Review:

Jomsviking

(AMON AMARTH)

TIPP

Drei Jahre sind ins Land gegangen seitdem AMON AMARTH mit „Deceiver Of The Gods“ ihr letztes Studioalbum auf den Markt brachten. 24 Jahre hat es gedauert, bis die Jungs aus Schweden endlich ein Konzeptalbum auf die Beine gestellt haben – und hier ist es nun. „Jomsviking“.

(Den nächsten Absatz darf jeder, den die Hintergrundgeschichte nicht so interessiert gerne überspringen. Ich verurteile euch zwar dafür, aber ihr kriegt das ja nicht mit.)

Die Geschichte geht um den Wikinger-Söldnerbund der Jomswikinger, basierend auf einer alten isländischen Saga aus dem 12. Jahrhundert. Es geht in der Vorgeschichte der Hintergrundgeschichte (oder so?) zunächst um zwei Brüder, die ein ungewolltes Kind eines Jarls zum König von Dänemark machen, um böse Vorzeichen, die einen Jarl vom Erscheinen beim Julfest des Königs abhalten, Geschichten von Königen, Regiziden und Schlachten um Pálnatóki, dem Bastard Sveinn und den König Harald – na ja, und so weiter. Das ganze resultiert jedenfalls im eigentlichen Bund der Jomswikinger, welche sich am besten mit folgendem Auszug aus der Sagas beschrieben lassen: „Ihre Gesetze begannen damit, daß sich kein Mann dorthin begeben sollte, der älter als 50 und keiner, der jünger als 18 Jahre wäre. Dazwischen sollten alle sein. Verwandtschaft sollte keine Bedeutung haben, wenn jemand sich in ihre Gesetzesgemeinschaft begeben wollte. Keiner sollte vor einem an Kampfkraft und Waffenausrüstung ebenbürtigen Mann fliehen. Jeder sollte den anderen rächen wie seinen eigenen Bruder. Keiner sollte Angst äußern oder irgendetwas fürchten, wie hoffnungslos die Situation auch schiene. Alles, was sie auf Kriegsfahrten erbeuteten, sollte zur Stange getragen werden, sowohl Kleineres als auch Größeres, das wertvoll wäre.[7] Wenn einer das nicht täte, sollte er sich fortbegeben müssen. Keiner sollte dort einen Streit entfachen. Wenn Neuigkeiten kämen, sollte keiner so unbesonnen sein, daß er sie mit lauter Stimme sagte, denn Pálnatóki sollte dort alle Neuigkeiten verkünden. Kein Mann sollte eine Frau in der Burg haben und keiner länger als drei Nächte von dort fort sein. Und selbst wenn ein Mann unter ihnen aufgenommen würde, der den Vater, Bruder oder irgendeinen Nahestehenden eines Mannes, der dort bereits zuvor gewesen war, erschlagen hätte und dies im Nachhinein herauskäme, da sollte Pálnatóki über alles das urteilen und über jede Uneinigkeit, die zwischen ihnen entstünde. Unter diesen Bedingungen saßen sie nun in der Burg und hielten ihre Gesetze gut. Sie fuhren jeden Sommer auf Kriegszug in unterschiedliche Länder und schufen sich Ruhm. Sie wurden für die besten Krieger gehalten, denen beinahe niemand zu ihrer Zeit glich, und sie wurden Jomswikinger genannt.“ Wer jedenfalls Lust hat sich die Zeit bis zum Album mit nerdigen Details zu vertreiben, es gibt tatsächlich eine deutsche Übersetzung online. Unnötig zu erwähnen, dass ich mir natürlich pronto das ganze Ding reingezogen habe.

Musikalisch sind AMON AMARTH auf „Jomsviking“ wieder so gut dabei wie seit Jahren nicht mehr – kein einziger der 11 Songs fällt hinter einem anderen zurück und es reiht sich ein Ohrwurm an den anderen. Der Opener „First Kill“ erinnert mit mit seinem Wechsel zwischen direkt an die (meiner Meinung nach damals noch um einiges stärkeren) Werke der Band, ohne dabei wie abgedroschener Garagen-Melo-Death zu wirken und wird spätestens mit dem Chorus („I am an outcast / All alone / I a nomad without home / I am an outlaw / I’m disowned / And I am no man’s son“) die Bühnen der kommenden Tour auseinander reißen. Songs wie das eher militärisch angehauchte „Wanderer“ oder „The Way Of Vikings“ marschieren nur so durch die Lautsprecher, „Raise Your Horns“ ist eine fast schon dreiste Mitgröhl-Hymne die Ihresgleichen sucht („Raise Your Horns / Raise ’em up to the sky / We will drink to glory tonight!“) und für „Vengeance Is My Name“ gilt es die Nackenmuskeln zu trainieren. Für „A Dream That Cannot Be“ wurde übrigens niemand geringeres als Madame DORO PESCH gewonnen – im Duett mit Johan Hegg ist das durchaus mal etwas Neues.

Fazit: „Jomsviking“ weiß in absolut jeder Hinsicht zu überzeugen. Die Scheibe kommt nicht nur erfolgreich ein stückweit zu AMON AMARTHs Wurzeln zurück und holt musikalisch die Fans der ersten Stunde wieder mehr ab als in den letzten beiden Platten; sie führt dabei auch trotzdem diese Spur Progressivität ein die eine Band nach über 20 Jahren einfach braucht – musikalisch wie konzeptuell. Natürlich wird aus AMON AMARTH nicht plötzlich deep underground technical Death Metal und diese Spur Klischee-Kopfschüttelmusik bleibt natürlich – aber ganz ehrlich, wen juckt das? Dementsprechend: Absoluter Pflichtkauf mit Ohrwurm-Garantie!

 

Jomsviking


Cover - Jomsviking Band:

AMON AMARTH


Genre: Death Metal
Tracks: 11
Länge: 52:28 (CD)
Label: Columbia
Vertrieb: Sony