Band:

Sieges Even

BiografieLange bevor München hauptsächlich dank paarungswütiger Fußballer bzw. Vereinspräsidenten und Möchtegern-Bundeskanzler bemitleidenswerte Aufmerksamkeit erhält, schließen sich vier begnadete Musiker zu einer Band zusammen, um zu zeigen, dass es auch in Deutschland exzellenten Progressive Metal gibt. Das Geburtsjahr von Sieges Even ist 1986, die vier Musiker hören auf die Namen Franz Heide (voc), Markus Steffen (g) und Oliver (b) und Alex Holzwarth (dr). Auf ihren Demos zeigen sie schon deutlich, welches Potenzial in ihnen steckt, was Steamhammer/SPV nicht lange zögern lässt.

Das Label engagiert die Band vom Fleck weg und schickt sie unter der Obhut von Kalle Trapp ins Studio, um das Debüt "Life Cycle" aufzunehmen. Die Musik des Albums ist äußerst komplex, die Arrangements außergewöhnlich. Bald werden Stimmen laut, die Sieges Even als deutsche Antwort auf WatchTower und Fates Warning titulieren. In Deutschland spielen sie, bis auf die ebenso schmählich unterbewerteten Mekong Delta, sowieso außer Konkurrenz.

Für ihr Zweitwerk lassen sich die Münchner ganz zwei Jahre Zeit, können mit "Steps" aber eine Scheibe vorlegen, die ihresgleichen sucht. Alleine für das 26-minütige, aus fünf Parts bestehende "Tangerine Window Of Solace" geht beinahe ein Jahr ins Land, um es entsprechend zu arrangieren. Bis ins kleinste Detail ausgetüftelte Mammutwerke dieser Güte ist man sonst nur von Bands wie Rush oder Fates Warning gewohnt. Zwar geht das auf Kosten der Härte, doch das nimmt der Fan gerne in Kauf. Produziert wird die Scheibe von dem bis dato eher unbekannten Produzenten Charlie Bauerfeind (Blind Guardian, Gamma Ray, Iron Savior). Die Auftrittsmöglichkeiten sind relativ rar gesät, jedoch ist der 91er Gig mit Psychotic Waltz ein absolutes Highlight.



Leider verabschiedet sich Sänger Franz nach diesem Meisterwerk von der Bühne, doch mit Jogi Kaiser können sie, nachdem sogar eine Frau aus den USA im Gespräch war, einen Sänger finden, der seinen - stellenweise gewöhnungsbedürftigen - Vorgänger sogar in den Schatten stellt. Auf der 92er Scheibe "A Sense Of Change" scheinen die Musiker nicht mehr den eigenen Anspruch zu haben, so komplex wie möglich vorzugehen, denn die Songs sind etwas zugänglicher. Das ändert aber nichts daran, dass jeder Song und jeder Ton perfekt ausgearbeitet ist und exakt dort sitzt, wo er hingehört.



Doch Markus zeigt sich von Sieges Even nicht mehr wirklich begeistert und erklärt seinen Ausstieg. Es nimmt 1999 ein Soloalbum auf und veröffentlicht im selben Jahr auch ein Gitarrenbuch. Auch das Label ist von der finanziellen Leistung der Band nicht unbedingt angetan, weshalb die Stimmung innerhalb der Combo nicht überragend ist. So packt auch Jogi seine Koffer, und die Holzwarth-Brüder müssen sich nach einem neuen Sänger sowie Gitarristen umschauen. Beides finden sie in Wolfgang Zenk (g) und Greg Keller (voc).



Mit den beiden neuen spielen sie "Sophisticated" ein. Bei dem Album handelt es sich um alles andere als eine schlecht Platte, doch die Unterschiede zum vier Jahre zurückliegenden Vorgänger sind deutlich. Nicht nur, dass Greg in den ruhigern Momenten Jogi nicht ganz das Wasser reichen kann, vor allem die Musik ist merklich härter und rifforientierter geworden, ohne dabei aber die Liebe zum Detail zu vergessen.



Die leichte, musikalische Neuorientierung setzt sich auf dem ´97er Album "Uneven" fort. Mit Börk Keller ist ein fester Keyboarder ins Bandgefüge eingestiegen, der Härtegrad ist nach wie vor angehoben. Auch Album Nr. fünf ist ein außergewöhnliches Stück Musik, das leider wie seine Vorgänger nicht die gebührende Aufmerksamkeit erfährt. Es kommt, wie es kommen muss, und die Band bricht vollends auseinander. Sieges Even lösen sich ziemlich desillusioniert auf.



Für die beiden Holzwarth-Brüder steht eine Zeit mit einigen interessanten Erfahrungen bevor. Oliver findet sich plötzlich in der Position des Live-Bassers von Blind Guardian wieder, Alex erhält das Angebot von Rhapsody, als Drummer einzusteigen, was er nicht ablehnt. Doch trotz allem haben beide das Gefühl, dass mit Sieges Even noch nicht alles gesagt wurde, was zu sagen ist. Da es Markus offensichtlich ähnlich geht, finden die drei Mitte 99 wieder in einem Proberaum zusammen und merken schnell, dass die Chemie immer noch stimmt.



Um am Erbe von Sieges Even nicht anzukratzen, beschließen die drei, unter dem Namen Looking-Glass-Self eine neue Band zu gründen. In André Matos (Ex-Angra) scheinen sie den notwendigen Sangeskünstler gefunden zu haben, doch hängt dem ganzen, dank Andrés anderweitiger Beschäftigung, ein schaler Projekt-Beigeschmack an, den die Münchner auf jeden Fall vermeiden wollen. Obwohl sie mit André schon ein paar Songs aufgenommen haben, beschließen sie die Zusammenarbeit zu beenden, und suchen lieber nach einem festen Sänger.



Weitere Jahre ziehen ins Land, in denen Oliver, Alex und Markus neue Songs schreiben und aufnehmen, ehe sich im Januar 2003 ein Kerl aus Rotterdam namens Arno Menses meldet und großspurig behauptet, dass er der richtige Mann für die Band sei. Bis dahin konnte Arno nur als Drummer und zweite Stimme Erfahrungen sammeln, aber die Jungs geben ihm eine Chance, und er nutzt sie. Arno bekommt den Posten, und zusammen taufen sie die Band Val´Paraiso. Doch da sich alles wie Sieges Even anhört und anfühlt, ringen sie sich schließlich dazu durch, wieder unter dem alten Banner zu firmieren.



Ihren ersten gemeinsamen Gig spielen sie in Holland auf dem Headway Festival in Amstelveen zusammen mit WatchTower und können dort restlos überzeugen. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Gig im Frankfurter Nachtleben am 28.10., bei dem jede Menge Labelvertreter eingeladen sind, um einen Vertrieb für das auf Mitte 2005 geplante sechste Sieges Even Album zu finden. Im Interview nehmen Arno und Olli derweil schon mal Stellung zum bisherigen Geschehen.



Schließlich beißen Inside Out Records an und schicken die Münchner zu Uwe Lulis (Rebellion/Ex-Grave Digger) in dessen Blck Solrais Studio nach Frankfurt. Dort darf der laut.de-Redakteur schon einmal ein Ohr riskieren und zeigt sich begeistert. Die wirkliche Offenbarung lässt allderings noch bis Mitte September auf sich warten, denn erst dann steht "The Art Of Navigating By The Stars" in den Regalen.

Quelle: http://www.laut.de/wortlaut/artists/s/sieges_even/biographie/index.htmDiscografie2007 - Paramount

2005 - The Art Of Navigating By The Stars

1997 - Uneven

1995 - Sophisticated

1991 - A Sense Of Change

1990 - Steps

1988 - Life Cycle


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Reviews

Paramount - Cover
Das Comeback einer der deutschen Prog-Größen in 2005 "The Art Of Navigating By The Stars" ließ nicht nur Kollege Dennis in Verzückung geraten, sondern auch bei Fans den Puls in die Höhe schnellen.
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The Art Of Navigating By The Stars - Cover
Ganze acht Jahre hat diese Wahnsinnsband gebraucht, einen Nachfolger für ihr ´97er Werk "Uneven" aus dem Boden zu stampfen.
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