Konzert:

The Hope Conspiracy, Nine, The Ocean, The Dead - Bremen, Magazinkeller

Konzert vom 26.10.2003

Hardcore-Matinees in Bremen sind grundsätzlich immer bei beschissenem typisch norddeutschem Kälte- und Regen-Zusammenspiel. Na ja, kann man eh nicht ändern, also um fünf in den Zug Richtung Bremen und der Dinge harren, die da kommen. Bis einem kurz vorm Bremer Hauptbahnhof ein alter Schauer den Rücken runterjagt: Scheiße, ist ja Freimarkt! Und richtig, kaum aus der Bahn raus kamen einen tausenden Besoffene auf dem Weg nach Hause entgegen und der ganze Bahnhof roch nach gebrannten Mandeln und Kotze. Als ich dann noch einen Typen mit Kondomhut sah, war der Drops gelutscht. Weg hier! Aber leider liegt der Magazinkeller mitten im Freimarktterritorium, da nützt alles Jammern nicht, da muss man halt durch. Irgendwie hatte ich das dann auch geschafft, begrüßte Bekannte im Magazinkeller und hatte ein kühles Haake in der Hand.



Los ging’s dann auch recht prompt mit THE DEAD aus Berlin, die uns abwechslungsreichen modernen Hardcore vor die Lauscher knallten. Doch trotz eines sehr aktiven und sympathischen Sängers, der die meiste Zeit vor der Bühne rumturnte, wurde die Distanz zwischen Band und Publikum nicht kleiner. Die Hauptstädter gaben sich zwar redlich Mühe, hatten ordentlich knallende Songs im Gepäck und kamen einfach nur sympathisch rüber, aber die Menge vor der Bühne machte den berühmten Bremer Halbkreis und ließ zwischen sich und der Bühne locker fünf Meter Platz. The Dead war’s zum Glück egal, sie spielten sich den Arsch ab und boten eine coole Show. Ziemlich fetter Opener, das machte Mut auf mehr!



Tja, mehr waren in diesem Falle THE OCEAN, die anstelle der angekündigten Fire In Our Veins spielten. Nach einem obskuren Intro legten sie los… und hörten gleich wieder auf… und fingen gleich wieder an… und hörten auf. Sie versuchten wohl, so was wie Atmosphäre aufzubauen und ein wenig an Neurosis erinnern zu wollen, aber das klappte nicht mal im Ansatz! Wenn sie dann doch mal das Gaspedal durchdrückten und ihre Rückkopplungs- und Effektorgien beiseite schoben, klangen sie ganz ok, aber die meiste Zeit waren sie wie eine schlechte Neurosis-Kopie auf Speed. Gähn! Na ja, so konnte man sich seinem Bier, den Kumpels und Austauschstudentinnen aus Denver widmen, hehe.



Irgendwann war das Meer außer Sicht und die Wikinger kamen. NINE aus Schweden betraten die Bühne, ich hatte sie ja schon letztens mit Entombed und Disfear gesehen, deswegen wusste ich, dass nicht einer der Jungs wie ein Klischee-Schwede aussah. Das geht nicht. Die Mucke gefiel mir heute Abend um Längen besser, die Schweden wirkten ein wenig rotziger und brutaler, vor allem die Stimme des Sängers ging mir nicht so auf die Nerven. Aber nach The Ocean hätte wohl jede einigermaßen rockende Band bei mir gewonnen. Nine machten eine gute Show, der Bremer Halbkreis entstand nicht und sogar erste Stagediver waren zu beobachten (jetzt weiß ich, warum da die Rohre unter der Decke lang laufen). Cooler Auftritt!



THE HOPE CONSPIRACY gaben den Headliner an diesem Abend und an der Menge ihrer zum auf dargebotenen Shirts auch zu Recht, die Jungs scheinen schon länger Mucke zu machen - ich hab keine Ahnung, kenn die Band halt nicht. Aber was ich hörte, gefiel mir wohl, eine wilde Mischung aus Punk, Hardcore und Rock, schön wuchtig und voller Energie. Das Publikum honorierte die engagierte Leistung der Band, die nichts anbrennen ließ, und ging ab wie Schmidts Katze. Stagediver in Massen, ein relativ großer Pit (wenn man die Enge des Kellers bedenkt) und ausgelassene Stimmung. Schweiß floss in Strömen, die Band spielte vor, im und auf dem Publikum, hatte alle wichtigen Klischee-Gesten drauf und bot einfach eine grandiose Rock’n’Roll-Show! Geilgeil! Die Band war zu Recht Headliner und schloss den Abend perfekt ab. Irgendwann war dann alles vorbei, und eine ausgepowerte Masse machte sich auf zur Bahn, darunter der Verfasser dieser Zeilen (der sich beim Warten auf die Bahn ne fette Erkältung holte - und zwei Bier), gewisse Austauschstudentinnen und ein Haufen glücklicher Hardcorler. Schön.



Mehr Infos:The Hope Conspiracy
Nine
The Ocean