Konzert:

The Carrier, Ritual, Soul Control, All Teeth, Landscapes - Hamburg, Hafenklang

Konzert vom 31.07.2011

Vor einem halben Jahr waren THE CARRIER zum letzten Mal in Europa, da wurde es langsam Zeit, dass sie mal wieder übersetzten. Was soll eine junge, dynamische US-Band auch sonst den Sommer über anderes machen, als durch Europa zu touren? Zur Sonntags-Matinee traf sich ihre Tour mit dem SOUL CONTROL/ RITUAL-Treck, so dass gleich fünf Bands am Start waren und das Hafenklang erwartet gut besucht.



LANDSCAPES machten pünktlich um 18 Uhr den Anfang und erwischten einen sehr guten Start – die bereits Anwesenden hatten erkennbar Bock auf ein wenig Bewegung, wofür der moderne, sehr eingängige HC der Briten einen guten Grund bot. LANDSCAPES waren sehr bemüht und hatten ein gutes Stageacting, was zusammen mit den guten Songs (die sich natürlich vom Vorwurf der Trendreiterei nicht freimachen können) für eine gute Show sorgte, mit der Band ihren Job als Opener sehr gut erledigte. Wenn bald ein Album nachgeschoben wird, kann hier das nächste große Ding von der Insel kommen.



ALL TEETH konnten da nicht ganz mithalten, im Vergleich zu LANDSCPAPES waren sie trotz aller Bemühungen und eines sehr aktiven Sängers zu eintönig, gerade für Leute, die mit den Songs der Amis nicht vertraut waren. So schleppte sich die gute halbe Stunde etwas zäh dahin, mehr als Höflichkeitsapplaus gab es von den meisten Besuchern am Ende nicht.



Mit SOUL CONTROL war dann der eigentlich als Headliner erwartete Act als nächstes an der Reihe. Gute zwei Jahre dürften seit der letzten Hamburg-Show der Bridge9-Combo vergangen sein (damals mit TRASH TALK), aber an diesem Abend waren nicht viele Fans anwesend. Wer sich mit dem sperrigen Material der „Cycles“-Platte nicht auskannte, wurde mit der Band nicht warm, so schien es. Viele Leute standen rum und schauten der Band einfach nur zu, ohne wirklich hinter die Songs zu kommen und zu checken, dass da gerade mehr gespielt wird als nur der nächste Modern-HC-Abklatsch, entsprechend verhalten fielen die Reaktionen aus. Zum Glück fanden sich eine Handvoll Leute, die mit SOUL CONTROL was anfangen konnten und sich vom charismatischen Sänger einfangen ließen, so dass es kein völliger Flop war, aber verdient hätten SOUL CONTROL ein aktiveres, herzlicheres Publikum. So blieb es eine recht zähe Angelegenheit.



RITUAL also als Co-Headliner, auch total ok, immerhin ist die Band in den letzten Jahren zu einer der wichtigsten und besten europäischen HC-Bands überhaupt gereift. Mit neuem Release im Gepäck touren sie sich wieder an Arsch ab, wirken dabei jederzeit motiviert und freundlich, wie sie überhaupt hart arbeiten, um ihren Status zu halten. So auch an diesem Abend, als die Herren mit dem Einstieg ihres „Benath Aging Flesh And Bones“-Album den Set eröffneten. Auch wenn sie sich optisch um den Eindruck bemühen, mit den gängigen HC-Klischees brechen zu wollen, ist nach spätestens fünf Sekunden Action auf der Bühne klar, dass alle vier RITUAL-Jungs mit viel Herzblut bei der Sache sind (und natürlich Ellenbogenfett!). Handwerklich top, bestens aufeinander eingespielt und mit einer Setlist, die nie an Spannung verlor, lieferten RITUAL 35 Minuten lang ein HC-Show aus dem Lehrbuch ab und motivierten die Leute zum Bangen, Stagediven und Mitsingen, also auch alles wie aus dem Lehrbuch. Sehr schöne Show einer Band, die immer noch Feuer und Flamme ist. Geil.



RITUAL hatten es also THE CARRIER nicht leicht gemacht, aber die Bostoner um Shouter Anthony (der optisch immer mehr in die Bostoner Connection im DEATH BEFORE DISHONOR passt) hatten keine Mühe, RITUAL in Sachen Einsatzfreude und Energielevel gleichzukommen. Es war allen Musikern anzumerken, dass sie richtig Bock auf die Show hatten, entsprechend gaben sie auch die ganzen 40 Minuten über Vollgas und kamen aus dem Grinsen nicht mehr raus. Vor der Bühne wurden nochmal letzte Reserven aktiviert, auch wenn nicht ganz so viel wilde Action wie bei der Januar-Show war. Trotzdem zeigten sich THE CARRIER voll zufrieden und bedankten sich mehrmals ehrlich für die tolle Show, die tolle Tour, die tollen anderen Bands – also alles toll. So war es. THE CARRIER erwiesen sich als guter Headliner, der eine gelungene Matinee-Show ansprechend beendete. Die Band ist eine immer noch unterschätzte Live-Granate, die ihren Kollegen in DEATH BEFORE DISHONOR nur beim Körpergewicht unterlegen ist und hoffentlich mit dem kommenden Album endlich richtig durchstarten wird, auch außerhalb der HC-Nerd-Kreise.



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