ECLIPSE, REMEDY - Aschaffenburg, Colos-Saal
Die schwedischen Melodic Rocker ECLIPSE bitten zum Tanz, und zu unserer Überraschung füllt sich das Aschaffenburger Colos-Saal eher langsam und bei weitem nicht vollständig. Es ist ein milder, warmer und spätsommerlicher Donnerstag. Die Laune des Publikums ist dementsprechend sonnig und gelöst.
Pünktlich um 20h dürfen die Landsmänner REMEDY dem Publikum in dem etwas zu warmen Colos-Saal noch mehr einheizen. Die vier Schweden spielen einen Querschnitt aus ihren zwei Alben und machen dabei eine gute Figur. Geboten wird Melodic Rock, der ordentlich Kante zeigt. Die Band ist spielfreudig, sympathisch, und das gebotene Material kann überzeugen. Der Sound ist recht ordentlich oder auch "basisch", wie mein Kollege meint. Also keinerlei Helferchen, weder auf dem Mikro noch bei den Chören. Nach ca. 45 Minuten ist Schluss, und das Publikum verabschiedet sich mit einem mehr als ordentlichen Applaus.
Die Klimaanlage läuft mittlerweile, und das Colos-Saal ist bereit für ECLIPSE. Das Kollektiv stürmt mit "Apocalypse Blues" den Aschaffenburger Kultschuppen, und das Publikum steht sofort in Flammen. Der Sound ist würzig, klar und wuchtig. Die Chöre klingen wie aus 100 Kehlen und die Gitarren haben einen so messerscharfen und knackigen Sound, der gesondert Applaus verdient. Heute erscheint das neue Album und obwohl das Publikum erst seit heute (ab 00:00 Uhr) den Tonträger besitzen kann, werden einige Nummern davon gespielt. "All I Want" ist einer davon und direkt der zweite Song des Gigs. "Run for Cover" von dem starken "Wired"-Album erinnert uns dann leicht an GARY MOOREs "Wild Frontiers" Zeit. Das mit einer melancholischen Erzählung von Erik Mårtensson über seinen Vater eingeleitete "Stll my Hero" punktet auf ganzer Linie.
Das Colos-Saal ist emotionalisiert und rockt mit ECLIPSE. Auch wenn die Location nicht wirklich ausverkauft ist, so ist doch die Stimmung top, und auch die Band zeigt sich lächelnd, dynamisch und glücklich. ECLIPSE spielen einen perfekten Gig, die Präzision ihrer musikalischen Darbietung wirkt fast schon verdächtig. Ich möchte aber mitnichten behaupten, dass hier mehr als sehr gutes und geübtes Handwerk im Spiel ist. Lead-Gitarrist Magnus Henriksson, wie so oft auch hier mit Hut, spielt unfassbar schnell, punktgenau und fehlerlos und sorgt immer mal wieder für Szenen-Applaus. Nach ca. 1 Stunde und dem gefeierten "Twilight" kommt der Zugaben-Block; hier sticht insbesondere der letzte Song "Viva La Victoria" heraus. Das ist der "Titelsong" des ortsansässigen Fußball-Vereins VICTORIA ASCHAFFENBURG und wird daher natürlich insbesondere hier laut mitgesungen. Somit endet dieser überaus gelungene Gig noch mit Ortsverbundenheit und ein wenig Lokalkolorit.
Wir sahen heute zwei tolle Bands. REMEDY hatten starke Songs im Gepäck und wirkten als Kollektiv gebunden und bereit für den nächsten Schritt. ECLIPSE sind eine routinierte, handwerklich überragend agierende und absolut aufeinander eingespielte Einheit. Die Wucht der Band und insbesondere die Energie, die Frontman Erik Mårtensson von der Bühne abstrahlte, waren ansteckend und begeisternt. Der Sound war modern, scharf und karftvoll, und Gitarrist Henriksson gehört ganz sicher mit zu den Besten seiner Zunft.
Fotos Michael Berghammer
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