Review:

The White Goddess

(Atlantean Kodex)

TIPP
Waren die Oberpfälzer bis vor drei Jahren noch ein heiß gehandelter Geheimtipp im Underground, so änderte sich der Status des Quintetts 2010 rapide, denn mit ihrem überragenden Debütalbum „The Golden Bough“ schlugen sie auch breitflächig wie eine Bombe ein und zeigten, dass monumentaler Epic Metal auch heute noch hervorragend funktioniert, sofern man sich nicht in „orchestralem“ Schmonz, überfrachteten Chören (mehrstimmige Gesänge sind aber erlaubt) und schmalzigem Pathos verliert. All das machen ATLANTEAN KODEX auch auf ihrem – so viel vorab: noch geileren – Zweitwerk „The White Goddess“ (mit Farben haben es die Bajuwaren offensichtlich, oder bahnt sich hier ein „Albumtitel-Running Gag“ der Marke ANVIL an?!) nicht, sondern verarbeiten einmal mehr ihre Wurzeln, die im echten, traditionellen Epic Metal liegen, nämlich bei etwa ganz alten MANOWAR (bis einschließlich „Sign Of The Hammer“), MANILLA ROAD, WARLORD, FATES WARNING mit John Arch, BATHORY oder CANDLEMASS. Zudem umgibt die Band zu jeder Zeit eine mystische, okkulte, schwarze Aura, die sich weniger direkt in der Musik, sondern speziell in der Atmosphäre äußert, was sogar schon diverse Schwarzmetaller auf den Plan gerufen hat. Zu den Songs auf „The White Goddess“ muss man nicht viel sagen, außer, dass sie durch die Bank überirdisch genial, mitreißend, auf der einen Seite eingängig und auf der anderen Seite progressiv genug sind um auch nach dem hundertsten Durchlauf zu fesseln. Der elfminütige Opener „Sol Invictus“ ist ein Ohrwurm par excellence, wogegen etwas komplexere Stücke wie „Twelve Stars And An Azure Gown“ (Wahnsinnsrefrain!), „Enthroned In Clouds And Fire“ oder „White Goddess Unveiled“ mit ihrem dramatischen, theatralischen Aufbau verzaubern. Nachdem die oben genannten Bands heute nicht mehr existieren, nicht mehr so recht überzeugen oder schlichtweg Nonsens verzapfen (zum Bleistift die „Kings Of Metal“), sind eine Band wie ATLANTEAN KODEX und ein Album wie „The White Goddess“ echter Balsam für Leute, die genau diesen erhabenen Gänsehautstahl schmerzlich vermisst haben. Auch im internationalen Vergleich momentan die Referenz, besser geht es kaum!

The White Goddess


Cover - The White Goddess Band:

Atlantean Kodex


Genre: Heavy Metal
Tracks: 8
Länge: 55:51 (CD)
Label: Cruz Del Sur Music
Vertrieb: Soulfood