Review:

Deceivers

(ARCH ENEMY)

TIPP

Fünf Jahre haben ARCH ENEMY an dem neuen Album "Deceivers" gebastelt, und wahrscheinlich wurde die gleiche Zeit auch in eine umfangreiche Marketing-Planung investiert. Man bemerkt bei jedem Song, dass ARCH ENEMY sich anbieten, die Nachfolge von IRON MAIDEN oder JUDAS PRIEST anzutreten, um dann die ganz großen Hallen zu füllen. Dies könnte auch gelingen, da Songs wie "The Watcher" oder "Into The Eye Of The Storm" durchaus das Potenzial besitzen, in ein paar Jahren als Klassiker geführt zu werden. Trotzdem gehen ARCH ENEMY bei den genannten Songs nicht auf Nummer sicher - der Anfang von "The Watcher" könnte durchaus von einem GAMMA RAY-Album geklaut sein, und "Into The Eye Of The Storm" überrascht mit einem fulminanten "ACCEPT-Riff", welches die Nackenmuskeln erbeben lässt. Während "Deceiver, Deceiver" fast schon punkig durch die Boxen dröhnt, kann der Opener "Handshake With Hell" mit Klargesang aufwarten, der für mich irgendwie Fehl am Platz ist - aber wahrscheinlich bin ich in dieser Hinsicht einfach zu konservativ, und man kann nicht sagen, dass Allissa White-Gluz nicht singen kann. Natürlich bleiben ARCH ENEMY ein wenig in ihrem selber gewählten Soundkorsett gefangen, aber besonders die Gitarrenduelle von Amott und Loomis sorgen immer wieder für Abwechslung und lassen so manchen Gitarristen an den eigenen Fähigkeiten zweifeln.

"Deceivers" kann im Endeffekt begeistern und gehört zum Pflichtprogramm eines jeden Melo-Deathers. Achtet man ein wenig auf die Texte, so wird man feststellen, dass diese nicht an die musikalische Qualität anknüpfen können und eher auf das jüngere Publikum zugeschnitten sind - Rebellion und so… - muss nicht sein. Möchte man wirklich in die Fußstapfen der Metal-Ikonen treten, so sollte man weiterhin auf Abräumer der Marke "The Watcher" setzten, die sich langfristig in den Ohren festsetzen und dort auch verbleiben. Mir gefallen die Ausflüge in Richtung des klassischen Heavy Metals sehr gut, und dies sollte unbedingt ausgeweitet werden. Wie gesagt, natürlich war der Klargesang zu Beginn der Scheibe ein Test, aber ich bin mir sicher, dass ein Fortführen dieser ungewohnten Elemente zu einem Bruch mit der Metal-Szene führen könnte, und dann eben Rock am Ring laut rufen wird - kann man machen, aber man kann auch die Arbeit von vielen Jahren zerstören. Ich bin gespannt, wohin der Weg führen wird, aber mit "Deceivers" bin ich in jedem Fall durchaus zufrieden.

P.S. die letzten Töne von "The Watcher" erinnern an DOROs "Für Immer" - hört mal genau hin...

 

Deceivers


Cover - Deceivers Band:

ARCH ENEMY


Genre: Death Metal
Tracks: 11
Länge: 45:10 (CD)
Label: Century Media Records
Vertrieb: Sony Music