Interview:

2004-05-03 Ektomorf

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"Destroy" - der Einstand von EKTOMORF bei Nuclear Blast - ist ein einziger Aufschrei, ein groovender Wutklumpen, eines der Alben der Stunde. EKTOMORF haben sich auf dem Weg dahin besonders in Süddeutschland den Arsch abgespielt. Außerdem waren sie just auf Tour mit PRO PAIN - das muss so nett gewesen sein, dass die Brüder Zoltàn (voc., git.) und Csaba Farkas (b.) die New Yorker prompt in Tilburg auf ihrer Show besucht haben. Zufällig ergab sich dort ein Interview mit dem Vordenker und Songschreiber der Band, Gitarrist und Sänger Zoltàn:InterviewIhr kommt gerade von der Tour mit PRO PAIN wieder, wie war es?


Das war großartig, ich glaube wir hatten mehr als 10 Konzerte in Deutschland. Alle deutschen Shows waren toll, die Leute in Deutschland scheinen EKTOMORF zu mögen. Wir sind zwar noch nicht so richtig bekannt, aber trotzdem sind die Leute bei unserem Set gut abgegangen. Auf unserem Gig in Österreich sind die Leute von der Bühne bis zum Mischpult gehüpft. Heftig. Erfurt war "great", Ludwigsburg... oh, wo haben wir überall gespielt. Berlin war Killer, Hamburg sehr geil, genauso Engelsdorf, München war auch ganz groß. Das beste war der Kontakt zu den Fans, wir saßen mit am Merchandise-Stand, haben gerade ein paar T-Shirts verkauft, und dann kommen da ein paar Kids, so 16 oder 17 Jahre alt vorbei, und sagen: "Wir kannten euch zwar bis vor kurzem nicht, aber wir haben das Video zu "I Know Them" auf MTV "Hell´s Kitchen" gesehen, und, hey, wir mögen es wirklich. Und dann haben wir uns das Album gekauft, und wir fanden eure Show geil." So was ist großartig.


Gut, dass ihr ein Video draußen habt.


Jetzt haben wir sogar schon das zweite fertig, nach "I Know Them" auch "Destroy". Das Video zu "Destroy" ist auch cool geworden, wir haben das zusammen mit einem Team aus Berlin gemacht, die nennen sich Roax Films (... und die drehen sonst auch die Videos z.B. für die Wacken-DVD - Anm. der Autorin). Coole Typen, wir haben beide Videos an einem Tag gedreht. Das war aber auch hart, wir haben um acht Uhr morgens angefangen und waren gegen Mitternacht fertig. Es war scheiße kalt, hat gefroren und draußen geschneit. Aber, wir haben es hinter uns.


Wie seid ihr zu Nuclear Blast gekommen?


Lange Geschichte. Wir haben inzwischen bestimmt fast die Millionen mit kleinen und kleinsten Konzerten in Deutschland voll, so kommt es mir jedenfalls vor. Wir haben in Jugendzentren gespielt, auf kleinen Festivals. Aber der große Schritt war das SUMMER BREEZE 2002. Das war unglaublich, 8.000 Leute sind wie die Berserker abgegangen und hoch gehüpft, das ist auch bei dem einen Song auf der DVD zu sehen - und der ganze Gig war so. Damals hatten wir mit Nuclear Blast kurz gesprochen, waren aber noch bei Silverdust unter Vertrag. Silverdust ist schon ein cooles Label, aber zum Schluss hatten wir ein paar "Business-Probleme". Zum Glück haben wir inzwischen wieder ein gutes Verhältnis zu den Leuten da, außerdem werden wir dieses Jahr auch wieder auf dem SUMMER BREEZE spielen. Als wir den Vertrag mit Silverdust aufgekündigt haben, sind wir zu Nuclear Blast gegangen. Das sagt sich jetzt so einfach, natürlich hatten wir Probleme, aber jetzt kommen wieder ganz gut mit den Leuten aus.


Silverdust ist ein viel kleineres Label als Deutschlands "Major Independent" Nuclear Blast.


Stimmt schon, Nuclear Blast sind nicht gerade klein. Wir hatten eben ein paar Probleme mit Silverdust, die sich so nicht lösen ließen. Aber wir kommen wieder prima mit Achim klar - das ist der Boss von Silverdust. Wir hatten die letzte Show der PRO PAIN Tour in Aalen, da haben wir ihn wiedergetroffen und wir haben jetzt wieder ein ganz gutes Verhältnis. Er kam direkt zu uns, ich ging direkt auf ihn zu, wir haben uns bestimmt eine Viertelstunde unterhalten. Jetzt spielen wir dieses Jahr das SUMMER BREEZE Festival, es ist also alles wieder in Ordnung. Zu der Zeit war eben alles extrem verfahren - an dieser Stelle ein bitteres Dankeschön an unseren früheren Manager, der war ein Arschloch, mit allen Wassern gewaschen. Er hat das ganze Geld eingesackt - und wo das Geld fehlt, gibt es Probleme. Irgendwo von müssen wir schließlich auch leben. Das Geld war also weg, der Typ war weg, alles ging drunter und drüber. Alles es uns in dieser Situation richtig beschissen ging, habe ich aus Ungarn von der Wohnung unserer Eltern aus Nuclear Blast angerufen: "Hey, ich habe gehört, ihr mögt unsere Band?!" Sie antworteten: "Klar doch." Ich war so überrascht von meiner eigenen Courage und ihrer Reaktion - Nuclear Blast sind so ein großer Laden, und ausgerechnet die wollten mit einer kleinen Band wie uns arbeiten. Danach sind wir dann nach Dänemark gefahren und haben "Destroy" in 3 Wochen in den Ant Farm Studios mit Tue Madsen aufgenommen. Wirklich cooler Typ. Das war großartig.


Was hat Tue Madsen denn außer euch bisher gemacht?


Der hat MNEMIC produziert. Schon von denen gehört? Ein bisschen wie FEAR FACTORY. Die waren auch der entscheidende Grund, warum wir Tue Madsen wollten. Ich habe einen Berg CDs von Nuclear Blast geschickt bekommen und sollte mir einen Produzenten aussuchen. GRAVEWORM war dabei, eine Menge Black- und Death Metal, das war nicht wirklich nach meinem Geschmack. Ganz, ganz unten in diesem Stapel war die MNEMIC versteckt. Mein erster Gedanke war "Wow, was für ein fetter Sound." MNEMIC ist zwar nicht exakt meine Musik, aber es kam von allem EKTOMORF am nächsten. Fetter, tiefer Sound. Ich habe also Bescheid gesagt, dass ich gern mit diesem Typen arbeiten würde, Nuclear Blast haben sofort bei ihm angerufen, ob er auch mit uns zusammenarbeiten möchte - und er soll wohl gesagt haben, dass er von uns schon gehört hat und seinerseits gern mit uns zusammenarbeiten würde. Wir haben uns daraufhin zwei Wochen im Proberaum von APOPHIS in Ludwigsburg eingeschlossen - übrigens auch nette Jungs, wir proben immer bei denen, wenn wir in Deutschland sind. Wir haben dort unsere zwölf frischen Songs gleich aufgenommen und zu ihm hingeschickt, und als wir zu ihm ins Studio kamen, kannte er unsere Songs schon. Wir wollten einen Sound, als ob man EKTOMORF live vor sich stehen hat - aber eben in Studio-Qualität. Und ich habe von ihm tatsächlich einen Sound bekommen, den ich nie so gut erwartet hätte. Auf diesen Sound habe ich mein Musiker-Leben lang gewartet. Das war unser erstes Mal in einem Studio außerhalb Ungarns. Die ersten vier Alben haben wir in Ungarn aufgenommen, nun waren wir in Dänemark - das war ein Unterschied! (mit Betonung auf jeder Silbe - Anm. der Autorin) Jeder hier in Dänemark im Studio hatte ein scharfes Ohr, außerdem hat Tue ein gutes Herz, Seele - und hat das alles in unsere Musik einfließen lassen - so haben wir das "Destroy"-Album bekommen. Gefällt es dir?


Aber sicher. "Destroy" hat mich ziemlich an "Chaos A.D." erinnert. Wegen dieser eigenartigen Kombination aus purer Wut und gleichzeitig toller Instrumentenbeherrschung.


Dankeschön. Du bist natürlich nicht die erste, die uns mit SEPULTURA/SOULFLY vergleicht. Aber inzwischen möchte ich diesen Satz tatsächlich mal von Max Cavalera persönlich hören. Ich bin inzwischen so neugierig - fast jeder vergleicht uns mit seinen Bands, und ich will es jetzt endlich mal aus seinem Mund hören. Sollte Max Cavalera mal unseren Namen in den Mund nehmen - äh, am liebsten natürlich in einem positiven Zusammenhang - dann wäre ich wirklich glücklich. Max Cavalera ist für mich der Fixstern in der Musik. Alles was er tut ist eindrucksvoll, er ist so unglaublich cool.


Gibt es für dich in der nächsten Zeit keine Chance, ihn mal zu treffen?


Oh, das glaube ich nicht, business-technisch gesehen ist er zu weit weg. Wenn er uns mal erwähnt, dann wäre ich so glücklich. Wenn nicht - na dann, er hat immer noch meinen Respekt. Wir haben sehr unterschiedliche Reviews bekommen - auf der einen Seite welche, in denen wir als billige Kopie bezeichnet werden, besonders in England. Im Terrorizer haben wir nur 2 von 10 Punkten bekommen, "Billiger Scheiß" stand da. Auf der anderen Seite hat uns ein anderes Magazin aus England bereits zu den neuen Göttern des Thrash gekrönt.


Für die Brutalo-Crew beim Terrorizer habt ihr wohl zu viel Melodie und zu viel Groove, was?!


Weißt du was? Die Leute, deren Meinung für mich wirklich zählt, das sind unsere Fans vor der Bühne. Wenn die auf unseren Konzerten eine gute Zeit haben, durch die Gegend springen und im Moshpit abgehen, dann gebe ich keinen Heller auf das, was in irgendeinem Magazin steht. Natürlich freue ich mich über gute Reviews, natürlich rege ich mich tierisch auf, wenn da irgendein Mist geschrieben steht, ich bin auch nur ein Mensch. Aber es kratzt mich nicht mehr. Vor drei Tagen habe ich mich in Belgien mit jemandem von einer wirklich großen Plattenfirma getroffen, ich sag jetzt nicht den Namen, aber den kannst du dir ja denken, wenn ich SOULFLY sage... Der Typ hat mich behandelt, als ob ich - ich finde dafür keine Worte. Aber es kümmert mich nicht. Es würde mich kümmern, wie Max Cavalera mich behandeln würde oder was er zu mir sagen würde. Gerüchteweise habe ich schon gehört, dass er sich inzwischen auch für uns interessiert, weil ihm so oft erzählt wird, es gäbe da eine Band, die sei wie er vor zehn Jahren. Ich bin wirklich auf die Zukunft gespannt!


Ihr bringt eine eigenartige Mischung von Folklore in eure Musik mit ein, was ist das genau?


Das ist Zigeuner-Musik. (An alle, die in der Schule aufgepasst haben: Zoltàn Farkas benutzt an dieser Stelle nicht die politisch korrekten Bezeichnungen "Roma" oder "Sinti", sondern das englische Wort Gypsy - wie sollte ich es anders übersetzen als "Zigeuner" - hm? Anm. d. Autorin). Mein Bruder und ich sind Zigeuner. Mein Vater ist Zigeuner, meine Mutter ist Ungarin - genau genommen bin ich ein Halbblut. Auf unser 2000er Album "Kalyi Jag" - das bedeutet in der Sprache der Zigeuner "Schwarzes Feuer" - habe ich besonders viel von dieser Folklore drauf gepackt. Was jetzt auf "Destroy" drauf ist, ist allerdings viel besser, die Qualität der Samples ist besser, und sie passen besser in das Konzept. Diese Tradition pulsiert durch meine Adern. Als ich damals "Roots, Bloody Roots" gehört habe, habe ich so ein Gefühl bekommen, dass das exakt das ist, was ich auch mal machen wollte. Allerdings verspüre ich wenig Lust, auch mal zum Stamm zu gehen. Es gibt einen - ach quatsch, nicht einen sondern zahlreiche Zigeuner-Sippen in Ungarn. Aber in der nächsten Zeit werde ich dort nicht hingehen - die mögen mich nicht, weil ich ein Halbblut bin und kein "richtiger Zigeuner". Aber ich denke, die Musik funktioniert auch so, die Leute mögen es. Als wir zum Beispiel in Deutschland den Song "Sunto del Mulo" vom Album "Kalyi Jag" gespielt haben, hat das Publikum den Song mitgesungen (bekommt einen Glanz in der Stimme und in den Augen, total ungläubig-entzückt). Stell dir das vor, ist das nicht wahnsinnig - deutsche Fans singen verdammte Zigeuner-Texte?! Ausgerechnet in Deutschland. Wundervoll!


Dafür haben wir in Ungarn eine Menge rassistischer Scheiße erlebt. Als "Kalyi Yag" 2000 rauskam, war da eben noch viel mehr Zigeuner-Folklore drauf als auf unserem aktuellen Album. Wir haben einen Gig in einem großen Saal auf einer großen Bühne vor vielen Leuten gespielt und hatten eigentlich einen schönen Abend, wir haben das neue Album präsentiert. Wir haben uns während des Gigs auf der Bühne als Zigeuner geoutet - und gesagt, dass wir dazu stehen. Ab dem Moment brach die Hölle los, das Publikum hat Flaschen auf die Bühne geworfen, schrie: "Fickt euch, ihr Zigeuner". Allerdings ist uns so etwas auch nur in Ungarn passiert. Inzwischen hat sich die Lage auch etwas verändert. Auf der Tour mit PRO PAIN haben wir auch in Ungarn gespielt, in Budapest, und die Leute sind durchgedreht, dieses Mal im positiven Sinne. Jemand hat uns eine riesige ungarische Flagge mit einem EKTOMORF-Zeichen und unserem Schriftzug darauf in der Mitte geschenkt, und wir haben die stolz auf der Bühne rumgezeigt und uns bei dem Typen bedankt. Auf der Bühne habe ich auch gesagt, dass wir die Vergangenheit ruhen lassen, gewesen ist gewesen. Ich mag mein Publikum, und ich bin wirklich stolz, dass wir live auftreten und Ungarn im Ausland repräsentieren können, vielleicht sogar in der ganzen Welt. Da bin ich ganz froh drum.


Sind das denn dieselben Leute, die euch da vor vier Jahren ausgebuht haben, und die jetzt wieder in der ersten Reihe stehen?


Ich habe in genau dieselben Gesichter gesehen. Da war zum Beispiel ein Mädchen, von der ich ganz genau weiß, dass sie 2000 unsere CD in den Laden zurückgebracht hat, denn ich kenne den Typen, der dort arbeitet, ganz gut. Er hat mir erzählt, dass dieses Mädchen am Tag nach dem Konzert zu ihm in den Laden gerannt kam, die CD hingepfeffert und ihr Geld mit den Worten zurückgefordert hat, sie brauche diese Zigeuner-Scheiße nicht. Dieses Mal war sie die erste, die um ein Autogramm auf ihrem "Destroy"-Album gebeten hat. Aber, wie schon gesagt, ich glaube, dass Menschen sich verändern können, vielleicht hat sie ihre Lektion gelernt. Wir sind in dieser Stadt, in diesem Land geboren, und man kann sagen, was man will, man kann sein Land verlassen, aber das Herz sehnt sich doch immer zurück. Wir wollen das, was da war, zu den Akten legen, die Vergangenheit ist vorbei. Sie ist dunkel, und sie liegt hinter uns.


Du bist bereits ziemlich weit weggezogen, stimmt das, dass du jetzt in Amsterdam wohnst?


Ja, wir leben beide in Amsterdam, meine Freundin und ich (während er das sagt erntet seine Herzdame einen vielsagenden Seitenblick von ihm - Anm. der Autorin).


Wie funktioniert euer Songwriting, wenn du jetzt in Holland wohnst und die Band in Ungarn hockt?


Ja, ich habe bereits zwei neue Songs.


Ähh... also schreibst du die Songs?!


Ja, ich schreibe die Songs. Ich habe "Destroy" komplett in unserem Wohnzimmer geschrieben, auf einer kleinen Anlage, Kopfhörer auf dem Kopf und die Gitarre eingestöpselt. Manchmal fällt mir erst der Text ein, manchmal erst die Musik, manchmal beides zusammen. Zum Beispiel bei "I Know Them" war beides gleichzeitig da. Ich schreibe all unsere Songs, jeden Song, jedes Riff und jede Zeile. Die anderen drei bekommen dann einen Anruf von mir, wenn ich ein paar Songs zusammen habe: "Hey Jungs, ich habe schon wieder fünf Songs geschrieben." Den nächsten Anruf bekommt dann unser neuer Manager Stiefel - ein Deutscher - der organisiert uns dann den Proberaum in Ludwigsburg, und dann treffen wir uns da und spielen von morgens früh um neun bis abends spät um zehn. Letztes Mal war das eine Heidenarbeit - aber in zwei Wochen hatten wir das Album von der ersten bis zur letzten Note fertig.


Also trefft ihr euch immer in Deutschland.


Genau. Dort schlafen wir dann in einer kleinen Mietwohnung und haben einen kleinen Mietwagen und fahren zwischen Ludwigsburg und Sulzbach hin und her. Um das mal so zu formulieren: Ich schreibe alles, aber wir probieren das alles in Jam-Sessions zusammen aus. Und ich habe schon wieder zwei neue Songs stehen, einen davon haben wir auf dieser Tour an einem Abend live aufgenommen. Man, ist der heavy, heavier noch als "Destroy".


Da bin ich mal gespannt. Wie kommst du an die Zigeuner-Traditionen dran - wenn du dich von den Zigeuner-Sippen fernhälst, wie du gesagt hast. Hat dein Vater auch mal Musik gemacht?


Nein (lacht). Mein Vater war mal Schlagzeuger in einer Seventies-Band im Black-Sabbath-Stil. Zum Glück sind wir keine traditionelle Zigeuner-Familie, dann stünde ich jetzt nicht hier, würde dir kein Interview geben und hätte auch keine Tattoos, das kommt bei denen nicht gut an.


Aber das meinte ich nicht, ich meine, wo habt ihr eure Einflüsse, eure "Roots" her, wenn du doch nicht bis an die Quelle kommst?


Oh, wo ich die Gesänge, Lieder und Melodien her habe? 2002 haben wir das Album "I Scream Up To The Sky" gemacht, da drauf ist der Song "An Les Devla" - übersetzt bedeutet der etwa "Brigt es Gott". Ich bin damals zu einer sehr alten Zigeuner-Frau gegangen, sie ist ganz klein und sehr, sehr alt, aber ihr Haar ist immer noch pechschwarz, eine richtige Hexe. Ich bin zu ihr gegangen und habe sie gebeten, mir meine Texte vom Ungarischen in die Zigeuner-Sprache zu übersetzen. Kein Problem, sagte sie, und hat mir alle meine Texte übersetzt. Aber wie sollte ich das aufschreiben. Sie antwortete: Genauso, wie man es ausspricht, es gibt da keine Rechtschreib-Regeln. Außerdem habe ich von ihr ein altes Tape bekommen, noch ein richtiges Tonband. Ein Mann ist dafür mit Mirofon und Rekorder von Haus zu Haus gelaufen und hat die Leute gebeten, für ihn etwas zu singen und hat das aufgenommen. Auf dem Band ist also eine Menge Gesang drauf, es ist richtig lang und richtig alt. Die Zigeuner, die da aufgenommen wurden, waren damals schon richtig alt, ich glaube, davon lebt keiner mehr, das Band ist aus den Sechziger Jahren. Bis ich alles von diesem Band erfasst und rausgehört habe, bin ich wahrscheinlich auch ein alter Mann. Im Studio war dieses Band wie ein Geschenk für uns, wenn etwas passte, haben wir es übernommen. Wir haben das Band größtenteils digitalisiert, also von dem Band über den Rechner auf CDs gezogen, das ist im Studio dann praktischer.


Also ist die Sängerin am Anfang von "I Know Them" auch von diesem alten Band?


Ja, die Sängerin und der Sänger - auf "Destroy" haben wir auch einen Sänger eingebaut. Ich finde das wunderbar. Das beste daran ist, dass die Stimmen alle in der Tonlage B singen. Das ist exakt unsere Tonlage, es ist wirklich tief. Das ist keine normale Tonart, normal wären C oder D - so hoch sind METALLICA oder so. Wir spielen auf B, und diese historischen Aufnahmen sind in derselben Tonlage wie unsere Gitarren, wir brauchen nichts im nachhinein verändern, nichts am Computer manipulieren. Wir waren sofort begeistert. So bin ich an diesen Kram rangekommen.


Über das Summer Breeze habt ihr ja schon gesprochen, welche Festivals spielt ihr außerdem in diesem Sommer?


Wir werden in Wacken spielen und auf dem With Full Force, auf dem Summer Breeze, und wenn wir Glück haben, auch Rock am Ring und Rock im Park.


Cool!


Drück uns die Daumen. Außerdem auf einem großen Festival in Tschechien, und in Slowenien. Dort sind die Leute wirklich verrückt, total hungrig nach Musik. Das war der beste Gig der Tour mit PRO PAIN, als wir in Tschechien in einem kleinen Kaff gespielt haben. Wenn man dort eine Ansage macht und die Leute zum Schreien auffordert, dann schreien sie unglaublich laut, etwa zweimal, dreimal so laut wie jedes normale Publikum. Auch wenn die loshüpfen, absolut verrückt. Also werden wir dort auch spielen. Ebenso in Österreich, unser Sommer ist wirklich voll gepackt. Ich freu mich drüber, es ist unser Support-Jahr. Wir werden überall spielen, wo man uns buchen will. Und schauen wir mal, was dann nächstes Jahr wird. Die Tour mit PRO PAIN war großartig für uns - wir hatten viel Spaß mit den Jungs von der Band - und außerdem mit dem jeweiligen Publikum, die haben uns mit offenen Armen empfangen.


Famous last words?


Glaubt immer an euch selbst und folgt eurem Herzen.




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