Review:

The Long Way Home

(Donots)

TIPP
Schon mit ihrem letzten Werk „Coma Chameleon“ (2008) hatten die DONOTS eine ganz starke und für mich das bis dahin beste Album der mittlerweile 17-jährigen Bandkarriere am Start. Jetzt habe ich schon zig mal „The long Way Home“ angehört und nochmal schaffen es die Jungs aus Ibbenbüren sich zu steigern, die ehemaligen relativ oberflächlichen Spaßpunker wirken nochmals reifer, bestimmter und vor allem vielschichtiger als auf jedem Output zuvor. Bei manchen Kapellen sind größere stilistische Veränderungen einfach so unnötig wie ein Kropf, da will der intolerante Fan einfach sein Ding hören AC/DC, JUDAS PRIEST oder auch die SCORPIONS gehören ganz klar zu dieser Kategorie. Teilweise ausprobiert und schändlich gescheitert (vor allem letztere), ist hier ist keine künstlerische Weiterentwicklung erwünscht – weder von den Konsumenten noch den Bands selbst.

Bei den DONOTS ist dies komplett anders, man schert sich nicht so sehr um andere Meinungen, sondern lebt sich künstlerisch aus, tut wozu man Lust hat und hat auch keine Angst damit anzuecken oder Stammklientel vor den Kopf zu stoßen. Die Zeiten zwar guter aber simpler Sachen wie dem Partycoverkracher „We’re not gonna take it“ sind endgültig vorbei. Man wird ja auch älter, lernt seine Instrumente besser zu beherrschen und man kann ja auch nicht ewig die punkrockenden ungestümen wilden Buben geben, die Band legt mehr Wert auf unterschiedliche Stimmungen, auch mal etwas gefühlvollere Ansätze, ungewohnten Wendungen und viele neuen Ideen. Natürlich machen die DONOTS immer noch Rockmusik aber bieten eben nicht nur mehr auf Part(punk)ypur sondern etwas ausgefeilter, klar die typischen Ohrwurmkracher mit Mitgrölcharakter gibt es immer noch so z.B. „Who You Are“ oder „High And Dry“ nur fällt man bei anderen Songs nicht immer gleich nach 25 Sekunden plump mit dem Refrain bzw. der Tür ins Haus. Die Band kann heutzutage vielmehr als ein paar knackiger Riff’s mit schöner Melodie zusammenbasteln. „Dead Man Walking ist so ein Hammertrack treibender Pog-Ska-Country-rock mit schönem Tubaeinsatz, Akkordeon sowie Killerrefrain vergesst BOSS HOSS, dass hier hat viel mehr Substanz. Auch das wunderbar folkig angehauchte „Let It go“ mit Mandoline hat schon fast was von den HOOTERS. „What Ever Happend To The 80s“ sangen die DONOTS ungefähr vor 10 Jahren und dass sie von dieser Musik immer noch beeinflusst ist auch auf „The long Way Home“ noch zu hören. Eine starke Hymne wie „Calling“ mit etwas wavigen Flair und diesen prägnanten Keyboardsounds, die aber nie die Gitarren überlagern, da bleibt kein Tanzbein ruhig da muß man einfach voll dazu abgehen, ja das hat schon große Klasse. Sänger Guido zeigt mit seinem prägnanten Organ erneut eine tolle Performance, kann aber nicht nur den Dampfhammer geben, sondern durchaus mal etwas zurückgenommener klingen wie bei „Forever Ends Today“ das hat dann so was von leicht britischem „Understatement“ Indierock der Marke THE SMITHS, nur moderner besser auf den Punkt gebracht.

„The Years gone by“ mit diesem schönem Akustikflair erinnert an einen ungewöhnlichen QUEEN-Song „39’“ und ist einfach nur packend. Die nicht zu glatte Produktion von Vincent Sorg ist ebenfalls perfekt auf diese vielen Facetten abgestimmt. Es darf auch ruhig manchmal etwas melancholischer mit längerer Songhinführung zugehen, mit wunderbar singenden Gitarrenleads in bester U2 Manier wurde dies beim dem hymnenhaft-luftigen „Changes“ gleich zu Beginn des Albums umgesetzt. Dies zeigt die „neuen“ DONOTS aber auch die alten gibt es noch - da geht es dann viel direkter zu. Gekonnt brachiale, leicht dreckig ist dann „Make believe“ ein typischer Kracher der früheren Tage. Aber anders als damals reiht man nicht viele solcher ähnlich klingender Kracher aneinander, was auf Dauer einfach ermüdend wirkt, sondern es wird gekonnt variiert, mit dem Tempo gespielt und bei den Arrangements mehr ausgetüftelt.

„The Long Way Home“ zeigt eine Band die vor allem weiß, was sie nicht will nämlich ewig gleich klingen und die bekannten Klischees bedienen. Musikalischer Fastfood mit Tempo war gestern heute nehmen die DONTOS lieber “The Long Way Home“ – auf zu neuen Horizonten. Nie klangen die Niedersachsen abwechslungsreicher und überzeugend eindringlicher zugleich, der klasse Vorgänger wird hier locker getoppt und die Musik ziemlich perfekt rüber gebracht - was soll da eigentlich noch groß kommen?!

The Long Way Home


Cover - The Long Way Home Band:

Donots


Genre: Rock
Tracks: 11
Länge: 37:15 (CD)
Label: Solitary Man Records
Vertrieb: Indigo