AMON AMARTH, TESTAMENT, GRAND MAGUS - Geiselwind
Hörner hoch, das ist ein Überfall! Wenn wilde Wikinger das Eventzentrum Geiselwind belagern, dann kann es sich im Jahre des Herrn 2016 nur um AMON AMARTH handeln, die mit ihrem aktuellen Album „Jomsviking“ auf großer Fahrt sind. Am 26. November 2016 stand also Geiselwind auf dem Schlachtplan, und das Heer der schwedischen Melodic-Death-Metaller zählte gut und gerne 5.000 und mehr Köpfe... mehr jedenfalls als das Eventzentrum Geiselwind normalerweise Kapazität hat. Mit anderen Worten: Es war so voll wie ein Wikinger nach dem zweiten Fass Met.
Als Vorhut schickten AMON AMARTH ihre schwedischen Landsleute GRAND MAGUS in die Schlacht. Während vor den Toren noch Hunderte Zuschauer in langen Schlangen auf Einlass warteten, legten GRAND MAGUS vor einer bereits gut gefüllten Halle los. Wie gesagt, es wurde voll. Sehr voll. So wie die Bühne, oder besser gesagt der kleine Streifen am vorderen Rand der Bühne, auf dem sich GRAND MAGUS drängen mussten. Viel Action war also nicht geboten, und große Reden wurden ebenfalls nicht geschwungen. Die Zeit drängte offenbar, so dass nicht mal Ersatz-Basser Per Wiberg (u.a. CANDLEMASS) vorgestellt wurde, der den regulären Bassisten Fox vertrat. Fox musste die Tour aufgrund familiärer Verpflichtungen kurzfristig unterbrechen und gen Heimat reisen. Per machte seine Sache jedenfalls sehr gut und schien selbst mächtig Spaß zu haben. Kein Wunder also, dass GRAND MAGUS ihre Rolle als Anheizer perfekt spielten und die Halle schnell auf Betriebstemperatur kam.
Nach erfreulich kurzer Umbaupause quetschten sich TESTAMENT auf die vordere Hälfte der Bühne – man durfte also annehmen, dass AMON AMARTH hinter dem Backdrop schweres Kriegsgerät aufgebaut hatten. Die kalifornischen Thrasher nutzten den wenigen Platz aber gut aus, auch wenn Eric Petersen sich offenbar am liebsten bei seinen penetrant riechenden Räucherstäbchen aufhielt... musikalisch boten TESTAMENT vor allem ihre Klassiker aus den 80er-Jahren, versetzt mit Appetithäppchen des gelungen neuen Albums „Brotherhood of the Snake“ sowie einem Best of der vorhergehenden Alben. Größter Kritikpunkt, der aber nicht der Band anzulasten ist: Es war zu laut, zumindest für die Akustik des Eventzentrums, so dass es immer wieder dröhnte und die Gitarren im Soundbrei untergingen. Schade.
Mit ein paar Minuten Verspätung stürmten schließlich AMON AMARTH die Bühne. Ein riesiger Wikingerhelm diente als Drumriser, doch das fehlende Backdrop ließ die Bühne etwas leer wirken. Das "Jomsviking"-Banner kam erst später (lest auch unser Review des Albums!). Zudem fehlten die aus anderen Städten bekannten Feuerkaskaden am Anfang der Show in Geiselwind. Ich fand's schade, aber dem Rest der Meute in der Halle schien es egal zu sein, die feierten AMON AMARTH ab der ersten Note als gäbe es kein Morgen. Die Band präsentierte sich gewohnt gut gelaunt, musikalisch perfekt und zugleich locker. Aber mal ehrlich, wenn eine Band es sich leisten kann, einen Klassiker wie „Pursuit of Vikings“ als Opener zu bringen, dann ist klar, dass es bis zum Ende keine Durchhänger gibt. So war es auch in Geiselwind: AMON AMARTH machten keine Gefangenen, plünderten die Herzen ihrer Fans und legten am Ende in Person von Johann Hegg und seinem Hammer (hatte er sich wohl von Thor gemopst) die Bühne quasi in Schutt und Asche. Mit „Twilight of the Thunder God“ ging das Konzert also grandios zu Ende. AMON AMARTH stellten erneut unter Beweis, dass sie die Könige des Wikinger-Metal sind und zu Recht als Headliner in den großen Hallen spielen. Kleiner Wermutstropfen war der schwammige Sound – Lautstärke allein reicht eben nicht...
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