu fröhlichem, an die Sechziger erinnernden Songstrukturen und Keyboard. Auch beim wohl besten Stück des Albums "Life By Light" durfte YES-Ikone Jon Anderson Vocals mit zusteuern - der äußerst atmosphärische Track lädt doch fast schon zum kuscheln unter die Decke. Die beiden überlangen "Ember Without Name" (16:33) und "Into Thin Air" (19:14) benötigen naturgemäß Zeit - zeigen aber deutlich den zu den Vorgängerwerken veränderte GLASS HAMMER Sound: die Keyboards nehmen sich zurück und lassen Gitarre, Geige und Streicherarrangements genügend Platz zum entfalten. Eingängiges gibt es zwar weiterhin, aber auch die "Frickelei" kommt zu ihrem gut in die Songs eingebundenen Recht. Mit dem eher kurzen, dem Titel entsprechend Ruhe ausstrahlendem "Rest" beendet man nach fast 70 Minuten eine überzeugende Vorstellung. Neben den beiden Masterminds Fred Schedel (der mit seinem Bass endlich mal richtig viel Raum bekommt) und Steve Babb (viel Keyboard und alles andere was Tasten hat) kann vor allem auch Sänger Carl Groves (SALEM HILL) Akzente setzen. Daneben sorgt noch Sängerin Susie Bogdanowicz für weibliche Abwechslung in der Männerdomäne Prog; Drummer Matt Mendians und Gitarrist David Wallimann machen ebenfalls einen mehr als soliden Job. Und guter Sound ist bei GLASS HAMMER ja mittlerweile selbstverfreilich. "Culture Of Ascent" ist somit nicht nur für YES-Jünger einer Pflichtveranstaltung - Proggies von SPOCK’S BEARD, FLOWER KINGS bis 70er-Veteranen sollten Fred Schedel und Steve Babb endlich mal einen verdienten Platz in den vorderen Reihen des Prog-Universums zugestehen.

Culture Of Ascent


Cover - Culture Of Ascent Band:

Glass Hammer


Genre: Progressive
Tracks: 6
Länge: 69:11 (CD)
Label: Arion Records
Vertrieb: Just For Kicks