Interview:

2010-09-29 The Man-Eating Tree

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Nach langen Jahren der Pause nach der Auflösung von SENTENCED ist Schlagzeuger Vesa Ranta wieder musikalisch unterwegs. Das neue Projekt hört auf den klangvollen Namen THE MAN-EATING TREE, weist eine Reihe der üblichen Verdächtigen in seinen Reihen auf und tourt demnächst als Support mit TAROT durch Deutschland. Anlass genug, sich mal mit Vesa zu unterhalten! InterviewWie seid ihr eigentlich zu eurem Bandnamen gekommen, was steckt dahinter?


Wir hatten ursprünglich ja zwei Gitarristen- mein Freund Miika war noch dabei, der dann starb. Als er noch am Leben war, haben wir immer vor uns hin gewitzelt, und nur kurze Zeit bevor er starb, meinte er, dass wir Menschen ja eigentlich nur Futter für die Bäume seien, weil wir wieder in der Erde landen, wenn wir sterben. Unmittelbar nachdem Miika starb haben wir dann Tuomas, unseren Sänger, gefunden. Ich finde der Name passt sehr gut, und ich finde ihn auch originell genug, um einzigartig zu sein.


Wie kam die Band überhaupt zustande?


Miika und ich haben uns darüber schon Gedanken gemacht als wir mit SENTENCED damals auf der letzten Tour waren, aber wir sahen keinerlei Grund zur Eile. Wir wollten lieber erst einmal ein oder zwei Jahre Pause machen, bevor wir ernsthaft etwas anfangen. Ich habe unseren Sänger leider etwas zu spät für Miika gefunden, aber ich habe schon das Gefühl, dass es irgendwie so gewollt war- Miika und ich haben zusammen etwa drei Jahre lang nach einem Sänger gesucht und unmittelbar nachdem Miika verstorben war fand ich dann Tuomas. Das was so seltsam. Musik ist das beste Mittel, um seinen Geist abzulenken und das war auch so etwas wie eine Therapie, denke ich, denn wir standen nach Miikas Tod natürlich alle unter Schock, ich und die anderen Jungs von SENTENCED.


Wen würdest du denn als eure musikalischen Einflüsse nennen?


Janne schreibt alle Songs, aber wir mögen praktisch die selben Bands, wie zum Beispiel ANATHEMA, TOOL, PORCUPINE TREE und natürlich OPETH. Bei Janne kommen auch noch ein bisschen SENTENCED dazu- er ist etwas jünger als wir, aber ich würde nicht sagen, dass SENTENCED bei uns wirklich eine große Rolle spielen, wir sind eine komplett andere Band. Aber natürlich klingt bei und jetzt auch diese Melancholie durch.


Würdest du sagen, dass das etwas relativ typisch finnisches ist im musikalischen Bereich, dieses melancholische Element?


Hm, es gibt natürlich jede Menge verschiedene Metalbands hier in Finnland, aber ich denke, dass vielleicht AMORPHIS, SENTENCED und THE MAN-EATING TREE in die selbe Richtung gehen, aber auch nicht zu sehr, glaube ich. Es gibt ja auch Bands wie KORPIKLAANI und TURISAS, die komplett anders klingen. Aber was die Melancholie angeht gebe ich dir schon irgendwie recht, auch wenn ich nicht weiß, woran das liegt. Vielleicht sind es die Winter hier, wenn es so lange kalt und dunkel ist. Vielleicht ist das die richtige Antwort- es erzeugt eine gewisse Dunkelheit in der Seele.


Du bist ja auch für das Album-Artwork verantwortlich. Was hat es damit auf sich- bezieht sich das Design auf euren Bandnamen?


Ich bin auch Fotograph und mag es entsprechend natürlich, meine eigenen Bilder im Booklet zu verwenden. In diesem Fall ist es diese Baum- und Waldthematik. Ich mag die Natur, sie ist sehr wichtig für mich. Ich gehe gerne im Wald spazieren, mache Bilder und gehe Campen.


Machst du das öfter, campen gehen?


Ja, so zwei-, dreimal im Jahr. Es ist eine gute Therapie, sich ab und an mal in die Mitte vom Nirgendwo zu begeben (Er lacht). Wir leben hier im Norden Finnlands (in Oulu, Anm.d. Red.), die Natur hier ist sehr schön. Ich campe dann meistens noch weiter im Norden, in Lappland. Das ist von hier aus nur 200 km entfernt und ich mag die Landschaft dort sehr. Lappland in Schweden oder Norwegen ist sogar noch schöner- da gibt es Berge… wir haben keine Berge hier. Für das Booklet habe ich einfach Bilder gesammelt, die zur Album-Thematik passen, aber es steckt keine tiefer Bedeutung im engeren Sinne hinter der Auswahl. Natürlich schaue ich mir schon an, welche Texte dann neben welchem Bild stehen, aber im Großen und Ganzen ist das komplette Booklet als Ganzes für mich ein Kunstwerk für sich. Ich habe auch damals das Artwork für die letzten beiden SENTENCED-Alben gemacht, „Cold White Light“ und „Funeral Album“.


Steht der Albumtitel „Vine“ auch im Zusammenhang dazu?


„Vine“… Hm, ich weiß nicht, der Titel erschien mir einfach passend. Weißt du, es ist unser erstes Album, wir wissen nicht, wie weit das Projekt wächst, wie groß es wird. Es ist ein guter Anfang und es hängt alles zusammen, man die kann die einzelnen Songs nur bedingt voneinander separieren. Da passt der Titel finde ich ganz gut.


Könntest du etwas zu den einzelnen Songs des Albums erzählen?


Ich kann etwas zum Musikalischen sagen, über die Texte sage ich nicht gerne so viel, weil das Tuomas Kunst ist und es, ja, in meinen Augen auch wirklich Kunst ist. Der erste Song, „Lathing A New Man“, ist meiner Ansicht nach ein ziemlich gutes Lied, um das Album beginnen zu lassen, weil darin sehr viele verschiedene Elemente stecken. Er ist ziemlich launisch und ich glaube in ihm steckt jeder einzelne Stil, den wir im Laufe des ganzen Albums verwenden. „The White Plateau“ hat einen sehr eingängigen Refrain und was ich wirklich sehr gerne mag sind die Walgesänge, die wir am Anfang im ersten Riff eingesetzt haben. Es sind auch ein paar Grunge-Elemente drin- wir mögen ALICE IN CHAINS und ich glaube an einigen Stellen finden sich beim Gesang da ALICE-Einflüsse.


Wie seid ihr auf die Walgesänge gekommen?


Wir haben schon in SENTENCED gerne kleine Tricks und exzentrische Sachen eingebaut, ich mag so was. Ich habe den Sound direkt ausgewählt- wenn man das Lied sehr sorgfältig über Kopfhörer anhört, kann man etwas davon hören. Es eher so etwas wie ein Insider-Witz, so etwas richtig seltsames mit auf das Album zu nehmen. Vielleicht können solche seltsamen Sachen bei nächsten Platte auf ein anderes Level bringen, so dass man sie auch tatsächlich hört. Die Walgesänge hört man kaum, aber sie sind da- da sind Wale auf unserer Platte! “This Longitude Of Sleep“ dagegen ist so eine Art Schlaflied, sehr ruhig und vielleicht sogar das ruhigste Lied, das ich jemals gespielt habe. Es hat etwas sehr Verträumtes. „King Of July“ ist das kürzeste Lied des Albums. Wenn ich einen Song fürs Radio aussuchen müsste, wäre es vermutlich „King Of July“. Es ist ein recht guter Rock/Metal-Song, nicht zu vertrackt. „Of Birth For Passing“ ist für uns ein sehr persönliches Lied. Janne ist vor einem Jahr Vater geworden, zur selben Zeit wartete jemand in seiner Familie jedoch auf den Tod und entsprechend gab es gleichzeitig sowohl großes Leid als auch große Hoffnungen. Davon handelt dieser Song, es sind sogar einige Zeilen darin, die dieser Sterbende gesagt hat. Sehr seltsam. Aber Janne wollte das Lied diesem Mann widmen. „Out Of The Wind“ ist so ein bißchen ein Radiosong- es ist auch unsere Single, aber da bin ich nicht so ganz zufrieden damit. Ich finde wir haben den falschen Song als erste Single ausgesucht. Ich mag das Lied, aber es ist nicht mein Favorit auf der Platte. Es ist ein ziemlich einfaches Lied, aber es hat einen guten Groove und gibt einem ein gutes Gefühl. Aber wie gesagt, es ist nicht mein Favorit. Was kam noch mal als nächstes…


„Nights In White Satin“.


Ah, natürlich… Das war ursprünglich Miikas Idee und gedacht für SENTENCED. Er kam vor etwa 6 Jahren mit dem Song zu mir, aber die Jungs von SENTENCED sind nicht wirklich drauf angesprungen. Nach Miikas Tod fiel mir das wieder ein und ich möchte es gerne Miika widmen, zumal ich auch finde, dass Tuomas Stimme sehr gut zu dem Lied passt. Ich hoffe, dass wir obwohl es ein Cover ist unseren eigenen Sound darin eingebracht haben- es ist nicht völlig anders, aber ich denke man findet sowohl uns als auch das Original darin wieder.


Weißt du, warum Miika gerade diesen Song covern wollte?


Miika war ein sehr offener Mensch was das angeht, ähnlich wie ich. Wir mochten beide die alten Klassiker, wie dieses sehr traurige Lied. Kurz bevor er mir es vorgeschlagen hatte, hatte ich es auch noch einmal im Radio gehört und wir waren beide davon überzeugt, dass wir das machen sollten. Den anderen gefiel die Idee nicht so gut oder sie kannten das Lied zum Teil auch gar nicht. Das nächste Lied, „Tide Shift“, war unser erstes, Janne hatte schon zwei oder drei Songs für die Band fertig, als wir anfingen, zusammen zu spielen, und das hier war der erste. Ich mag es sehr gerne, das Lied fließt- es hat nicht viele verschiedene Elemente, aber es ist irgendwie ein bisschen wie ein Ozean, es fließ konstant vor sich hin. Tuomas hat eine großartige Leistung abgeliefert. „Instead Of Sand And Stone“ haben wir gerade eben erst geprobt, weil wir ihn nächste Woche ins Live-Set aufnehmen wollen. Ich glaube, das Lied funktioniert live sehr gut- es fühlt sich etwas nach Twin Peaks-Metal an. Wir haben so diesen Witz in der Band, dass wir Twin Peaks-Metal spielen, weißt du (Er lacht). In unserer Musik liegt das selbe Gefühl, dass es auch in „Twin Peaks“ gibt, glaube ich. Sie kann sehr nett sein, aber auch sehr rau und dunkel. Eines meiner Lieblingslieder ist der letzte Song, „Amended“. Da stecken auch sehr viele verschiedene Stile drin, ähnlich wie im ersten Lied, in dem sehr viele verschiedene Elemente stecken. Ich finde es gut, dieses Lied dann am Ende des Albums zu haben, um es abzuschließen. Janne war der Ansicht, dass das letzte Lied unbedingt das Beste des ganzen Albums sein müsste- ich weiß nicht warum, aber irgendwie gebe ich ihm recht. Bei SENTENCEDs „Cold White Light“ war „No One There“ denke ich auch eines der besten und es ist das letzte Lied des Albums. Wir haben auch eine Akustikversion von „Amended“ aufgenommen, die ist als Bonustrack auf der japanischen Albumversion drauf. Ich denke, die werden die Fans dann früher oder später auf Myspace finden, aber noch nicht jetzt.


Warum ist die denn nur auf der japanischen Version?


Hm, das ist immer so, auf den japanischen sind meistens irgendwelche Bonustracks. Aber warum, da musst du das Label fragen. Wir müssen tun, was die wollen. Vielleicht schaffen wir es ja mit THE MAN-EATING TREE mal in Japan zu touren- mit SENTENCED waren wir da nie, was ist etwas traumatisch für mich. (Er lacht). Wir haben übrigens einen Extrasong aufgenommen, den wir veröffentlichen werden, bevor wir auf Tour gehen. Die Fans können ihn dann umsonst runterladen.


Von wo?


Ich weiß es nicht genau, ich denke von Century Media. Wir haben vor, so eine Art Tour-Blog zu schreiben, vielleicht dann von da. Oder von Myspace. Wir haben sogar schon um die sieben Songs für das nächste Album- wir waren mit den Aufnahmen für dieses Album letzten Februar fertig und hatten seitdem ja schon einiges an Zeit, um neue Sachen zu schreiben, wir haben schon fast 40 Minuten an neuem Material. Jetzt gehen wir ja erst einmal auf Tour, aber wir würden das zweite Album gerne nächstes Jahr in Angriff nehmen.


Ihr geht dann ja mit TAROT auf Tour- kennt ihr die Jungs denn schon?


Ich kenne Marco nun Janne Tolsa, den Keyboarder, aber auch nur, weil ich sie mal in einer Bar getroffen habe. Ich kenne sie also nicht besonders gut, ich habe nur mal Hallo gesagt. Aber ich denke in drei Wochen werden wir uns ganz gut kennenlernen und hoffentlich einiges an Spaß haben.


Das hoffen wir doch mal! In diesem Sinne vielen Dank für das Interview und viel Erfolg auf Tour!





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