Interview:

2007-05-12 Saga

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Wir hatten zwar schon etwas länger die Ehre eines Interviews mit SAGA Frontman Michael Sadler, aber dann überschlugen sich kurz danach die Ereignisse. Als nämlich bekannt gegeben wurde, dass der charismatische Sänger nach 30 Jahren die Band Ende 2007 leider verlassen würde. Wir haben daher nochmal nachgehakt, um auch ein aktuelles Statement von Michael zu dieser doch überraschenden Entwicklung zu bekommen.Interview
Mit eurem noch aktuellen Werk "Trust" hat SAGA den größten Erfolg seit dem 1999er Comebackwerk "Full Circle" erreicht- worin siehst Du dies letztlich begründet?




Vielleicht ist die neue Energie in der Band ein Grund, dadurch erzeugt, dass wir die Sache wieder selbst in die Hand genommen haben. Das und die Tatsache, dass wir genau das Album produziert haben, auf das unsere Fans so lange gewartet haben. Das habe ich jedenfalls von vielen gehört.




Die Meinung der Fans und vieler Zeitschriften ist, dass SAGA heute wieder mehr wie zu ihren Anfängen klingen, viel progressiver. Wie erklären Sie sich diese Aussage?




Falls damit gemeint ist, dass wir heute progressiver sind als noch vor einiger Zeit, dann kann ich dem nur zustimmen.




Meiner Meinung nach waren "Marathon" oder "House of Cards" ebenfalls sehr gute Alben, die Zusammenstellung war nur nicht ganz so überzeugend. Trotzdem waren die Alben nicht so erfolgreich wie "Trust". An was liegt´s?




Das ist einfach. "Trust" ist ein in sich abgerundetes Album, "kompletter" als jedes andere, welches wir in letzter Zeit herausgebracht haben.




Erzählen Sie uns etwas über die Intention vor und während der Produktion von "Trust".




Es sollte lebendig, ehrlich und leidenschaftlich werden!




Im letzten Sommer war SAGA der Hauptgruppe des ROCK OF AGES Festivals, wie hat sich das ergeben und wie waren die Reaktionen der hauptsächlich jüngeren Besucher hinsichtlich Eures Gigs?




Man kann so sagen: uns wurde ein Angebot gemacht, welches wir nicht ausschlagen konnten. Gerade in letzter Zeit habe ich viele junge Gesichter im Publikum gesehen, die schienen uns für sich entdeckt zu haben. Das ist ein tolles Gefühl, besonders wenn man ihnen ansieht, dass sie sich amüsieren.



Was hat Euch dazu gebracht oder besser gesagt dazu motiviert heute so fantastische Musik zu machen?




Der Gedanke einfach mit der Gruppe zusammen zu sein und etwas Neues dabei zu kreieren hat schon ausgereicht, um das ganze ins Rollen zu bekommen. Unser Album mag nur aus 12 unterschiedlichen Noten bestehen, aber wir mussten eben diese in der richtigen Art und Weise zu betonen.



Seit Ihr zufrieden mit den Reaktionen hinsichtlich Eures neuen Albums oder hat Euch soviel positives Feedback überhaupt nicht überrascht?




Ich muss sagen, ich war sehr zuversichtlich, dass "Trust" positiv angenommen werden wurde. Aber positiv in solch einem Ausmaß? Das hat uns extrem erfreut.



Was waren die besten und was die negativsten Kommentare, die Ihr bisher über das aktuelle Album gehört habt?




Das Beste: Das ist SAGAs bestes Werk seit "World´s Apart"!

Das Schlechteste: Das ist SAGAs bestes Werk seit "World´s Apart"!



Wenn man den Status von SAGA in der Musikszene betrachtet, gibt es Unterschiede zwischen Europa und z.B. USA/Kanada?




Der größte Unterschied liegt im Bewusstsein der Menschen. Die Tatsache, dass wir in Europa bekannter sind als in Nord Amerika ist darin begründet, dass wir in Europa einfach mehr touren als auf anderen Kontinenten.



Das großartige Art Work von "Trust" sowie die wunderbare Produktion haben mich sehr beeindruckt. Wer war denn dafür zuständig?





Das überwältigende Art Work wurde von einem Mann namens Balazs Papay kreiert und der Sound des Albums ist das Ergebnis geballter Kompetenz von Andi Charal und Geoff Kent.




Worum geht es in den Songs, enthalten sie auch autobiographische Texte?




Die Texte des Albums "Trust", sowie die der meisten unserer Alben, sind sehr unterschiedlich. Ein Teil der Songs beschäftigt sich mit dem Album-Titel, andere handeln von Beobachtungen oder Rückschlüssen basierend auf unserem menschlichen Verhalten. Damit verbunden sind einige Textteile unserer Songs unweigerlich autobiographisch.



Welches sind die herausragenden Unterschiede zwischen dem letzten und dem aktuellen Album?




Für mich persönlich war der signifikanteste Unterschied mein Anliegen am Klang der Stimme. Dieses Anliegen wurde zum ersten Mal zum Mittelpunkt meiner ganzen Aufmerksamkeit.



Gibt es Songs, die Sie anderen gegenüber vorziehen? Wenn ja welche?




Wie ich schon sagte, ich denke, dass uns mit "Trust" ein mehr als mit anderen Alben in sich abgerundetes Werk gelungen ist. Deshalb ist es mir auch nicht möglich einen Song über einen anderen zu stellen. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich sagen "On The Other Side", aufgrund des Refrains und des Themas.



Mein persönliches Lieblingslied ist "It´s Your Life", erzählen Sie unseren Lesen ein wenig über diesen Song.




Es ist das Werk von Jim C. und so weit ich das sagen kann, geht es darum zu lernen nein zu sagen.



Welche Einflüsse wirkten früher und heute auf die Band und die Musik? Woher nehmt Ihr Eure Inspiration?




Früher haben wir uns an GENTLE GIANT und GENESIS orientiert. Musik musste progressive sein oder sie hat mich nicht interessiert. In letzter Zeit gefällt mir alles, was einen Funken Authentizität beinhaltet. Egal um welches Genre es sich handelt. In der heutigen Musikszene scheint es nämlich an so etwas zu mangeln, weshalb mein Interesse nur geweckt wird, wenn ich einen gewissen Grad an Einfallsreichtum heraushöre.



Brian Doerner sitzt schon seit längerem an den Drums bei SAGA, wie kam es denn dazu und wieso hat Steven Negus die Band verlassen?




Da Christian Simpson aufgrund seiner gesundheitlichen Verfassung nicht mehr weiterhin Schlagzeug spielen konnte, waren wir gezwungen recht schnell einen Nachfolger für ihn zu finden. Nachdem wir uns entschieden haben es mit Brian zu versuchen, haben Jim Gilmour und Ian Crichton an einem Tag in Kanada für einige Stunden mit ihm gespielt. Sie wussten sofort, dass er der richtige Mann für den Job ist. Steve Negus hat die Band aus persönlichen Gründen verlassen, wir sind bis heute gute Freunde geblieben.



Welcher war Euer schlimmster Auftritt, welcher war der beste? Erzähl mal ein bisschen darüber.




Dass der Auftritt so schlimm war lag weniger an dem Auftritt sondern mehr an dem Ort. Als wir das erste Mal in Italien gespielt haben, wurden uns eine Menge Sachen gestohlen. Ich erinnere mich nur ungern daran zurück. Den besten Auftritt hatten wir nach Sir Elton John beim "Rock am Ring" vor 90.000 Menschen. Wir haben nur gedacht:"Besser kann es gar nicht mehr werden!".



Wen würden Sie gern einmal treffen, um mit ihm ein nettes Gespräch zu führen oder ihm mal ordentlich die Meinung zu sagen?




Freddy Mercury, um mich zuerst mit ihm zu unterhalten und ihm dann in den Hintern zu treten. Dafür, dass er sich verabschiedet hat bevor wir die Chance gehabt haben gemeinsam Musik zu machen.



Kannst du uns bitte Deine, für viele Fans sehr überraschende, Entscheidung Anfang des Jahres die Band trotz der tollen Erfolge zu verlassen etwas näher erklären?




Der reale Grund oder besser die Gründe sind tatsächlich rein persönlicher Natur. Diese Entscheidung resultiert in keinster Weise (wie in manchen Foren bereits wild spekuliert wurde, Anm. des Verfassers) aus irgendwelchen Streitpunkten mit der Band bezüglich kreativer Freiheiten. Das heißt mit anderen Worten musikalisch könnte ich nicht sein glücklicher mit dem, wo die Band sich im Augenblick befindet. Dieses ist jetzt einfach etwas, was ich so tun mußte.



Gibt es derzeit noch irgendwelche Pläne eine letzte reguläre CD in 2007 aufzunehmen?



Es könnte möglicherweise ein neues Album 2007 geben aber wenn, dann nur mit einem anderen Sänger. Ansonsten haben wir jetzt gerade den Release von "Worlds apart Revisited" vor der Tür stehen und gegen Ende des Jahres kommt dann die große "30th Anniversary/Farewell to Michael" Tour mit zahlreichen Terminen auch wieder in Deutschland.



Wirst Du danach mit dem Singen ganz aufhören oder machst du nur eine kreative Pause?




Ich werde ganz sicher dass Singen nicht aufgeben. Es ist die eine Leidenschaft, die sich niemals seit meinem achten Lebensjahr geändert hat! Tatsache ist jetzt nun einmal, ich werde die Band nach dem Ende der ´07-Europatour verlassen. Aber ich werde weiterhin Musik schreiben und natürlich auch singen solange bis ich nicht mehr kann!



Einige Worte vielleicht noch kurz zu Deinem (von manchen Fans vermuteten schlechten) gesundheitlichen Wohlbefinden?




Ich könnte im Augenblick einfach nicht gesünder oder zufriedener mit meinen Gedanken, Körper und Gedanken sein, insbesondere, weil ich dies genau weiß, obgleich dies ohne Frage eine der größten Entscheidungen meines Lebens ist, aber dies war für mich und meine Familie der richtige Weg.



Alles klar dann sehen wir uns ganz sicher auf der großen Abschiedstour im Herbst!


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