Interview:

2007-03-09 Shadows Fall

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SHADOWS FALL haben sich durch konstant gute Scheiben und einen irren Tourmarathon eine treue Fanschar erspielt, die an dem neuen Album "Threads Of Life" wieder ihre Freude haben wird. Bestens aufgelegt und wie ein Wasserfall plaudernd war Brian Fair beim Interviewtermin an einem regnerischen Freitagmittag und gab Auskunf zum Stand der Dinge im Hause SHADOWS FALL, wie auch zu den Arbeiten am neuen Album, weiteren Tourplänen und den Gründen, seine Schuhe zu verschenken Interview Euer neues Album klingt für mich wie eine Verbindung aus "The Art Of Balance" und "The War Within". War das beabsichtigt?


Ja, kann man so sagen. Wir wollten die bestmöglichen Songs schreiben und Rock?n?Roll, Thrash Metal und melodischen Metal verbinden. Das haben wir schon auf den beiden vorherigen Alben versucht, aber trotzdem klingen sie unterschiedlich. Bei "Threads Of Life" waren wir fokussierter und haben versucht, den Sound beider Alben zu verbinden, was uns auch gelungen ist.


Lief das Songschreiben trotzdem noch spontan ab oder war das eine durchgeplante Angelegenheit?


Wir haben uns einfach zusammengesetzt und angefangen, Songs zusammenzubasteln, wobei wir alle den gleichen Plan hatten und das ganze sehr fließend war. Wir versuchen uns auf neue Riffs zu konzentrieren und daraus einen Song zu machen, eigentlich ganz ohne Plan. Die Songs sollen einfach arschtreten *lacht*.


Ist euch auch gelungen, finde ich.


Danke, das ist cool *lacht*.


Du sagtest gerade, dass das Songschreiben sehr schnell und flüssig ablief. Wie lange habt ihr denn insgesamt gebraucht, um die Scheibe fertig zu haben?


Naja, das ist schwer zu sagen, da wir es nicht einem Stück bearbeitet haben, sondern uns immer wieder hingesetzt und dran gearbeitet haben. Im Prinzip haben wir so das ganze letzte Jahr mit dem Album verbracht. Zwischendurch haben wir ja immer wieder getourt und dann zu Hause, mit dem Abstand von der Tour, die Demos nochmal gehört und wieder an den Songs gearbeitet. Die Ideen an sich kamen aber sehr schnell und wir haben versucht, sie dann auch so schnell wie möglich als Demo festzuhalten. Am Längsten hat natürlich das Zusammenstellen der einzelnen Songs gedauert, die ganzen Riffs und Ideen zu fertigen Songs zu machen.


Kam euch dann die Neuauflage von "Fallout From The War" nicht in die Quere, also das erneute Einspielen der Songs? Das dürfte euch doch aus den neuen Songs rausgerissen haben?


Die Songs, die wir für "Fallout From The War" nochmal eingespielt haben, fühlten sich bis dahin irgendwie kahl an *lacht* und wir waren froh über die Chance, sie endlich komplett einzuspielen und zu veröffentlichen. Die Arbeit an ihnen an uns auch neu inspiriert für die Arbeiten an dem neuen Album, da wir so auch schonmal wieder in das Studiofeeling kamen, nachdem wir zwei Jahre fast nur getourt haben. Es hat das Feuer neu entzündet und wir konnten hinterher leichter neue Songs schreiben.


Von "Threads Of Life" habe ich hier nur eine Promo-CD ohne Texte. Kannst du mir über die ein wenig erzählen? Gibt es sowas wie ein Haupthema in den Texten?


Auch wenn für mich die Texte sehr wichtig sind, habe ich auf ein übergreifendes Thema für das Album verzichtet. Es sind eher Geschichten über Individuen, die sich teilweise auch aus meinen persönlichen Erfahrungen erklären lassen, wie z.B. "Final Call".
"Just Another Nightmare" ist, im Gegensatz dazu, eine rein fiktive Geschichte ? und die erste, die ich jemals geschrieben habe, die sich um einen Kerl dreht, der jede Nacht schreckliche Alpträume hat, bis er realisiert, dass es keine Träume sind, sondern er tatsächlich jede Nacht losgeht und Leute umbringt. *lacht* Für mich war das was Neues, so eine Atmosphäre wie aus einem Horrorfilm vermitteln zu wollen, und ich glaube dass mir das gelungen ist
. "Redemption" wiederum dreht um sich um die Kraft der Stimme und die Möglichkeit, durch sie Ideen zu vermitteln und aufzustehen und gegen Autiritäten und Ungerechtigkeiten anzugehen.

Es sind alles verschiedene Geschichten, aber ich habe dem Album den Titel ?Threads Of Life? gegeben, da diese verschiedenen Geschichten ein gutes Bild vom Leben wiedergeben und die sozusagen aus vielen Fäden ein Bild entsteht, ein Bild vom Leben.


Das ist ein sehr intellektueller Ansatz.


Ja, sollte man von einem Metalhead gar nicht erwarten, was? *lacht*


Würdest du SHADOWS FALL als politsche Band bezeichnen? Eine Band, die eine Botschaft transportiert oder ihre Meinungen über Politik äußert?


Ich würde uns niemals als politische Band bezeichnen, da wir alle sehr unterschiedliche Ansichten und Vorstellungen haben. Das Einzige, auf das wir uns alle wirklich einigen können, ist immer positiv zu bleiben. SHADOWS FALL gibt mir die Möglichkeit, jede Nacht über persönliche Erfahrungen und Erlebnisse zu singen, aber ich würde das nie als Möglichkeit für Politik mißbrauchen, denn das würde mich über die anderen Mitglieder stellen, da ich nur meine Sichtweise ausdrücken würde. Ich bin z.B. Vegetarier, schon fast mein ganzes Leben, aber andere sind es nicht. Deswegen schreibe ich keinen SHADOWS FALL-Song darüber, weil dem nicht alle zustimmen könnten. Ich würde ihnen Worte in den Mund legen und das will ich nicht, genausowenig wie sie. Ich kann mich selbst ausdrücken, solange ich diese Grenze nicht überschreite und das ist cool für mich.


Das heißt im Umkehrschluss, dass du dir für einen politische Band neue Leute suchen müßtest, also ein Projekt starten.


Ja, ganz genau. Ich würde mir ein paar Leute suchen, die solche Dinge ähnlich sehen und nicht versuchen, SHADOWS FALL meine Ansichten aufzuzwingen. Anderen Leuten etwas aufzwingen will ich einfach nicht und ich bin ihnen dankbar, dass sie mich schon seit so langer Zeit Texte direkt aus meinem Herzen schreiben lassen.


Zeuss hat eurem Album einen organischen Sound gegeben, der rauer als der von "The War Within" ist. War das eure Idee?


Ja, war es. Viele Alben der letzten Zeit klingen zu glatt, zu Maschinenmäßig. Davon wollten wir wegkommen und stattdessen einen roheren Sound haben, der trotzdem Punch hat. Wir wollten einen Sound, der gleichzeitig heavy ist und trotzdem organisch klingt.


Roadrunner hat ja mit den Promo-CDs zu "Threads Of Life" einen ordentlichen Aufwand betrieben und sie mit watermarked Tracks versehen, mit denen sie Kopien zurückverfolgen können. Was hältst du davon, ist das in eurem Fall angemessen?


Es ist natürlich allein ihre Entscheidung, aber ich kann das verstehen, denn so viele Alben kann man schon vorab im Netz finden, da sie irgendwo durch ein Leck verbreitet wurden, wie das beim letzten KILLSWITCH ENGAGE-Album war, wo sowas ein großer Faktor war.
Ehrlich gesagt bin ich dafür, Musik frei tauschen zu dürfen, solange vor einer Veröffentlichung nichts durchsickert. RR hat da vielleicht etwas extrem reagiert, aber solange das für sie ok ist, müssen wir damit leben. Es ist natürlich nur blöd, dass diese CDs nicht überall laufen *lacht*.


Kommen wir doch zu einem erfreulicheren Thema: ihr seit eine sehr tourfreudige Band. Ihr seit in den letzten zwei Jahren beinahe konstant auf Tour gewesen, wollt ihr das auch in Zukunft so massiv sein?


Sobald das Album veröffentlicht ist, werden wir wieder für eine lange Zeit unterwegs sein, ja. Es ist momentan unser längster Break vom Touren, um das Album fertigzustellen und Promotion zu machen und langsam werden wir ungeduldig, wieder zu touren. Es hat sich bei jedem von uns viel Energie angesammelt, die auf der Bühne rausgelassen werden muss. Wir werden als Erstes in den USA mit STONE SOUR und LACUNA COIL touren und dann den Rest der Welt beackern. Irgendwann auch Europa, wir wissen nur leider noch nicht genau, wann. No rest for the wicked, you know? *lacht*


Habt ihr bei der Tourplanung Mitspracherecht oder macht das euer Booker völlig unabhängig von euren Wünschen?


Wir können sagen, wann wir wo spielen wollen und sie versuchen es möglich zu machen, aber das klappt natürlich nicht immer. So wollten wir schon immer in Südamerika touren und dieses Jahr wird das wohl klappen, dafür sind wir natürlich sehr dankbar.


Kannst du dir vorstellen in Indien und China zu touren?


Das wäre großartig! Wir würden überall spielen *lacht* Musik verbreitet sich weltweit und gerade die beiden Länder haben so viele Leute, die uns sicher mögen würden. Es wäre toll, wenn Musik wirklich einmal weltweit wäre, denn mit ihr kann man Mauern einreißen und die Welt näher zusammenbringen. Egal, ob es geographische oder kulturelle Mauern sind, Musik schert sich darum nicht. Wir hoffen, dass wir irgendwann einmal auf der ganzen Welt touren und die Message of metal verbreiten können *lacht*


Ich hab euch vor zwei Jahren beim With Full Force Festival gesehen, als ihr am Sonntag spieltet und du am Ende des Sets deine Schuhe in die Menge geschleudert hast.


*lacht* Oh ja, daran kann ich mich erinnern *lacht*. Das war das Ende der Tour und ich wollte einfach nichts mit nach Hause nehmen.


Ich hab noch auf deine Hose und Unterwäsche gewartet?


*lacht* Die Frauen waren da schon so verrrückt, das wäre nicht gut gegangen! Es war eine unglaubliche Show, wir hatten da eine so tolle Zeit! *lacht* Für uns sind die europäischen Festivals immer was ganz Besonderes, mit den ganzen Fans und vielen Musikern und den ganzen Platz. Hier bei uns gibt es sowas einfach nicht.
Es wäre toll, wenn wir wieder einmal da spielen könnten, vor so vielen Leuten. Vielleicht nächstes oder noch dieses Jahr, wer weiß.


Schaust du dir auch Bands bei den Festivals an, so als Fan?


Auf jeden Fall. Ich hab mir beim WFF MONSTER MAGNET und PENNYWISE angesehen und unsere alten Freunde von AGNOSTIC FRONT. Das war echt cool, vor allem da sie vor so vielen Leuten gespielt haben. Wir haben schon oft mit ihnen hier in den USA gespielt und da war es nie so voll wie bei dem Festival. Sie als Headliner zu sehen war einfach toll. Ich hab aber auch viel Zeit an der Bar verbracht *lacht* und mit vielen Leuten gesprochen.


Hast du dir schon mal Gedanken über die Möglichkeit gemacht, weniger zu touren und neben SHADOWS FALL noch anderen Projekte zu machen?


Ja, hab ich, aber momentan gefällt es mir so sehr, unterwegs zu sein, dass ich in der Richtung nichts weiter verfolge. Touren war einer der Gründe, weswegen wir Musik machen. Es ist möglich, dass wir ein wenig Tempo rausnehmen, wenn wir älter werden, aber im Momemt ist das noch kein Thema. *lacht* Wenn ich zu lange zu Hause bin, werde ich einfach zu unruhig. Wenn es aber irgendwann so weit kommt, dass ich von einer Tour total fertig bin, werden wir sehen, was passiert.
Wir haben alle Dinge, in die wir Zeit investieren, ich mache mich z.B. mit ProTools fit, aber unser Fokus liegt im Moment auf jeden Fall beim Touren.


Ihr habt seit dem Wechsel am Schlagzeug vor einigen Jahren ein stabiles Line-Up gehabt..


Jemand Neues zu integrieren wäre auch sehr schwierig. Seitdem Jason zu uns gekommen ist, sind wir ohne Wechsel und haben ein sehr stabiles Line-Up, das stimmt, mit dem wir hoffentlich sehr lange weitermachen können .


Ja, das wäre meine Frage: was würde bei einem Wechsel passieren?


Ich habe keine Idee, wirklich nicht. Es könnte das Ende bedeuten, denn jemand Neues in unsere Gemeinschaft zu integrieren, könnte sehr schwierig werden. Wir sind genau da, wo wir sein wollen und haben das zusammen erreicht, das hat uns natürlich zusammenwachsen lassen. Ich kann mir nicht vorstellen wie es wäre, wenn jemand Neues dazukommt. Ich meine, wenn man solange zusammenlebt, fast so wie Brüder, dann ist es für jeden Neuen schwer, da reinzukommen. *lacht*
Wir kennen uns alle sehr gut, wir kennen vor allem die Schwächen eines jeden sehr gut. Das macht es für Neue sehr schwer. Wir würden ihn wahrscheinlich die erste Zeit einfach nur hassen. *lacht*


Eine Band ist ja auch beinahe wie eine Ehe.


Total, ja. Man lebt wie Brüder und Freunde und du weißt, wie du mit den anderen umgehen mußt und wie man am Besten miteinander auskommt. Es ist ein delikater Balanceakt, von daher kann ich mir nur schwer vorstellen, wie sich ein Wechsel auswirken würde.


Euer Drummer, Jason, bekommt ja in letzter Zeit viel Aufmerksamkeit von den Medien und hat mit seinen Clinics einige Erfolge. Wie ist das für den Rest von euch?


Wir finden das super, dass er endlich die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient. Er arbeitet so hart und probt verdammt viel, gibt Unterricht und nimmt selbst welchen, und ist bereit, für seine Clinics weit zu reisen, von daher ist es nur fair, dass er im Rampenlicht steht. Er bekommt den Respekt und die Anerkennung, den er unserer Meinung nach auch verdient. Es ist einfach toll, dass sich seine harte Arbeit endlich auszahlt. Außerdem ist es gut, wenn der Mann hinter dem Schlagzeug ein echter Profi ist, der weiß was er tut. Und wer ihn beobachtet, wird sich vielleicht auch für SHADOWS FALL interessieren, das ist nur gut für uns.


Bei Jason muß man sich also keine Sorgen machen, der kommt nach einem möglichen Ende von SHADOWS FALL schon zurecht. Wie sieht es bei dir aus?


Ich habe schon viel gemacht, Promotion für Bands, ein wenig Studioarbeit, mit ProTools arbeiten, allsowas. Ich weiß nicht genau, was ich machen würde, aber es wird mit Musik zu tun haben, egal ob als Booker, Promoter oder im Studio oder sonstwo. Vielleicht könnte ich auch als männlicher Stripper arbeiten, aber wahrscheinlich nur für eine Woche *lacht*.




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