Konzert:

Rock Hard Festival 2016 (Sonntag, 15.05)

Konzert vom 15.05.2016

Morgens, 11 Uhr, Sonntag, Bochum. Ruhrgebiet, scheiß Wetter, dafür keinen Kater – den Abend zuvor rettete „Mad Max – Fury Road“ (So shiny! So chrome!) anstatt eines Kneipenbesuches. Pflichtbewusst starte ich den Tag in einem schlecht sitzenden ENSIFERUM Shirt, billiger aber bequemer Camo-Hose bei einem Pils und Double-Shot Espresso, dazu rotiert UNLEASHEDs „Odalheim“ durch den Plattenspieler. Beides abwechselnd schlürfend gehe ich meiner Funktion als freundlicher Wecker nach, krame das Handy zwischen der aktuellen Ausgabe des ROCK HARD Magazins und einer LP von KAMPFARs „Djevelmakt“ hervor, klingle einen Freund aus dem Bett und befehle die Anwesenheit am Bochumer Hauptbahnhof in einer Stunde.

Vom Bochumer Bahnhof aus führt die Reise vorbei am magischen Wanne-Eckel bis ins tiefe Gelsenkirchen, von wo aus uns ein minimal überfüllter Bus bis zum Rhein-Herne-Kanal und somit zum ROCK HARD Festival 2016 führt. Warum zur Hölle ich wir über 1 1/2h Stunden für ein paar Kilometer brauchen weiß ich nicht – dafür das ORDEN OGAN in rund einer Stunde spielen werden.

Aber weiter in der Reise – vorbei am Parkplatz und einer recht unübersichtlichen Ansammlung an aufgestellten, Poster-verhangenen Bauzäunen treffen wir schließlich am den Eingang umspannenden Merch- und Fress-Markt ein. Nach einer kurzen Findungsphase, einem kurzen Papier-Gegen-Bändchen-Tausch und dem Entsorgen des letzten Bieres kommen wir dann schon auf den (ebenfalls nicht vor Übersichtlichkeit umkommenden) Hauptplatz des Festivals an und schieben uns langsam zum Amphitheater durch. Bei mittlerweile fast schon sonnigem Wetter bestaunt man die Kulisse – unten steht die Bühne, drum herum thront ein Halbkreis aus Steinstufen und im Hintergrund reflektiert der Rhein-Herne-Kanal sacht die zarten Sonnenstrahlen dieses durchwachsenen Maisonntags. Oder anders: Sieht aus wie an der Loreley (früher beim Metalfest!), vielleicht etwas rustikaler, liegt dafür praktischerweise eben im Pott.

Platz genommen, kurz das Kuttenkunstwerk vor uns bestaunt starten auch schon ORDEN OGAN. Ich mag die Musik der Jungs aus Arnsberg ohnehin sehr und hatte mir daher bereits vor ein paar Wochen ihre aktuelle Tour angeschaut, wusste daher was mich erwartet – war aber dennoch hingerissen. Zwar klang der Opener „Ravenhead“ Anfangs etwas mäßig gemischt (das korrigierte sich aber fix), dennoch nahm das Konzert schnell Fahrt auf und regte zu Publikumsinteraktion an als Songs wie „We Are Pirates“ oder „Fever“ durch die Menge schallten. Die Show war zwar zu kurz und harsch abgeschnitten, trotzdem stellte sie für uns schon mal den idealen Opener.

Die einzigen weiteren Stationen heute sollten CANNIBAL CORPSE und natürlich BLIND GUARDIAN sein – denn das ROCK HARD Lineup war derart seltsam aufgestellt, dass Freitag direkt drei Thrash-Ikonen spielten (SODOM, DESTRUCTION und TANKARD), dafür Samstag und Sonntag keine einzige.

In jedem Falle, erst einmal hieß es nun etwas Merch bestaunen. Also zurück vom Platz und die wenigen, aber gut besuchten Stände analysieren. Neben einigen Patches der üblichen Farcon fand sich aber tatsächlich auch ein Stand der Gitarren-, Bass- und AMP-Schmiede Fender. Dort konnten wir mit Kopfhörern, Gitarre und einem Fender DSP AMP ausgestattet ungeachtet der meist alkoholgeschwängerten und wenig Staubfreien Natur von Metal-Festivals eine Runde Gitarren und AMP abchecken und mit ENSIFERUMs „Twilight Tavern“ und BLACK SABBATHs „Falling Of The Edge Of The World“ austesten. Coole Abwechslung.

Später am Tag trafen wir noch den YouTuber „Der Dunkle Parabelritter“, welcher allerdings leider scheinbar kein Interesse daran hatte, sich über eines seiner famosen YouTube-Kollaborations-Videos auszutauschen. Schade, aber nett sich mal zu treffen!

Aber zurück zur Musik – Gelände, Stände und Essen waren für gut befunden, aber nun war es wieder Zeit für CANNIBAL CORPSE. Zwar hatte ich gar nicht mal übertrieben Lust auf die Jungs aus den US of A, da direkt danach eben BLIND GUARDIAN spielen sollten – aber na ja, Headlinder-Aneinanderreihungen verlangen eben wohl die mentale Umstellung von Corpsegrinders Death Metal Orgien auf Symphonic-/Heavy-/Prog-/Nerd-Musik. Vom Moshpit an die Luftgitarre, sozusagen. Jedenfalls: Das Gelände war voll, unten sammelte sich ein vorsichtiger Moshpit und CANNIBAL CORPSE kloppten was das Zeug hielt und versuchten allgemein scheinbar „Make Them Suffer“ als Motto des Abends zu etablieren. Leider geht das ob der Location nicht so ideal – hat aber trotzdem irgendwie geklappt.

Quasi direkt im Anschluß kamen dann BLIND GUARDIAN. Auch im Dezember erst gesehen, trotzdem voll kindlicher Vorfreude auf 115 Minuten Show. Und lasst es euch gesagt sein: BLIND GUARDIAN profitieren, das bewies sich ein weiteres Mal, hervorragend von einer solchen Location. Als Uber-Opener „The Ninth Wave“ über die Menge walzt und sich im Anschluss eine klassische, aber durchaus starke Setlist über die Bühne geht war der geneigte Guardian Fan schon im siebten Himmel. Unter anderem gab es „Nightfall“, „Lord Of The Rings“, „When Time Stands Still“ aus dem Tolkien-Kosmos, natürlich „The Bard’s Song“, „Mirror Mirror“ und „Majesty“ sowie natürlich Kram vom aktuellen Langspieler, nebst Intro nämlich noch „Prophecies“, zu hören. Egal ob Ballade, episches Dosen-Orchesterstück oder Speed Metal Klassiker, Fans und Band machten alles mit. Großartige Show, Erwartungen erfüllt.

Aber nun zum spaßigen Teil: Der Rückreise. Wie kriegt man einige hundert mit dem Zug angereisten Metal-Fans zum Bahnhof, Abends um halb 12? Richtig – mit einem normalen, nicht dezidierten Linienbus (Frequenz alle 30 Minuten, Fahrtzeit zum Hbf ca. 25 Minuten) und einigen wenigen Taxis. Liebes ROCK HARD – wo bitte waren denn die angekündigten „Sonder-Nachtbusse“? Hier habe ich wirklich weniger nette Stopf- und Warteszenen als auf dem notorischen Shuttle-Bus am Summer Breeze gesehen.

Dennoch: Das ROCK HARD kann ich auf jeden Fall auch für Tagesbesucher sehr empfehlen. Für rund 50€ in der Tages- und rund 90€ in der Drei-Tages-Karte präsentiert sich ein immer noch kleines, aber dennoch sehr professionelles Festival in einer wirklich empfehlenswerten, aber beschissen zu erreichenden Location.

Disclaimer: Wir waren privat vor Ort und liefern daher nur ein paar Handy-Fotos.



Mehr Infos:ORDEN OGAN
Cannibal Corpse
Blind Guardian