Review:

Reflections

(ASSIGNMENT)

TIPP

Da ist aber Einiges an mir vorbeigeschossen. Mit „Reflections“ veröffentlichen die Gütersloher ASSIGNMENT ihr bereits fünftes Studioalbum, und ich habe die Band bisher gar nicht wahrgenommen. Schande über mich! Das soll sich jetzt aber schnell ändern, da ASSIGNMENT es definitiv verdient haben, sich näher mit ihnen zu beschäftigen. Das Label Massacre verkauft die Band unter dem Siegel des Progressive Metals, was ich schon unterschreiben würde, aber sie agiert irgendwie anders als eine typische Prog-Band. Der Kopf wurde zwar beim Komponieren erfolgreich benutzt, aber die Musik ist immer songdienlich geschrieben worden und nicht fokussiert auf Effekthascherei an den einzelnen Instrumenten. Technisch voll auf der Höhe, aber immer den Song als Zielsetzung sehen, so sieht erfolgreiches Musizieren mit einem gewissen Anspruch aus, und dies haben ASSIGNMENT auf „Reflections“ perfektioniert.

Die Platte beginnt mit dem Instrumental „Triologia Balcanica“, welches eine Einheit mit dem folgenden Song „Mercyful Angel“ bildet. Textlich geht es um den Balkankrieg und die Bombardierung von NATO-Truppen gegen serbische Stellungen. Diese Operation wurde damals Merciful Angel genannt. In Anlehnung an MERCYFUL FATE wurde daraus dann aber „Mercyful“. Der Song ist sehr aggressiv gehalten und kommt teilweise einer Mischung aus NEVERMORE, ANGEL DUST und alten BLIND GUARDIAN sehr nahe. Wirklich gut, wie Sänger Diego Valdez seine Stimme immer zielgenau einsetzt. Diego hat wirklich alle wichtigen Stilmittel auf dem Kasten – von dominant-rau bis hauchzart. Diese Vielseitigkeit zieht sich durch die ganze Scheibe, und somit ist man bei den Vocals nie vor einer Überraschung gefeit. Wirklich ein Sänger, der in der Oberklasse einen würdigen Platz einnimmt. Ab der Hälfte der Scheibe wird der Gesang durch zwei Gastsängerinnen verstärkt, wobei man besonders die gesangliche Leistung bei „Endlessly“ nicht genug wertschätzen kann. Auch textlich ein sehr anspruchsvoller Song, der nachdenklich stimmt und musikalisch eher ruhige Klänge anschlägt. Natürlich lässt sich Diego nicht ganz die Butter vom Brot nehmen, aber die gesangliche Abwechslung tut der Scheibe durchaus gut und ist nicht aufdringlich.

Trotz diverser Keyboard-Einsätze wirkt das Album nie überladen und somit angenehm bombastisch. Auch hier wurde wieder songdienlich komponiert und arrangiert. So stelle ich mir eine Band vor, die gemeinsam ein großes Ziel verfolgt, und bei der nicht jeder sein eigenes Süppchen kocht. Auch die diversen Gitarrensoli driften nicht in Alleingänge ab, sondern dienen immer dem Song, obwohl auf ein sehr hohes technisches Level geachtet worden ist.

Ich kann die Scheibe nur jedem ans Herz legen, der gerne anspruchsvolle, aber immer nachvollziehbare Klänge im Prog-Bereich schätzt und auch einem gewissen Härtegrad nicht ganz abgeneigt ist. Meiner Meinung nach sind ASSIGNMENT eine ganz starke Band im deutschsprachigen Raum, die mit „Reflections“ auch keine internationalen Vergleiche scheuen muss. Ich bin positiv überrascht und hoffe, dass ASSIGNMENT mit diesem Werk einen Teil des Prog-Metal-Kuchens abbekommt. Zu wünschen wäre es der Band und somit eine ganz klare Empfehlung von mir.

 

Reflections


Cover - Reflections Band:

ASSIGNMENT


Genre: Progressive
Tracks: 10
Länge: 58:32 (CD)
Label: Massacre Records
Vertrieb: Soulfood