Rise And Fall, The Secret, Oathbreaker - Hamburg, Hafenklang
RISE AND FALL haben mit „Faith“ einen sehr guten Grund für eine Tour veröffentlicht, immerhin ist die Platte schon in der heimischen Anlage eine brachiale Dampfwalze, da wird das von einer Bühne kommend noch besser sein. Mit THE SECRET und OATHBREAKER hatten die Herren zudem interessante Support-Bands dabei, die so ganz nebenbei zeigten, dass ein gutes Tourpackage auch ohne US-Bands auskommen kann – was dann schön vom Hamburger Publikum ignoriert wurde, das Hafenklang war gerade mal zur Hälfte gefüllt. Verwöhntes Großstadtpublikum oder einfach dank Mittwochstermin ungünstige Terminierung?
OATHBREAKER, die wie jede extreme Band mit einer Frau am Gesang das Aufmerksamkeitsproblem des Publikums haben (es guckt halt jeder nur die Dame an), legten pünktlich los und entfesselten einen Soundorkan, der es in sich hatte. Die Belgier, die spätestens mit „Mælstrøm“ zu den ganzen großen Nachwuchshoffnungen Europas gehören, zockten sich durch gute 30 Minuten ihrer Mixtur aus Hardcore und (Black) Metal und wirkten dabei völlig in ihrer Musik versunken. Natürlich steht Shouterin Caro da schnell im Mittelpunkt, aber wer Zeuge wird, wie die kleine, zierliche (und abseits der Bühne zurcükhaltende) Person solche Wut in ihre Stimme legen kann, der wird bestätigen, dass das Interesse einzig der musikalisch beeindruckenden Leistung galt. Ihre Sidekicks überzeugten nicht minder, gemeinsam wurden sie so zu einer gut funktionieren Live-Band, die ihr brachial-komplexes Material gekonnt durch die Boxen jagte.
THE SECRET wollten dann gleichziehen (und haben mit „Solve Et Coagula“ auch alle Möglichkeiten dafür), litten aber unter einem der schlechtestes Soundmensch-Leistungen im Hafenklang der letzten Jahre. Der Sound war nicht nur viel zu laut und dadurch undifferenziert, worunter die Gitarren mächtig zu leiden hatten, sondern verschluckte den Gesang fast völlig, was den Songs der Italiener natürlich einiges an Punch nimmt. So gab es zwar eine ohrenbetäubenden Krach zu hören, aber nur selten nachvollziehbare THE SECRET-Songs zu erkennen. Immerhin wurde die Heftigkeit, die der Musik der Band innewohnt, deutlich, aber das war auch schon alles. THE SECRET mühten sich redlich ab, kamen gegen den schlechten Sound aber nicht an, was die zurückhaltenden Publikumsreaktionen erklärt. Schade drum, hier wurde einer Band ein guter Gig zunichte gemacht.
Bei RISE AND FALL verhielt es sich dann ähnlich: auch der Headliner hatte einen zu lauten Sound bekommen. Immerhin war der Gesang gut abgemischt, aber das war auch schon alles. Die Belgier wirkten merkwürdig zurückhaltend, von der entfesselten Wut, die sie sonst bei Shows zeigen, war wenig zu spüren. Fast zu routiniert spulte die Band ihr Set runter und ließ selbst die Gesten einstudiert und nur halbherzig motiviert ausgeführt wirken. Es spricht für die Songs der Band, dass sie trotzdem halbwegs überzeugen konnten und im Publikum mehr als nur ein paar Kopfnicker auslösten, aber „Faith“ und die Vorgänger-Sachen hätten einen besseren Sound und eine engagiertere Band verdient (wenn auch bei letzterer vielleicht der Tour-Blues durchgeschlagen ist). Schade drum, so blieb der Abend bis auf den OATHBREAKER-Gig hinter den Erwartungen zurück.
The Secret
Oathbreaker