Konzert:

Have Heart, Cruel Hand, Carpathian - Hamburg, Hafenklang

Konzert vom 15.12.2008

HAVE HEART haben sich und allen anderen Tourhungrigen mit “Pave Paradise” eine Hymne auf den Leib geschrieben, die ihre Sehnsucht nach dem unkomplizierten Leben auf Tour zum Ausdruck bringt. Kein Wunder, dass die Bostoner zum Jahresende hin ein zweites Mal durch Europa touren, diesmal mit CRUEL HAND und CARPATHIAN im Gepäck. Von Übersättigung kann beim Hamburger Publikum zumindest keine Rede sein, das Hafenklang war sehr gut gefüllt, ohne die drangvolle Enge der einen Tag vorher stattgefundenen Persistence Tour zu erreichen.



Den Auftakt machten CARPATHIAN, die mit „Isolation“ ein Killer-Album veröffentlicht haben, dessen Songs einen Großteil des halbstündigen Sets ausmachten. Die leicht siffig wirkenden Australier hatten Spaß auf der Bühne, waren aber abgesehen vom Sänger dezent in sich gekehrt, der Gitarrist könnte auch als Kurt Ballou-Double durchgehen, auf der Bühne gibt er sich nur etwas weniger autistisch als der CONVERGE-Kopf. Zu den leciht sperrigen Songs wurde zwar im Publikum kein großer Pit aufgemacht, die ersten Leute bewegten sich aber schon, während der Rest sich auf Szenenapplaus beschränkte. Im Vergleich zu ihrem Auftreten während ihrer letzten Euro-Tour (mit ON BROKEN WINGS) waren CARPATHIAN sichtlich entspannter und selbstischerer, dazu haben sie mit „Isolation“ ja auch allen Grund.



CRUEL HAND hatten mehr Pfeffer im Arsch, bewegungsmäßig waren sie ein Level über CARPATHIAN. Allen voran der Sänger, der nicht nur wie ein Derwisch über die Bretter sprang, sondern auch mit witzigen wie intelligenten Ansagen glänzte und gute Laune ohne Ende verbreitete, was einen Vergleich mit Scott Vogel aufkommen ließ. Die Energie übertrug sich auf die Zuschauer, die einen großen Pit bildeten und vor der Bühne ihren Spaß haben, was bei den energisch-treibenden CRUEL HAND-Songs auch nicht schwer ist – die Songs der „Prying Eyes“-Scheibe sind wie gemacht für eine Show und gehen direkt ins Blut, genau wie die zwei, drei älteren Songs, die sich in der Setlist fanden. Als CRUEL HAND nach einer knappen halben Stunde von der Bühne gingen, hatten sie sicher mehr als einen neuen Fan gewonnen.



Darauf waren HAVE HEART an diesem Abend nur bedingt aus, anders lässt sich die Idee von Sänger Patrik nicht erklären, das Mikro immer wieder für längere Passagen in die ersten Reihen zu geben. Klar, das ist nicht ungewöhnlich, aber in diesem falle waren ganze Textzeilen nicht zu hören, da die Leute einfach zu leise sangen. Wer bereits HAVE HEART-Anhänger war, hatte keine Probleme und brüllte mit, in den hinteren Reihen wurden die Gesichter aber manches mal recht lang. Wenn HAVE HEART die Songs mal komplett spielten, ging aber auch da der Punk ab, seien es „Pave Paradise“ oder „Watch Me Rise“ (mit einem der CRUEL HAND-Gitarristen am Schlagzeug). Dass hinter den Drums ein Aushilfsdrummer saß, da der etatmäßige HAVE HEART-Schlagwerker mit VERSE tourte (die beiden Bands teilen sich den Drummer), fiel kaum auf. HAVE HEART hatten, aller Kritik zum Trotz, mächtig Spaß, alberten rum, spielten Song um Song und ließen sich für eine vier Song lange Zugabe auf die Bühne holen. Vom Einsatz und der Ehrlichkeit her sind sie eine der ganz großen Bands geworden, nur die Gesangsaktion trübte das Bild etwas. Aber andererseits war es so ein Abend für Fans. Oder so.



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Cruel Hand
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