Review:

Radiant Bloom

(Astronoid)

Verträumt sonniger Shoegaze in lieblich pastellfarbenem Moll

Die US-amerikanischen Postrocker aus Boston haben ein Händchen für hoffnungsvoll beschwingte Melodien. „Radiant Bloom“ ist ASTRONOIDs drittes Album und das Labeldebüt bei Century Media. ASTRONOIDs erste Langrille „Air“ (2016) hatte noch mehr Metal intus. Inzwischen wäre das Prädikat Dream-Rock entsprechend. Als Referenzen könnte ich EMPIRE OF THE SUN, ALCEST, ANIMALS AS LEADERS, PERIPHERIE, CYNIC und Inspirationsquellen wie DEAFHEAVEN und DEVIN TOWNSEND nennen. Mit ihren typisch träumerischen Clean-Gitarren, erzeugt die Band eine klangliche Euphorie und ruhige Zuversicht. Brett Bolands Gesang ist wirklich speziell, passt vorzüglich zur Musik, kann aber auch etwas penetrant anmuten: seine Stimme ist sanft und beinahe infantil hoch.

Die Amis legen mit dem Opener „Admin“ los, eine warm schillernde Klangwand baut sich auf. Das folgende „Eyes“ rauscht mit ultraleichten Gitarren und überschwänglichen Gitarrensoli vorüber. Nicht schlecht, aber auch etwas belanglos. „Sleep Whisper“ groovt da mehr: der tranceartige Midtempo-Track besitzt zudem eine Gothic-Schlagseite. „Sedative“ dürfte der beste Track der Platte sein, die Gitarre ist hier härter und die Riffs reiten, die Doublebass-Drums zeigen sich voller Elan und Energie. Bei „I've Forgotten Your Face” haben ASTRONOID Spaß daran, die Gitarrenlinie oft zu wiederholen und mit „Orchid“ haben sie eine Synthwave-Nummer mit präsenter Gitarre im Gepäck.  Immer wieder bin ich überrascht, dass die Musik eine angenehme Gelassenheit ausstrahlt, so auch das hymnische „Drown“. Bei „Human“ wir es melancholisch und keyboardlastig und „Decades“ entwickelt sich nach einem rockig bassbetontem Einstand zur einem atmosphärisch-träumerischem Song.

Die Synthesizer-Sounds sind gut eingesetzt und unterstützen die katharisch auflockernden Tremolo-Melodien. An Blastbeats wird, anders als bei den bisherigen Veröffentlichungen, gespart. Gemischt wurde eigens von Bandmitgliedern, gemastert von Magnus Lindberg von CULT OF LUNA: Die Produktion ist modern und glatt, mitunter etwas drucklos. Ihr merkt es schon, da war noch mehr drin: das Ganze ist im Ergebnis eine Spur zu hübsch, zu unaufdringlich und müsste mal in Matsche und Blut getränkt werden. Insbesondere die Stimme ist arg geglättet. 

ASTRONOID tapsen gewohnt gekonnt und charmant durch eine Traumlandschaft aus Watte, aber das innewohnende Potenzial ist noch nicht ganz ausgeschöpft! Also Kollegas: aufsatteln und ran an die nächste Scheibe, aber bitte mit einer Spur mehr Härte.

 

 

 

Radiant Bloom


Cover - Radiant Bloom Band:

Astronoid


Genre: Melodic Metal
Tracks: 9
Länge: 46:8 (CD)
Label: Century Media Records
Vertrieb: Sony Music