Review:

Quarantième: Live À Paris

(Dream Theater)

TIPP

Kinder, wie die Zeit vergeht! Ich weiß noch genau, wann mir DREAM THEATER (benannt nach einem Lichtspielhaus) das erste Mal unter die Ohren gekommen ist und jetzt feiern sie ihr 40-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass bescheren sie uns am 28.11.2025 ein Livealbum mit dem Titel „Quarantième: Live À Paris“. Dieses Mal stammt die Aufnahme vom Auftritt am 23.11.2024 in der restlos ausverkauften Pariser Adidas Arena. Abgesehen davon gibt es noch die Rückkehr des verlorenen Gründungsmitglieds Mike Portnoy zu feiern, der somit die ikonische Besetzung mit James LaBrie (Gesang), John Petrucci (Gitarre), John Myung (Bass) und Jordan Rudess (Keyboards) komplettiert.

Die Setlist umspannt nahezu die gesamte Schaffensphase der New Yorker und enthält sowohl eine Reihe von Klassikern, wie „Metropolis Pt. 1“, „Panic Attack“, „As I Am“, „The Spirit Carries On“ und „Pull Me Under“ als auch die ein oder andere Perle, die man bisher recht selten live erleben konnte, wie z.B. „Hollow Years“, „Vacant“ oder das alles überstrahlende „Octavarium“. Jedoch wartet man auch heuer vergebens, dass einer der Tracks vom Debüt aus den Speakern tropft.

Der Einstieg mit „Metropolis Pt. 1“ ist ja schon obligatorisch, ebenso wie die Überleitung zu den Metropolis Pt. 2-Songs „Overture 1928“ gefolgt von „Strange Déjà Vu“. Die Darbietung ist über alle Maßen von den beteiligten Protagonisten durch und durch perfekt; eine richtige Liveatmosphäre ist aber nicht wirklich spürbar. Was aber in musikalischer Hinsicht in den folgenden Nummern abgeliefert wird, degradiert das bisher Gehörte zu einem lockeren Aufwärmen. Einen besonders guten Abend hatte zweifellos John Petrucci erwischt. Das, was er mit sechs Saiten in „The Mirror“ veranstaltet, kann man eigentlich nur als nicht-von-dieser-Welt bezeichnen. Außer Griffbrettakrobatik hatte der gute John indes noch deutlich mehr im Köcher. Wer bei „Hollow Years“ nicht schon beim Intro eine Gänsehaut bekommt, hat mit dieser Musik beileibe nichts am Hut. Das Ende der Nummer ist ebenso grandios wie die Einleitung, nur dass sich diesen Part der Mann am Klavier auch von Mike nicht nehmen lässt. Zum Abschluss des ersten Aktes ziehen die fünf Ausnahmemusiker mit „As I Am“ das Tempo nochmal ein wenig an.
Der zweite Teil der Show startet dann passend, wie ich finde, mit „Night Terror“, dem ersten (und einzigen) Track vom aktuellen Werk „Parasomnia“. Der Höhepunkt des Abends sollte aber noch kommen. Der atemberaubende Vortrag von „Octavarium“ beschließt den zweiten Akt und macht diesen Abend episch.
Der fast dreißigminütige Zugabenblock mit „Home“, „The Spirit Carries On“ und dem unverzichtbaren „Pull Me Under“ beendet diese 40th Anniversary Feier nach fast drei Stunden gebührend.

Wie bereits erwähnt, bekommt man das Publikum lediglich in homöopathischen Dosen zu hören. Selbst den Aufforderungen von Frontmann James an der ein oder anderen Stelle, gesanglich mit einzusteigen, folgt das Auditorium nur widerwillig – kaum vernehmbar. Man kann es ihnen aber auch nicht verdenken. Ich hätte wahrscheinlich auch staunend und meist still das unfassbare Treiben der Künstler auf der Bühne verfolgt. Das quasi maßgeschneiderte Soundgewand der Scheibe passt zudem nicht wirklich zur Live-Performance. So klar, druckvoll und transparent tönt es sonst nur aus dem Studio.
Aber Livefeeling hin oder her, hier wurde von den Prog-Metal-Titanan fraglos ganz großes Kino geboten.

 

 

 

 

 

 

Quarantième: Live À Paris


Cover - Quarantième: Live À Paris Band:

Dream Theater


Genre: Progressive
Tracks: 19
Länge: 175:12 (Digital)
Label: Inside Out
Vertrieb: Sony Music