Kann ein Album zu gut produziert sein? Klar - zumindest im Sinne von zu glatt, zu kalkuliert oder wenn es einfach zu sehr an der Atmosphäre eines Live-Gigs der Band vorbeigeht. Alles das trifft leider ein bisschen auf die neue Scheibe von ELECTRIC EEL SHOCK zu. Wer das Debüt "Go America!" bzw. die eigens für die Europa-Tour nachgeschobene Variante "Go Europe!" kennt und/oder die drei durchgeknallten Japaner schon einmal bei einer ihrer energiegeladenen und schweißtreibenden Live-Shows gesehen hat, weiß, was einen hier erwarten sollte: Eine raue, abgefahrene und einzigartige Mischung aus Garagen-Rock, 80er Metal und Punkrock, völlig unironisch, aber trotzdem mit viel Spaß und Leidenschaft präsentiert. Sprich: Mitreißender, fett groovender Lärm zum Abgehen und Partymachen. "Beat Me" klingt demgegenüber geradezu zahm. Zwar hört man immer noch eine ganze Reihe Metal-Riffs heraus, aber der Garagen-Rock- und vor allem der Punkrock-Anteil sind fast vollständig Stoner- und 70er Rock-Einflüssen gewichen. Die Songs selbst sind konventioneller und vorhersehbarer geworden und der Sound ist - wie eingangs erwähnt - trotz ordentlich wummernder Drums und vorzüglich sägender Gitarren weit vom rauen Charme des Erstlings und der Intensität eines Konzerts entfernt. Vielleicht hat man mit Grammy-Preisträger Attie Bauw, der immerhin schon für die SCORPIONS, JUDAS PRIEST, THE GATHERING, BOOTSY COLLINS (!) und Latoya Jackson (!!!) an den Reglern drehte, einen zu routinierten Produzenten mit ins Boot genommen. Aber versteht mich nicht falsch - "Beat Me" ist ein überdurchschnittlich gutes Rock-Album, und wäre es ein Album einer mir unbekannten Band, würde ich es wahrscheinlich in den siebten Himmel loben. So gibt es hier einige echte Kracher zu hören, wie den BLACK SABBATH-artigen und mit einem MAIDEN-Zitat verzierten Opener "Scream For Me", den coolen 70er Jahre-Rocker "Bastard!", das atmosphärische und leicht psychedelische "I Can Hear The Sex Noise", das wunderschöne und äußerst authentische Hendrix-Plagiat "Killer Killer" oder das treibende "I Love Fish But Fish Hate Me", das mit seinem zum Rumspringen einladenden Refrain das Zeug zum Party-Hit hat. Einzig das schon schon von den Konzerten bekannte "Iron Man"-Cover hätte man vielleicht besser auf einer Single-B-Seite oder wieder auf der Set-Liste untergebracht. Auch wenn BLACK SABBATH die erklärten Vorbilder und Helden der Tokioter sind - an das Original kommt ein Cover eben nur in Ausnahmefällen heran. Dadurch, dass "Beat Me" eingängiger als der Vorgänger ist, wird sich sicherlich eine neue Hörerschaft erschließen lassen, und das sei den drei hart arbeitenden Jungs ja auch mehr als gegönnt, aber mir persönlich fehlen hier die chaotischen und anarchistischen Elemente. Oder anders gesagt: Es wird eindeutig zu wenig Lärm gemacht. Als kleiner Tipp sei noch hinzugefügt, dass die Songs besser funktionieren, wenn man sich beim Hören vorstellt, wie sie live gespielt klingen würden. Und eins ist so gut wie sicher: Auf der Bühne werden ELECTRIC EEL SHOCK wieder die Sau raus lassen wie gewohnt. Also auf keinen Fall verpassen!
Band:
Genre: Rock
Tracks: 12
Länge: 43:10 (CD)
Label: Demolition Records
Vertrieb: Soulfood
Beat Me

Electric Eel Shock
Genre: Rock
Tracks: 12
Länge: 43:10 (CD)
Label: Demolition Records
Vertrieb: Soulfood