Review:

Epitaph

(Lessdmv)

TIPP

Hinter dem Namen LESSDMV verbirgt sich ein demnächst schwer beschäftigter Musiker als kreativer Kopf: neben dem eigenen Projekt LESSMDV wird Julian Larre nämlich in Zukunft auch den Platz am Mikrofon von Lacrimas Profundere übernehmen. Ein Goldkehlchen haben sich die Deutschen da allemal geangelt, man muss also hoffen, dass ihrem neuen Sänger dabei auch noch Zeit bleibt, sein ursprüngliches Bandprojekt weiterzuverfolgen, denn – das dachte man sich vermutlich auch bei Lacrimas Profundere – dessen erstes Album „Epitaph“ macht hellhörig.

„Damned Memories“, der erste Track nach dem als „Dancing With The Devil“ betitelten Intro, tritt ziemlich aufs Gaspedal und ruft in der Strophe Erinnerungen an NEGATIVE in ihren rockig-metallischeren Momenten wach. Um an der gesanglichen Bandbreite erst gar keinen Zweifel aufkommen zu lassen, wird im nachfolgenden Titeltrack noch eins draufgesetzt: zwar wird das Tempo hier zunächst gedrosselt, doch die Ruhe trügt: „Epitaph“ entwickelt sich im weiteren Verlauf zu einem ziemlich dreckigen Monster mit fetten Growls. Am besten klingen LESSDMV jedoch dann, wenn Sänger Julian Larre Gelegenheit hat, seine große Stärke in Form seiner beindruckend vielseitigen Stimme wirklich zum Tragen zu bringen, was besonders im ruhigeren bis Midtempo der Fall ist. Da dürfte dem einen oder anderen HIM-Fan überdies so richtig das Herz aufgehen, denn – man würde es nach den Growls nicht vermuten – insbesondere in den ruhigeren und tiefen Passagen erinnern sowohl Stimme als auch Gesangsstil mitunter verblüffend an seinen zur Zeit durch Öffentlichkeitsabstinenz glänzenden Landsmann Ville Valo, was für einen Sänger weiß Gott keine schlechte Referenz ist. Exemplarisch genannt seien hier „Oceans“ und der Schluss von „My Sweet Surrender“ sowie einige Passagen von „Acoustic Pages“. Stellenweise schlägt sich diese Nähe auch im Songwriting und den Arrangements nieder, wie bei (den durchweg gelungenen) „Death For Mar(r)y“, „My Sweet Surrender“, „Rain“ und „Behind Your Eyes“. Hochgradig eingängig kommt auch das wunderbar melodiöse „When The Sun Goes Down“ daher, das sich mit einschmeichelnden Harmoniebögen im Refrain umgehend im Ohr festkrallt, „Alba“ hingegen schließt das Album schon Ambient-mäßig stimmungsvoll. Alles in allem ist „Epitaph“ ein Debütalbum, dass sich sehen lassen kann – schöne Melodien, klasse gesungen und abwechslungsreich arrangiert. Nach derzeitigem Kenntnisstand bestehen offenbar auch keine Pläne, LESSDMV in Zukunft zugunsten von Lacrimas Profundere auf Eis zu legen, man darf also auf mehr hoffen.

Epitaph


Cover - Epitaph Band:

Lessdmv


Genre: Rock
Tracks: 13
Länge: 48:35 (Digital)
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