Konzert:

Verse, Ritual, Soul Control, Anchor - Hamburg, Hafenklang

Konzert vom 02.08.2012

Vor einigen Monaten hatten VERSE mit ihrer Reunion-/ Comebackankündigung mächtig Staub aufgewirbelt, immerhin kam das für sehr viele Fans überraschend. Ein neues Album war dann flugs fertig, fehlte nur noch die Tour. Auf der würden die Amis um Sean Murphy unter Beweis stellen müssen, dass es ihnen ernst ist. Paradoxerweise würden sie ihre erste Europatour mit RITUAL begehen, die ihre letzte Tour ever unternahmen – die Band macht danach Schluss, die Musiker widmen sich anderen Projekten. Die beiden Bands alleine hätten das Hafenklang sicher schon voll gemacht, gemeinsam mit SOUL CONTROL und den unabhängig vom Dreierpack tourenden ANCHOR war es eine sichere Wette, dass der Laden ausverkauft sein würde (so kam es dann auch).



ANCHOR, die so sympathischen wie tourfreudigen Schweden, machten relativ pünktlich um kurz nach 21:00 Uhr den Auftakt und brachten die Besucher direkt auf Touren. Shouter Claes war und ist das Paradebeispiel für einen den Kontakt mit dem Publikum suchenden Sänger und hat zudem eine so positive Art, dass er auch den Müdesten noch mitreißen kann. Immer wenn er auf Tuchfühlung ging, stieg die Stimmung noch etwas weiter an, natürlich gerade bei den Singalongs. Die Saitenfraktion stand ihrem Sänger in Sachen Energie in nichts nach und feuerte so die Leute auf ihre Art an. Kurzum: es ging gut der Punk ab. Die Energie einer Hardcore-Show wurde durch diesen gut 35minütigen Auftritt sehr gut vermittelt. Und wer sich seine Energie für die späteren Bands aufsparte, konnte sich an den beiden Schnurrbartträger auf der Bühne erfreuen. ANCHOR konnten somit optisch wie auch musikalisch überzeugen und lieferten die gewohnt gute, mitreißende Show ab.



Wer SOUL CONTROL bisher immer als anstrengende Live-Band abgespeichert hatte, wurde im Anschluss an den ANCHOR-Gig eines Besseren belehrt. Die Amis präsentierten ihre Setlist, die aus „Cycles“-Songs und Sachen der folgenden EPs bestand, mit einer Lässigkeit, die sich auf die Songs selbst zu übertragen schien. Klar war die Chose immer noch knallharter 90s-Hardcore, aber SOUL CONTROL hatten ihm einen Groove verpasst, der dem Material sehr gut tat. Entsprechend gut war dann auch die Aufnahme durch das Publikum, vor der Bühne war in den ersten Reihen ordentlich Bewegung. Die Ansagen von SOUL CONTROL wirkten auch schlüssiger (und waren überhaupt zahlreicher) als bei vorherigen Touren. Irgendwas ist bei der Band passiert, und das ist nicht nur der neue Haarschnitt beim Shouter. Das Ergebnis überzeugt, SOUL CONTROL lieferten in gut 40 Minuten einen knackigen Gig hin, der sie auf ein Level mit ANCHOR brachte.



RITUAL konnten dann für sich den schlechtesten Sound des Abends verbuchen, was bei einer Farewell-Tour doppelt ärgerlich ist. Die Gitarre ging im basslastigen Sound unter und war stellenweise nur zu erraten (bei „Nations Of Flies“ oder „Somewhere In The Rain“). Das Publikum juckte das nicht, das wollte RITUAL einen ordentlichen Abschied von Hamburg bieten und ging ordentlich ab. Die Band hat sich in den vergangenen Jahren vollkommen zu Recht einen Ruf als sehr gute Liveband erspielt – einen Ruf, dem sie auch an diesem Abend gerecht wurden. Diese Show war ein würdiger Abschied von Hamburg, RITUAL werden in dieser Form von der europäischen Hardcore-Szene schmerzlich vermisst werden, so intensive geht kaum eine Band zu Werke.



Spät kamen dann VERSE auf die Bühne. Wenig überraschend wurden sie vom ersten Song an gefeiert und spätestens als Sean Murphy in einem seiner längeren Statements die Gründe für die VERSE-Reunion darlegte (u.a. „this band saved my life“) gab es kein Halten mehr. Die Band, auch mit zwei Schnauzbartträgern, hatte mächtig Bock auf die Show und die sich bietende Gelegenheit zu zeigen, dass in ihnen noch so viel Feuer wie 2008/ 2009 steckt. Eine Gelegenheit, die von ihnen genutzt wurde, jeder Musiker ging voll ab. Allen voran natürlich der mit Kurzhaarschnitt recht nerdig wirkende Sean Murphy, der fast ebenso of das Mikro an die Fans gab wie er selber sang. Die Songs der „Bitter Clarity, Uncommon Grace“-Scheibe erwiesen sich als genauso Live-tauglich wie Bandklassiker Marke „No War“ oder „Tear Down These Walls“. Und auch wenn nicht alle Ansagen und Statements von Mr. Murphy auf ungeteilte Zustimmung stießen, konnte er deutlich machen, dass er und VERSE mehr zu sagen haben als viele in der Zwischenzeit zu Ruhm gekommene Nachwuchsbands. So wurde es ein gelungener Comeback-Gig in Hamburg, der natürlich mit einer Zugabe beendet wurde, ehe VERSE nach gut 50 Minuten hochzufrieden und gleichzeitig erschöpft die Bühne verlassen konnten. Well done!



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