Konzert:

Headbangers Open Air 2016 - Donnerstag

Konzert vom 28.07.2016

Alle Jahre wieder lädt das rührige Headbangers Open Air zum gemütlichen Abfeiern neuer und alter stählerner Helden. Dass dabei Traditionen sehr wichtig sind, lässt sich schon alleine daran sehen, dass ein nicht mehr auf dem Gelände befindlicher Busch (!!!...ja, dieses baumähnliche Ding) einige Kandidaten total verwirrte und überforderte. Es war halt nicht mehr alles so wie sonst. Abgesehen von diesem Busch (welcher allerdings noch ausgerissen hinterm Haus lag und laut Veranstalter Thomas gerne mitgenommen werden konnte) war alles beim Alten und so wurde 2,5 Tage lang dem Heavy Metal in all seinen schillernden Facetten gehuldigt.

 

KRYPTOS

Den Anfang machten die Exoten im Billing. Aus Indien kamen KRYPTOS und konnten mit ihrem teils schroffen, teils melodischen Material durchaus überzeugen. KRYPTOS hatte ich irgendwie thrashiger auf dem Schirm, aber abgesehen von den Vocals, die dezent an KREATORs Mille erinnerten, dominierte wuchtiger Mid-Tempo Heavy Metal, welcher Lust auf mehr machte.

 

TYTAN

Und das „mehr“ ließ nicht lange auf sich warten. Die Briten TYTAN waren als nächstes an der Reihe und überzeugten mit melodischem Insel-Stahl. Songs wie „Cold Bitch“ oder „Fight The Fight“ wurden sehr gut aufgenommen. Mich erinnerten TYTAN immer wieder an die „Taken The World By Storm“-Phase von DEMON oder auch an PRAYING MANTIS. Ähnlich melodisch, aber von der Rhythmik etwas entspannter als auf besagter DEMON Scheibe. Im Gegensatz zu so manch anderer alter NWoBHM-Kapelle ist das Songmaterial recht gut gealtert und gar nicht muffig.

 

ANGELUS APATRIDA

Der Gegenentwurf dazu kam dann aus Spanien. ANGELUS APATRIDA haben sich mit ihren 5 Longplayern einen exzellenten Ruf erspielt. Gelten sie doch schon seit einiger Zeit als beste Thrash-Band Spaniens. Und auch heute bewiesen sie warum das so ist. Ein energischer Auftritt in Verbindung mit einem fetten Riffmassaker, auf das auch EXODUS stolz wären. Die auf Platte immer latent vorhandene MEGADETH-Schlagseite kam heute auf Grund des erhöhten Aggressionslevels gar nicht so zum Tragen. Dafür föhnten Songs wie „Give ‘Em War“ oder „You Are Next“ das Haupthaar sämtlicher Anwesenden ordentlich nach hinten. Fette Sache das.

 

BONFIRE

Als nächstes durften BONFIRE ran. Im Vorfeld war die bayrische Truppe recht umstritten. Was einerseits an der recht melodischen Ausrichtung, andererseits aber auch an der Person Hans Ziller gelegen haben dürfte, welcher nicht gerade als großer Sympathikus gilt. Auch das sehr schnelle Personalkarussell dürfte zum eher negativen Bild beigetragen haben. Nachdem vor ein paar Jahren Originalfronter Claus Lessmann seinen Hut nehmen konnte, ging jetzt auch dessen Nachfolger David Reece. Als Ersatz wurde dann mit Michael Bormann eine weitere sehr bekannte Stimme verpflichtet, nur war das nach wenigen Wochen auch schon wieder Geschichte und so wurde mit Alexx Stahl von ROXXCALIBUR und MASTERS OF DISGUISE ein Interims-Sänger verpflichtet. Wie wir mittlerweile wissen hat er den Job nun permanent. Ich kann bei Herrn Stahl nicht immer einschätzen was Humor und was tatsächliche Verpeiltheit ist. Der Band dürften die Kontroversen im Vorfeld nicht entgangen sein und trotzdem war die erste Ansage „Ich weiß ihr seid alles große Bonfire-Fans“ und als zweites Stück kündigte er „Seven Days Of Splendour“ von JAMESON RAID an (wird von seiner anderen Kapelle ROXXCALIBUR an dieser Stelle gebracht). Wie gesagt…Gag oder Verpeiltheit…ich weiß es nicht. Werde ihn bei Gelegenheit aber mal fragen. Der Gig als solcher war sehr solide. STAHL kann singen, auch wenn er eher eine klassische Metalstimme hat und weniger eine rockige Röhre wie seine Vorgänger. Trotzdem passte auch diese neuerliche Ausrichtung gut zu BONFIRE. Die Rockstarposen hat er sowieso drauf und ist damit ein Fest für Fotografen. Mit „Strike Back“, „Don’t Touch The Light“, „Under Blue Skies“, „American Nights“ oder auch „S.D.I.” gab es für die geneigten BONFIRE-Fans viel zu beklatschen. Trotzdem haben z.B. SINNER vor ein paar Jahren unter ähnlichen Vorzeichen bedeutend mehr abgeräumt. Ich werde bei BONFIRE einfach das Gefühl nicht los, dass hier wenig Herzblut dabei ist. Und damit kann man trotz technischer Perfektion letzten Endes nicht wirklich überzeugen.

 

ANGEL WITCH

Auch die alte Hexe um Sänger / Gitarrist Kevin Heybourne ist ein gerngesehener Gast im Garten. Da dem diesjährigen Motto „Celebrating 35 Years of NWoBHM“ Rechnung getragen werden musste, durften ANGEL WITCH natürlich nicht fehlen. Wie immer, so konzentrierten sich ANGEL WITCH auch heute auf ihr Debut Album „ANGEL WITCH“ aus dem Jahre 1980. „Confused“, „White Witch“, „Angel Of Death“ und die alles überstrahlende Bandhymne wurden dann auch dankbar aufgenommen. Allerdings war gerade der Chef heute gesanglich nicht wirklich sattelfest und haute den einen oder anderen Ton mächtig in den Sand. Ich weiß nicht wer da wen beeinflusst hatte: Sang Kevin rauer, weil seine Band so viel Gas gab, oder gaben die Jungs Bleifuß weil Kevin so t(h)rashig klang. Jedenfalls hatte das teilweise schon was von ANGEL WITCH auf böse. Die Tatsache dass Kevin in den 80ern auch in der Bay Area heimisch war und ANGEL WITCH auf diversen Demos aus den späten 80ern eher nach HEATHEN, denn nach NWoBHM klangen, war am heutigen Abend gar nicht mehr so abwegig. Egal, den meisten Leuten hat’s Spaß gemacht und richtig schlecht war es ja auch nicht.

 

ARMORED SAINT

Wenn irgendwann irgendwo irgendwer mal einen schlechten Auftritt von ARMORED SAINT gesehen hat, möge er mir bitte schreiben. Ich für meinen Teil muss konstatieren, dass ARMORED SAINT eine der konstantesten Kapellen ever sind. Auch mit Aushilfsgitarrist (Phil Sandoval wird Daddy) ließen die Herren nichts anbrennen. John Bushs Vocals sitzen 1A und seine Energie auf der Bühne ist beispiellos, aber auch Basser Joey Vera ist unermüdlich im Einsatz. Jeff Duncan und Drummer Gonzo komplettieren dann diese Einheit. Songtechnisch schöpfen ARMORED SAINT heute aus dem Vollen und so wird jede Phase der Bandgeschichte beleuchtet. Von „March Of The Saint“, „Can U Deliver“ und „Chemical Euphoria“ über „Symbol Of Salvation“, „Last Train Home” und „Pay Dirt” bis hin zu „Left Hook From Right Field”, „Win Hands Down” und „An Exercise In Debauchery” kamen alle Alben der gepanzerten Heiligen zum Zuge. Einen Qualitäts- bzw. Stimmungsabfall gab es zu keiner Sekunde.  In dieser Form spielen ARMORED SAINT definitiv in ihrer eigenen Liga. Ein mehr als würdiger Headliner des ersten Tages.

 

Und hiermit heiße ich auch unseren neuen Fotografen Wolle willkommen, dessen Bilder den ganzen Bericht nochmal aufwerten und mein „Geknipse“ mehr als gut ergänzen. 



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