Review:

Coma Chameleon

(Donots)

TIPP
Spass-Punk gilt ja in manchen (Kritiker-) Kreisen leider immer noch als Schimpfwort oder ist meist etwas negativ besetzt, da der Sound zu oberflächlich und nur wenig innovativ zu sein scheint Eine der Bands, die auf dieser Welle Anfang des neuen Jahrtausends bestens mitgeschwommen sind und dieses Genre in Deutschland sogar etwas mitgeprägt haben, sind ganz zweifellos die DONOTS.

Ich bin mal ehrlich, jedes Album nach ihrem klasse Debüt „Pocketrock“ (2001) war immer einen Tick schlechter, es gab zwar viele einzelne Hitsingles, aber als Ganzes haben mich „Amplify The Good Times“ und zuletzt vor allem „Got The Noise“ nicht mehr vom Hocker gerissen, das war rein künstlerisch doch eher Stillstand. Live waren die Jungs schon immer eine sicher Bank, klangen deutlich härter und waren absolut mehr Rock als Pop. Daran hat man sich anscheinend erinnert, denn jetzt folgt mit dem neuen Werk „Coma Chameleon“ doch eine schon deutliche stilistische Neuausrichtung. Mit Produzent Kurt Ebelhäuser (BLACKMAIL) hat man eine wirklich starke Platte aus dem Hut gezaubert, sich zuvor noch aus dem bisherigen Plattenvertrag geklagt und die neue Scheibe über das eigene Label (Solitary Man Records Europe) veröffentlicht und ganz klar: Die zwölf Tracks sind das bisher stärkste Werk in der auch schon bereits 14-jährigen Bandgeschichte geworden.

Der Sound kommt dabei klasse aus den Boxen, nicht zu roh aber auch nicht zu glattpoliert - nach wie vor wissen die DONOTS wie man eingängige Hooks in Serie schreibt aber dies geschieht jetzt musikalisch doch deutlich vielschichtiger. Die Betonung liegt ganz klar auf Breitwandrock mit gelegentlich punkigem Unterbau aber dann sind recht ungewöhnliche Arrangements oder Instrumentierungen sowie mehr unterschiedliche Atmosphären zu finden. Nicht immer nur voll auf die Glocke, sondern auch mal etwas melancholischer. Etwa bei dem leicht melodramatischen "Killing Time" mit diesem klasse Klavierpart dazwischen, bei „The Right Kind Of Wrong“ sind sogar Bläser zu hören. Die gelungen melancholische Single „Stop The Clocks“ hat mit der halbakustischen Ausrichtung einen ganz gewitzten Charme und erinnert dabei leicht an Kapellen wie ARCTIC MONKEYS, MAXIMO PARK oder auch etwas an die Leichtigkeit von WEEZER. Insgesamt kommt, egal wie abgedroschen es klingt, die ganze Band deutlich reifer daher, die Songs sind etwas düsterer aber auch gehaltvoller, bieten einfach mehr Abwechslung und sind nicht nur Schema-F. Gas geben können die Herren aus Ibbenbüren (Münsterland) natürlich immer noch bestens und Sachen wie „Break My Stride“, „Pick Up The Pieces“ oder insbesondere „Headphones“ weisen dazu noch eine deutliche BILLY TALENT Schlagseite auf. Knackig, eingängig und mit unbändiger Power rockt man sich durchs üppige Programm. Für alle alten Fans ist mit "New Hope For The Dead" auch wieder ein typischer DONOTS-Kracher im alten Stil dabei. Dann folgen wieder solche ungewöhnlichen Sachen wie „Anything“, eine klasse Abgehnummer mit fetten Chören, sehr groovig. Bei "To Hell With Love” gibts dann wieder Stakkatoriffs und Punkrockfeeling pur in satten 1:53 Minuten. Da gehört schon viel Mut dazu etablierte und vor allem auch erfolgreiche Pfade zu verlassen. Dies könnte zwar so manchen Fan etwas verprellen, wurde aber billigend in Kauf genommen. Aber auf Dauer war es sicher absolut die richtige Entscheidung "Coma Chameleon" genau so zu machen, die Band hat sich nicht zu weit von ihren Wurzeln entfernt sondern sich nur erfolgreich neu erfunden. Das Experiment ist nach meinem Geschmack absolut gelungen, man höre sich nur solche Kracher wie „This is not A Drill“ an, die DONOTS klingen zufrieden mit sich selbst und sind nach wie vor eine sehr sympathische Band die mit diesem Album absolut positiv überrascht hat. So kann es gerne weitergehen - mit der wunderbar countrymäßgen "Somewhere Someday"-Nummer schließt diese Scheibe mit einer weiteren, so nicht erwarteten stilistischen Wendung. Aber nächstes Mal dürfen es dann bitte schon mehr als nur 37 Minuten Spielzeit sein.

Coma Chameleon


Cover - Coma Chameleon Band:

Donots


Genre: Punk
Tracks: 12
Länge: 36:49 (CD)
Label: Solitary Man
Vertrieb: Indigo