Wenn man OMNIUM GATHERUM in den letzten Jahren begleitet hat, dann gleicht ihr Werdegang einem finnischen Fluss, der sich immer neue Betten sucht, ohne je seine Quelle zu verleugnen. Mit „May the Bridges We Burn Light the Way“ entzünden die Melodic Death Veteranen ein loderndes Feuer und nutzen dabei ihre Erfahrung aus fast drei Jahrzehnten zwischen nordischer Melancholie und technischer Präzision.
Der Opener ist ein atmosphärischer instrumenteller Auftakt, der wie ein glühender Horizont wirkt: sphärische Synths bauen eine Spannung auf, bevor die Gitarren in typischer OMNIUM GATHERUM-Manier zwischen melodischer Eleganz und kontrollierter Wucht oszillieren. „My Pain“ zeigt die Band in Bestform: wie ein Zwiegespräch zwischen innerer Zerrissenheit und melodischer Erlösung. Hier verbinden sich die klaren Harmonien der Gitarren mit Jukka Pelkonens rauer Stimme zu einem Wechselspiel aus Licht und Schatten, das an die emotionale Tiefe von INSOMNIUM erinnert. Ich bin ehrlich, den Clear-Gesang bräuchte ich nicht. Er fügt sich gut ein, aber in Sachen Härte führt der Klargesang „Schnip Schnap“ zur Beschneidung. Es ist eine schmaler Grad, gerade im Zusammenhang mit den Keyboard-Sounds müssen die Jungs gut aufpassen, nicht süß-klebrig zu klingen.
Mit „The Last Hero“ und „The Darkest City“ wagt OMNIUM GATHERUM den Spagat zwischen hymnischer Eingängigkeit und komplexem Songwriting. Die Keyboards von Aapo Koivisto klingen hier wie das Glimmen von Neonlichtern in einer verregneten Großstadt, eine subtile, filmische Textur, die dem Album eine urbane Atmosphäre verleiht. Weiter geht’s mit „Walking Ghost Phase“: ein Stück, das mit seiner rhythmischen Dynamik und seiner Balance aus Aggression und Pathos an SOILWORKSs „Natural Born Chaos“ erinnert. Kein Wunder – Björn „Speed“ Strid selbst hat als Co-Produzent mitgewirkt. Der Sound ist insgesamt erste Sahne. Produktionstechnisch ist das Album glasklar und doch warm, die Gitarren schneiden, ohne zu sägen. Mit „Ignite the Flame“ schließlich erreicht das Album seine emotionale Klimax, der sich wie ein Sonnenuntergang ausbreitet. „Street of Rage“ ist treibend und das vertäumte Gitarrenspiel briliert und ist wie so oft das Highlight der Mucke. Fett! Gitarrist und Hauptsongwriter Markus Vanhala (INSOMNIUM, CEMETERY SKYLINE ...) versteht es auf eine unvergleichliche Art und Weise mit leichtfüssigem melodischen Gitarrenspiel zu brillieren. Das zeigt sich auch beim Track „Barricades“.
Vorgänger „Origin“ (2021) hatte vielleicht ein zwei Ohrwürmer mehr am Start, „May the Bridges We Burn Light the Way“ ist aber ein patentes gutes Album. Der 80er Stadion-Rock ist aber weiterhin präsent, "Adult Oriented Death Metal" passt also weiterhin als Einordnung des eigenen Stils.
May the Bridges We Burn Light the Way
OMNIUM GATHERUM
Genre: Death Metal
Tracks: 9
Länge: 40:29 (CD)
Label: Centaury Media
Vertrieb: Sony



