Review:

VII – Kenoma

(FYRNASK)

TIPP

FYRNASK klingen auf „VII – Kenoma“ bedrohlich, aggressiv und andächtig zugleich.

Aus dem Städtchen Bonn kommt nicht nur Ludwig van Beethoven, sondern auch die Ambient Black Metal-Kombo FYRNASK. Obwohl man die Band vom Eindruck her auch in Island verorten könnte.

Musikalisch bewegt sich die Truppe in Post Black Metal-Gefilden mit Folk- und Dark-Ambient-Elementen; auch Second-Wave-Einflüsse der alten nordischen Schule sind zu erahnen. Ich könnte gewisse Parallelen zu ULTHA, THE RUINS OF BEVERAST, SCHAMMASCH und BLUT AUS NORD ausmachen. Das vierte Album FYRNASKs ist voll von Kontrasten und Wendungen, rituell zeremoniell anmutenden Klängen, Atmosphäre und Mystik. Die Scheibe erschien bereite Ende April beim Label Ván Records und macht auch in Sachen Cover-Artwork was her. Textlich und konzeptionell wird sich mit dem Buch „Musibatname“ des persischen Dichters Fariduddin Attar auseinandergesetzt. 2008 wurde FYRNASK als Soloprojekt von Mastermind Fyrnd (NEBELUNG) gegründet, inzwischen im Jahr 2021 ist es eine fünfköpfige Band. Die Rheinländer verzichten auf klassische Songstrukturen zugunsten eines eher fließend meditativen und spirituellen Ansatzes.

Die Vocals teilt sich Fyrnd mit Rune; mal kann man sie als Chor-ähnliches Klagen und mal als schmerzverzerrtes Brüllen bezeichnen. Beim Opener „Hraevathefr“ steigert sich die Stimme von Flüstern über Rufen zum Kreischen. Der Track ist sozusagen umgeben von einem unheimlich wabernden Dunst. "Sjodhandi blodh" ist "Hraevathefr" ähnlich: langsamer Beginn, Leadgitarrenmelodien und hinzukommende Härte. Immer wieder fühle ich mich eingelullt, in gefährlicher Sicherheit gewogen, und dann erwischen mich harte Riffs und Schreie eiskalt, wie ein auf hinterhältige Weise verübter Meuchelmord. Beide Songs sind lang, aber nicht langweilig. So verhält es sich auch beim wirklich starken Track „Helreginn“, der abwechslungsreiches, teilweise marschartiges Schlagzeugspiel, elektronische Sounds, eruptionsartige Tempowechsel und in Trance versetzende Monotonie auffährt. Rausschmeißer „Blotgudh“ geht musikalisch in Richtung Nordic Folk mit Streichinstrumenten, weiblichem Gesang und Xylophon.

Die Ambient-Passagen wurden auf „VII – Kenoma“ wunderbar in die Musik integriert und wirken neben den typischeren Black Metal-Parts keineswegs fehlplatziert. Hier liegt übrigens der Hauptunterschied zu Fyrnasks Vorgänger-Scheibe „Fórn“ und den bisherigen Veröffentlichungen, bei denen die wesentlichen Bestandteile identisch zu sein scheinen, jedoch weniger ineinander verwoben waren.

Die Produktion ist klar und dynamisch. Drei Jahre lang wurde an „VII – Kenoma“ gearbeitet und gefeilt, und das hört man.

Resümierend würde ich das Album als etwas unzugänglich beschreiben, es aber trotzdem empfehlen! Den Hörer erwarten keine leichte Kost und keine eingängigen Hooklines, sondern beklemmende Vielschichtigkeit, der man sich mit Ruhe und Muße widmen sollte.

 

VII – Kenoma


Cover - VII – Kenoma Band:

FYRNASK


Genre: Black Metal
Tracks: 6
Länge: 58:54 (CD)
Label: Ván Records
Vertrieb: Soulfood