Konzert:

Disfear, Victims, Seein Red, Nuclear Death Terror - Hamburg, Hafenklang Exil

Konzert vom 31.10.2008

DISFEAR haben Hamburg, die Stadt der „beautiful people“, schon seit Langem in ihr Herz geschlossen und nach dem Tränengas-geschwängerten letztem Gig in der Roten Flora immer eine Anekdote auf Lager. Diesesmal ging es ins Hafenklang Exil und da Helloween keine Demos auslöste, bestand auch keine Gefahr überraschender Nebel-Effekte. Die versammelte Hafenstraße-Rote-Flora-Bande störte das sicher nicht, auch Anarcho-Kämpfer brauchen mal einen Abend zum Feiern. Und darauf hatten mehr Leute Bock, als ins Hafenklang Exil passen, um 22 Uhr wurde das „Ausverkauft“-Schild an die Tür gehängt.



NUCLEAR DEATH TERROR machten den Auftakt und zogen so ziemlich Anwesenden in den Konzertraum, indem es sich sehr Sardinen-büchsig stand. Der Kopenhagener Crust-Haufen schien sehr angesagt zu sein, von Beginn an war die Stimmung bestens und die ersten Reihen ordentlich in Bewegung. Erwartet kurze, knackige Songs wurden von den in die Menge gefeuert und stimmten auf den weiteren Abend ein. Sehr guter Auftakt, der die Leute richtig anheizte.



SEEIN RED konnten die Stimmung nicht ganz halten, dafür war ihr Material zu noisig und zu sperrig, auch wenn die immer wiederkehrenden Groove-Parts das Ganze auflockerten. Die Holländer hatten in den Pausen viel zu erzählen und wetterten gegen Staat, Gesellschaft und auferlegte Zwänge, womit sie beim Publikum natürlich gut ankamen. Aber so recht wollte der Funke während der Songs nicht überspringen, von einer kleinen Handvoll Unermüdlicher mal abgesehen bewegte sich kaum jemand zur krachigen Musik der Herren.



Im März waren VICTIMS schon einmal im Hafenklang, damals als Begleitung von ROTTEN SOUND, und einen sehr guten Eindruck hinterlassen. An den konnten sich viele Anwesende wohl noch erinnern, der Saal war wieder gut voll und die Stimmung bestens. Zum rotzigen Crustpunk der Schweden wurde ordentlich gemosht, die Fäuste in die Luft gereckt und so gut es ging mitgegröhlt, auf der Bühne bot sich im Grunde das gleiche Bild. VICTIMS haben mit ihrer simplen aber effektiven Musik keine Schwierigkeiten, einen Haufen junger, wütender Menschen zu bespaßen, von daher war ihr Siegeszug keine Überraschung – und nur verdient, denn gute Songs schreiben sich auch im Crust nicht einfach so.



Gute Songs haben DISFEAR zuhauf, wie sie weit nach Mitternacht mit „Get It Off“ vom aktuellen „Live The Storm“-Album unter Beweis stellten, mit dem sie eventuell vorhandene Müdigkeit aus den Zuschauer bliesen. Die Band sprühte von den ersten Tönen an vor Spielfreude und fegte geschlossen über die Bühne, nur Uffe Cederlund hielt sich etwas zurüc, aber wer einen Tompa Lindberg oder Henke Frykman als Sidekicks hat, kann sich das erlauben. Heimlicher Star war aber Langhaarzausel Björn, der zwischen den Songs immer zu einer Salzsäule erstarrte, um dann beim ersten Ton förmlich zu explodieren. Währenddessen wirbelte Tompa über die Bühne, gab beim Singen alles, was er an Kraft aufbieten konnte und gab das Mikro immer wieder in die ersten Reihen, in denen sprichwörtlich der Punk abging und selbst Crowdsurfer aktiv wurden. Die Selist, bestehend aus einem gleichen Anteil von „Live The Storm“ und „Misanthropic Generation“-Songs und zwei, drei richtig alten Nummern, kam gut an, was angesichts der Hitdichte nicht verwunderlich ist. Ebensowenig wie die Bombenstimmung im Publikum und die Rufe nach einer Zugabe, als DISFEAR nach 70 Minuten von der Bühne gingen. Logisch, dass es die gab und so ein gelungener Schlusspunkt unter einen mehr als gelungenen Abend gesetzt wurde, an dem alle ihren Spaß hatten – spätestens, als die Titulierung „beautiful people“ benutzt wurde….



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