Review:

Graveyard Disturbances (Plus-Minus)

(Enoch)

Mal ganz was anderes liefern ENOCH auf ihrem Debut ab. Bei dem unleserlichen Bandlogo auf dem Cover dachte ich zuerst an übles Grind-Geprügel und wunderte mich, warum auf das erste Intro ein zweites folgte, das in ein drittes überging. Mal kurz ins Bandinfo geschaut... aha, ENOCH ist das Projekt von Mirai und Killjoy (beide NECROPHAGIA), die bei ihren Kompositionen Klangmeister wie ENNIO MORRICONE, JOHN CARPENTER oder JERRY GOLDSMITH vor Augen hatten. Eine nicht gerade kleine Messlatte, die sie sich da gesetzt haben. Die Musik auf "Graveyard Distrubances" entstammt fast komplett aus synthetischen Klangerzeugern, vermischt mit verschiedensten Samples wie Glöckchen, Kirchenglocken, etwas, das nach einem liebeskranken Wal klingt, verfremdetes Kinderweinen etc. Tatsächlich haben die Songs größtenteils Soundtrack Charakter, wenn auch nicht unbedingt für große Hollywood-Produktionen. Eher klingt es nach alten Horror-Streifen. Einer der geilsten Tracks ist für mich "La Chiesa di Anime Perse", das zum einen wirklich nach den frühen Werken des Meisters CARPENTER klingt (z.B. "Escape from New York", im Deutschen "Die Klapperschlange") und zum anderen einen herrlich antik klingenden Synthie-Strings-Sound hat, der bei "Paranormal Eyes" und "Only A Shadow Remains" erneut verwendet wird. Auf der anderen Seite stehen dann Songs, die eher Klangcollagen gleichen. "A Tribute To Sanity", zu dem es auch ein Video auf der CD gibt, ist so ein Ding. Rhythmisch zusammengehalten von synthetischen Schlägen ergehen sich verzerrte Synthesizer-Klänge in kakophonischen, nervenzerreissenden "Melodien". Sehr abgefahren, sehr psychedelisch, sehr anstrengend. Der nächste Song beginnt dann mit Plätschern eines Baches und gregorianischem Gesang, ein krasser aber gelungener Übergang, der aber bald darauf wieder mit Samples und disharmonischen Klängen seiner Harmonie beraubt wird. Die einzelnen Stücke auf der CD sind eigentlich keine richtigen Songs, sondern sind eher der Hintergrund für Bilder und Handlungen, seien es solche auf der Leinwand oder solche, die nur in der eigenen Fantasie existieren. Der Soundtrack zu dem PC-Spiel "Diablo 2" hat, was Stimmung und Kompositionstechnik angeht, einige Parallelen zu der Platte. Ein Stück Musik, das so sicher eher selten im Plattenregal zu finden ist. (goofy)



Selten im Regal, noch seltener im CD-Player... Also: Wie die Metal-Gemeinde inzwischen wissen wird, ist Killjoy Mega-Film-Fan. Da ist schön und da kann keiner was dafür. Außerdem hat das Necrophagia-, Ravenous- und Sonstwo-Mastermind immer dann Langeweile, wenn er kein Album auf den Markt schmeißen kann. Merkwürdigerweise findet der Kollege immer wieder ein Label, der seine Scheiben veröffentlicht. Jedenfalls ist niemand gezwungen, dieses Album zu kaufen. Klar, John Carpenter hat Snake Plissken eine amtliche Mucke verpasst, auch Ennio Morricone und ähnliche Genies haben tolle Soundtracks gemacht. Nun tat sich "Killi" mit Mirai zusammen und schrieb ebenfalls einen Soundtrack. Nur leider kenne ich den dazugehörigen Film nicht und ich glaube noch gibt es auch keinen. Ein amtlicher Horrorfilm aber wäre unerlässlich, um diesem Machwerk eine wenig Spannung zu verpassen. So plätschert der instrumentale und künstliche Mix aus Sythns, Keys und Drums gesichtlos am Ohr vorbei. Noch dazu klingt der Sound zeitweise nach schlechter Bontempi. Wie diese Musik dennoch funktionieren könnte, deutet das abschließende Video zu "A Tribute To Sanity" an. Dennoch: Diese Scheibe braucht keine Sau - daran kann auch das "wertige" Digipak nichts ändern. Als nächstes kommt dann wohl das gepupste Killjoy-Konzert.

Graveyard Disturbances (Plus-Minus)


Cover - Graveyard Disturbances (Plus-Minus) Band:

Enoch


Genre: Electro
Tracks: 12 plus Video
Länge: 39:12 (CD)
Label: Baphomet Records
Vertrieb: Red Stream