Konzert:

Metal Assault IX - Posthalle, Würzburg

Konzert vom 27.02.2019

Metal Assault 2019 – Ein Experiment“!

So, oder so ähnlich könnte das Motto für die diesjährige Ausgabe gelautet haben. Und nicht nur für mich ging selbiges Experiment voll auf. Durch die Öffnung für etwas melodischere Sounds und die Absenz extremerer Acts, zog das Metal Assault nicht nur das KIT Underground Metal Stammpublikum an, sondern auch einige neue Gesichter, so dass sich am Ende über 1000 Nasen in der Posthalle zu Würzburg tummelten.

 

Den Anfang machte die mir bis dato unbekannte Aschaffenburger Formation PULVER. Selbige haben zwar nur eine 7“ in der Vita stehen, konnten aber trotzdem vom Fleck weg überzeugen. Natürlich stehen die jungen Herren noch ganz am Anfang, aber ihr kauziger 80er Stahl, welcher mich manchmal sogar an BROCAS HELM denken lies, tönt eigenständig und im besten Sinne unkommerziell. Damit war man auf Betriebstemperatur und freute sich auf die Dinge, die da noch kommen sollten.

Als nächstes waren SEVEN SISTERS an der Reihe und die waren noch einmal aus ganz anderem Holz geschnitzt. Sehr energetisch, unglaublich tight und doch supersympathisch nahmen die jungen Engländer die Posthalle sofort in Beschlag. Der Schwerpunkt des gelungenen und mitreißenden Sets lag auf dem aktuellen „The Cauldron And The Cross“ Longplayer. Ein Ausdruck des Selbstbewusstseins von SEVEN SISTERS war die Tatsache, dass sie den ca. 15-minütigen Titeltrack ihrer zweiten LP in voller Länge darboten. Aber auch hier kam keine Langeweile auf. Von der Stimmung der Songs erinnerten mich SEVEN SISTERS auch ein ums andere Mal an die Kanadier CAULDRON. Wenn sie jetzt noch ein bisschen an der Griffigkeit ihrer Songs arbeiten, dann kann das richtig groß werden.

Auch wenn ich ein großer Fan teutonischen Liedguts bin, sind TRANCE immer so ein bisschen an mir vorübergezogen. Lag vermutlich mit daran, dass ich 1996 mal einen Auftritt (damals unter dem Namen TRANCEMISSION) der Herren erleben durfte, welcher mir als nicht sehr prickelnd in Erinnerung geblieben war. 2019 sind TRANCE mit runderneuertem Line-Up wieder recht aktiv. Der von VICIOUS RUMORS bekannte Frontderwisch Nick Holleman beeindruckte wieder einmal durch eine engagierte Performance und starke Vocals. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass Herr Holleman nicht zu 100% authentisch agiert. Aber diese Meinung scheine ich recht exklusiv zu haben und so wurden eingängige 80er Hymnen der Marke „Loser“, „Break Out“ oder „Shockpower“ von den meisten Anwesenden begeistert abgefeiert.

Als nächstes wartete mit den Schweden UNIVERSE die nächste Wundertüte auf mich. Auch deren einziges Album von 1985 war mir bis dato nicht bekannt (was ist denn da los??) und die in Würde gealterte Formation gab mir auch sogleich zu verstehen, dass dies ein gewaltiger Fehler ist. Melodischer Schweden Stahl mit gutem Gesang läuft dem Rezensenten nämlich vortrefflich rein. Sofort kamen einem Namen wie BISCAYA, MINDLESS SINNER, JONAH QUIZZ oder frühe EUROPE in den Sinn. UNIVERSE machte ihre Sache sehr gut und erstaunlich viele Anwesende waren vortrefflich mit dem Material der Schweden vertraut. Die gute Stimmung vor der Bühne übertrug sich ein zu eins auf die Band, die sich mit reichlich Spaß in den Backen durch ihren Set bewegte. Gerne wieder.

Die Italiener DOMINE hätte ich auf Grund ihrer Vorliebe für Conan schon viel früher auf einem Weinsheimer Event erwartet. Aber besser spät als nie. Und so kam man mit „The Aquilonia Suite“ zum ersten Mal in den Genuss einer metalisierten Interpretation des berühmten Conan-Themas. Aber DOMINE können nicht nur episch. Mit „Hurricane Master“ wurde auch amtlich die Speed Keule geschwungen. Morby ist auch mit 53 Jahren noch bestens bei Stimme und schraubt sich mitunter in schwindelerregende Höhen. Während Morby als aktiver Frontmann die Menge vor der Bühne sicher dirigierte, agierten die Paoli Brüder, welche DOMINE 1983 aus der Taufe hoben, vornehm im Hintergrund. Wenn man kein Problem mit überbordendem Pathos hat, dann wurde man mit DOMINE vortrefflich bedient. Metalunterhaltung vom Feinsten mit großen Gesten. Achja…nach 12 Jahren Pause könnten die Herren gerne mal über ein neues Album nachdenken.

Die nun folgenden SARACEN vielen leider der Essensaufnahme zum Opfer.

Dann wurde es spannend. Kann eine sehr poppige, moderne Hard Rock Band wie ECLIPSE auf einem Festival wie dem Metal Assault bestehen? Ich spoiler gleich mal: Jawoll ja. Die Schweden machten gleich zu Beginn richtig Druck und Sänger Erik Mårtensson wirbelte motiviert bis in die Haarspitzen über die Bühne. Kracher wie „I Don’t Wanna Say I’m Sorry“ oder „Downfall Of Eden“ wechselte sich mit gefühlvollem á la „Hurt“ oder gar epischem wie „Battelground“ ab. Es wurde deutlich, dass einige Besucher gerade wegen ECLIPSE gekommen waren und auch viele der beinharten Metaller sah man glückselig mitsingen. Darüber hinaus waren ECLIPSE bis zu diesem Moment die professionellste Band des Abends. Sollte dies ein Weg sein, den das Metal Assault gehen möchte, so bin ich sehr gewillt diesen mitzugehen.

Nun wurde es noch einmal sehr spannend. GEOFF TATE versprach einen QUEENSRYCHE Old-school Set bis maximal 1988. Er hielt Wort und lieferte eine erlesene Setlist. Gerade der „Rage For Order“ Schwerpunkt mit „Neue Regel“, I Dream In Infrared“, „Screaming In Digital“ und „Walk In The Shadows“ war für mich ein absolutes Highlight, da selten bis gar nicht live gehört. Garniert wurde das Ganze von einem bisschen prähistorischem Frühwerk („Lady Wore Black“, „Take Hold Of The Flame“ und „Before The Storm“) und ganz viel „Operation: Mindcrime“. Tates Gesang wurde nach etwas wackeligem Einstieg noch richtig gut, wenn auch nicht überragend. Aber das hatte man auch schon schwächer erlebt und muss man so erst einmal hinbekommen. Viel negativer fiel da seine zwar technisch perfekte aber absolut blutarm und emotionslos aufspielende Begleitband ins Gewicht. Als dann ein Gitarrist irgendwann noch die Michael Wilton „Skull-Optik“ Gedächtnis-Gitarre auspackte, war das ganze für mich nah an der Parodie. Augen zu und alles war gut; Augen auf und ein sicherer Elfmeter wurde an die Latte gesemmelt.

Vor FIFTH ANGEL hatte ich etwas Angst. Nachdem das bärenstarke Comeback Album „The Third Secret“ überall mit Lob überschüttet wurde und nun die ersten Shows anstanden, stieg Mastermind, Gitarrist und Sänger Kendall Bechtel überraschend aus. Und so mussten die Herren Archer, Macko und Mary ruckzuck zwei neue Leute einarbeiten. Und diese zogen auch sogleich alle Blicke auf sich. Gitarrist Ethan Brosh stürmte in einer silbernen Lederjacke die Bühne und Neu-Vocalist Steven Carlson sah aus wie George Michael welcher nicht nur von Toten wieder auferstanden war, sondern auch noch im Mad Max Kostümfundus wildern durfte. Aber…alles scheißegal, denn gerade die beiden neuen rockten die Show. Brosh ist ein Shredder aus dem Lehrbuch und Carslon lieferte eine tadellose Performance ab und liegt stimmlich recht nahe bei Original Sänger Ted Pilot. FIFTH ANGEL boten einen Parforce Ritt durch ihre Historie und ergänzten diesen durch drei neue Tracks von denen das kraftvolle „Stars Are Falling“ nochmal herausstach. Neben den beiden neuen Aktivposten war es vor Allem Ken Mary, der als Augen- und Ohrenweide agierte. Aber auch Archer und Macko waren über jeden Zweifel erhaben. Und so kommt der Autor zu der Erkenntnis, dass es offensichtlich egal ist, welche Personen unter dem Banner FIFTH ANGEL musizieren. Geniale und mitreißende Shows sind garantiert. FIFTH ANGEL setzten einen würdigen Schlusspunkt unter ein Metal Assault, welches trotz -oder wegen- seiner melodischen Ausrichtung zu den stärksten bisher zählte.

Am Ende sah man zwar viele müde aber durchweg glückliche Gesichter, die eine ganze Reihe starker Bands erleben durften. Auch erwähnen möchte ich den über weite Strecken erstklassischen Sound. In der schwierig zu beschallenden Posthalle bei Weitem keine Selbstverständlichkeit.

Nach dem Metal Assault ist bekanntlich vor dem Keep It True und so kann ich es kaum erwarten bis im April sich die Pforten zum Headbangers Heaven einmal mehr öffnen werden.



Metal Assault Mehr Infos:Pulver
Seven Sisters
Trance
Universe (SE)
Domine
Saracen
Eclipse
Geoff Tate
Fifth Angel